Sonntag, 21. August 2016

Galater 5,1-6: Chancen für Gerechtigkeit - Zeichen der Freiheit

I.  Homiletische Vorüberlegungen

Galater 5,1-6 (mit V. 13-16) hat für die Entwicklung von Luthers Rechtfertigungslehre eine große Rolle gespielt. Die exegetischen und theologiegeschichtlichen Bezüge sind aber für eine Übertragung in die heutige Zeit relativ kompliziert, gerade wenn man das "Reformationsjubiläum" 1517/2017 mit bedenkt. Das zeigen die wichtigen Stichworte dieses Textes:

Der Begriff Beschneidung gehört nicht zum geläufigen Vokabular der meisten ZuhörerInnen einer Predigt. Darum möchte ich ihn als Symbol bestimmter Zwänge zu Erfolg und Glück aktualisieren. Man mus darum auch nicht die Problematik der galatischen Gemeinden aufnehmen. Das junge Christentum, aus dem Judentum kommend, war herausgefordert, bestimmte jüdischen Riten zu überdenken, neu zu interpretieren oder gar abzuschaffen. Heute haben wir es in der Kirche oft mit leergelaufenen Riten  und Kulthandlungen zu tun, die eine "Beschneidung" herausfordern. Das wäre dann eine Beschneidung symbolischer Art. 

Die Problematik des Verhältnisses von Juden und Christen sollte man nicht der Beschneidungsfrage konkretisieren. Immerhin muss man von Gemeinden ausgehen, die selbst mit den biblischen Bezügen allgemein nicht mehr vertraut sind (geschweige denn mit der Anspielung auf  Hagar und Sara).  

Die Äußerungen des Paulus zur Freiheit Christi spielen im Zusammenhang der Rechtfertigungslehre eine wichtige Rolle. Dass Problem der Rechtfertigung taucht heute meist im Zusammenhang von Selbstrechtfertigungen auf. Da werden Fehler vertuscht, Pannen verschleiert, dementiert und gelogen, bis die Wahrheit dann doch mühsam und bröckchenweise an Land kommt. Luther dagegen rang mit der Frage: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Er erfuhr erst nach vielen Versuchen und inneren Kämpfen, dass er sich die Rechtfertigung vor Gott nicht verdienen konnte, sondern dass sie ein Geschenk bedingungsloser göttlicher Gnade ist. 

Vers 6 könnte der hermeneutische Schlüssel für eine Predigt sein,
in der sich diese Schwerpunkte bedenken ließen:
  • Die leergewordenen Riten beschneiden
  • Loslassen und frei werden, die Chance des Neuanfangs
  • Sich von der Liebe prägen lassen

II.  Predigtskizze zu Galater 5,1-6
Chancen für Gerechtigkeit - Zeichen der Freiheit
(23. Sonntag n. Trinitatis - auch Reformationsfest)

1.  Beschneidung der Riten
Was Paulus an die Gemeinden Galatiens schreibt, geht uns eigentlich nichts mehr an. Wir praktizieren die Beschneidung nicht mehr, wie es in der jüdischen Religion heute noch üblich ist und übrigens auch im Islam praktiziert wird. Mit diesem Thema haben wir also im Grunde nichts zu tun. Oder vielleicht doch in einem übertragenen Sinne? Könnte es nicht sein, dass wir eine Reihe unserer auch frommen Bräuche und Verhaltensweisen beschneiden müssten?
In vielen unserer Gemeinden hat sich ein Traditionalismus breit gemacht. Das ist eine Art, Neues außen vor zu lassen. Das Bestehende ist doch genug! Eine heutige Bedeutung von Beschneidung könnte aber heißen: Beschneidung unserer Riten, damit Neues wachsen kann, im Sinne von: lebendiger Liturgie, offenen Begegnungen in unseren Gemeinden gerade mit den Andersdenkenden! Veränderung tut dringend not, damit ein frischer Wind über die Patina unserer bisherigen Praxis weht.

2. Was ist Gerechtigkeit?
Auch wenn in dieser Gemeinde hier vielleicht alles noch zufriedenstellend läuft, sind doch die Risse und Knackpunkte in unserer Kirche unübersehbar. Es werden Strukturreformen durchgeführt. Sie haben eigentlich nur verwaltungstechnischen Charakter: Mehr Gemeindegliederzahlen pro Pfarrer, also größere Gemeinden und weniger Pfarrer, Einsparpotenziale suchen usw.
Aber noch größer sind die Probleme und die Risse in unserer Gesellschaft:
Unrecht, Brutalität, Gewalt gegen Ausländer, Flüchtlinge und Behinderte nehmen zu. Die derzeit beklagten Missstände unserer Gesellschaft sind allerdings Symptome einer tieferen Krise: Vielen geht es von Jahr zu Jahr wirklich schlechter, die Renten der nachwachsenden Generationen sind keineswegs sicher.     
Wenn wir Nachrichten hören und im Fernsehen schauen, geht es ständig um zunehmende Konflikte und Gewaltakte weltweit, um gesellschaftliche Veränderungen, Krise unserer Beziehungen, die Krise unserer Wirtschaft, das Auseinanderklaffen zwischen unermesslichem Reichtum der Wenigen und zunehmender Armut der Vielen, die Krise unserer Umwelt, das Versagen faktisch aller politischen Friedensbemühungen. All diese Krisen lassen sich weder wegreden, noch aussitzen. Was also ist zu tun, wenn im täglichen Miteinander wie der sog. großen Politik die Moral auf der Strecke bleibt?
Im Privaten wie Nationalen scheint sich gar ein neues Verständnis von Ungerechtigkeit durchzusetzen. In einem Schulgottesdienst haben es die Schüler einmal auf den Punkt gebracht: Gerechtigkeit ist, wenn es mir gut geht, Ungerechtigkeit ist, wenn es mir schlecht geht.

3.  Veränderung
Eine neue Fassade, ein neues Make up reichen wohl nicht. Auch die pfiffigste Werbeagentur und die tollsten Plakate werden die Krisen nicht wegzaubern. Martin Luther wäre mit der Reformation sicher gescheitert, wenn er sich nur an den üblen Tricks des Ablasshandels festgebissen hätte. Es ging ja nicht nur darum, dass man mit Geld seine Seele nicht freikaufen kann, sondern es ging und es geht um die Veränderung der Seelen und der Herzen. Da diese sich offensichtlich nicht zum Besseren ändern, scheint sich auch für die Gerechtigkeit keine neue Chance zu bieten.
Ein Rechtsanwalt hat mir einmal gesagt: "Was wollen Sie denn? Auch beim Gericht gibt es keine Gerechtigkeit, höchstens ein Urteil!" Also: Keine Chance für Gerechtigkeit?
Wenn dem so ist, muss, dann muss ein deutliches "Nein" die erste Reaktion sein. Nein zu den Hasstiraden gegen Ausländer, Nein zur Abschottungsmentalität gegen Flüchtlinge, Nein zur Konzentration unermesslichen Reichtums bei Wenigen, Nein zum Waffenhandel der Kriegsgewinnler auch bei uns.  Dazu gehört Mut, denn mit diesem Neinsagen sagen wir: Wir spielen nicht mehr mit! Das sieht fast nach zivilem Ungehorsam aus. Und gegen den Strom der allgemeinen Meinung zu schwimmen, steht nicht hoch im Kurs. Aber solche Tugenden brauchen wir, damit eine Reformation "an Haupt und Gliedern", wie man damals zu Luthers Zeiten gern sagte, stattfinden kann. Das gilt natürlich auch für die Kirche, die sich immer wieder reformieren muss: Ecclesia semper reformanda.

3. Neu anfangen
Dazu gehört natürlich auch, Fehler einzugestehen und die Chance des Neuanfangs zu wagen. Das scheinen die größten Hindernisse heute zu sein. Man muss natürlich fairerweise zugeben, dass Eingeständnisse von Fehlern und Schuld in unserer Gesellschaft nicht honoriert werden. Oft wird bis tzum letzten Augenblick gelogen! Irgendwie  wollen wir alle gut dastehen, ja, sehen uns gezwungen, besser als die anderen zu sein. Dabei wäre Courage im Alltag angebracht = wenn Menschen beschimpft oder ausgegrenzt werden. Jeder von Ihnen kennt sicher Beispiele. Gerade wenn wir angesichts des Unrechts und fehlendem Respekt vor dem Andern wegschauen, werden die zarten sensiblen Seiten unseres Menschseins beschnitten: Wir verkaufen unsere innere Unabhängigkeit.
Ein besonderes ermutigendes Beispiel von innerer Freiheit ist die Geschichte jenes Flüchtlings, der eine große Summe Geld fand und sie unverzüglich zur Polizei brachte …  

4. Die Freiheit, zu der Christus uns befreit hat
Wie sieht es bei uns Christen mit dieser Freiheit aus? Martin Luther ist nicht nur durch seine 95 Thesen von 1517, sondern unter anderem durch eine kleine Schrift von 1520 berühmt geworden: Von der Freiheit eines Christenmenschen .Dort schreibt er: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan", aber er fügt hinzu: "Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.
Diese logisch nicht aufzulösende Widersprüchlichkeit hat aber eine tiefere Wahrheit in sich. Im Grunde haben wir sie alle schon erfahren: Wenn sich zwei Menschen wirklich lieben und gemeinsam ihren Lebensweg gehen, sieht es so aus, als verzichteten sie auf viel Freiheit. In Machomanier spottet man dann über das Joch der Ehe. In der Wirklichkeit der Liebe ist es aber genau umgekehrt: je mehr sich die beiden Liebenden aufeinander einlassen, und zwar auf Dauer, je mehr sie sich an den Partner binden, umso mehr geben sie sich frei und werden glücklicher.
Wenn wir schon im menschlichen Miteinander Freiheit aus liebender Hingabe erfahren, ist nicht einzusehen, warum die Freiheit, von der Paulus spricht, gänzlich anderer Natur oder ein neues Sklavenjoch sein sollte. Die Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, wird sich als neu geschenkte Lebensmöglichkeit herausstellen.
Wir brauchen also Orientierung. Sie kommt sehr schön in einem indianischen Gebet zum Ausdruck:
Wenn ich zurückschaue, bin ich mit Dankbarkeit erfüllt.
Wenn ich nach vorn schaue, bin ich von Vision erfüllt.
Schaue ich nach oben, bin ich von Stärke erfüllt.
Wenn ich in mich schaue, entdecke ich Frieden.
 
(Quero Apachen Gebet -
Vgl. Prayers and Meditations of the Quero Apache)

5.  Die Balance der Freiheit
Diese Freiheit ist ein geradezu himmlisches Angebot! Gott kommt ganz menschlich in seiner frei machenden Liebe zu uns, das heißt ganz konkret im Nächsten, wie das z.B. im Gleichnis  vom barmherzigen Samariter erzählt wird. Jede Begegnung heute und morgen kann zum Signal dafür werden. Achten wir auf solche Zeichen!  Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit brauchen eine menschenwürdige Balance.
Leider lässt sich diese Balance im Alltag oft nicht so schnell herstellen, wie hier in der Predigt gesagt. Aber sehen wir uns doch die Zeichen an, auf die wir selbst gewiesen werden, wie es Dostojewski gesagt hat: Liebe heißt, einen Menschen so sehen, wie ihn Gott gemeint hat. Hoffen wir, dass die Menschen, die uns begegnen, wenigstens etwas davon merken, dass wir von der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, angesteckt worden sind.


Besinnung als Predigtschluss
Wenn Christus euch befreit, dann seid ihr wirklich frei.
Wenn Christus euch Raum gibt, dann seid ihr nicht mehr in eure Enge verliebt.
Wenn Christus euch Luft zum Atmen gibt, dann habt ihr keine Beklemmungen mehr.
Wenn Christus euch aus dem Gefängnis eurer Selbstgerechtigkeit herausholt,
                                                                       dann weitet sich euer Horizont.
Wenn Christus euch befreit, dann seid ihr wirklich frei.
Wenn Christus euch Raum gibt, dann seid ihr nicht mehr in eure Enge verliebt.
Wenn Christus euch Luft zum Atmen gibt, dann habt ihr keine Beklemmungen mehr.
Wenn Christus euch aus dem Gefängnis eurer Selbstgerechtigkeit herausholt,
                                                           dann weitet sich euer Horizont.
Wenn Christus euch ruft, dann ergreift eure Befreiung.
Lasst hinter euch die Ängste, gegen den Strom zu schwimmen.
Lasst hinter euch die Lieblosigkeit, mit der ihr den anderen abschüttelt.
Lasst hinter euch den Neid, der eure Freundschaften vergiftet.
Lasst hinter euch den Zwang, immer besser als die anderen sein zu wollen.
Lass hinter euch die Schuld, die euch den Blick auf die Zukunft verstellt.
Lasst hinter euch die Schatten der Vergangenheit,
die euch die Gegenwart vermiesen und die Hoffnung verdunkeln.
            Weil Christus euch befreit hat,
            darum seid ihr wirklich frei.
                        Lasst euch nicht wieder fangen,
                        lasst euch nicht wieder beugen,
                        lasst euch nicht wieder zwingen.
Vielmehr: Mit dem Geschenk der Freiheit, befreit andere zur Liebe,
mit dem Verzicht auf eigene Rechthaberei wehrt ihr dem Unrecht.
Wo Christi Freiheit ausbricht, bricht sich Versöhnung Bahn.

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Gebet zum Thema
Herr, Jesus Christus, lass uns nicht zuerst danach fragen, was uns die Freiheit nützt,
sondern was sie uns anbietet,
lass uns das Geschenk deiner Freiheit annehmen,
damit wir es weitergeben,
damit Unterdrückte, Geängstigte und Verbitterte frei werden
von ihrer Unterdrückung, ihrer Angst und ihrer Verbitterung.
            Du hast uns Freiheit geschenkt,
            nicht damit wieder anfangen zu unterdrücken,
            nicht damit wir wieder anfangen, die Herren zu spielen,
            nicht damit wir riskieren, Gemeinschaft zu zerstören,
            sondern du hast uns Freiheit geschenkt,
            damit wir alle Formen der Unfreiheit aufdecken
            und zu Freiheit stehen, zu der du uns befreit hast.
Zur Freiheit gehört Mut.
Du selbst bist mutig den weg der Erniedrigung vorangegangen.
Dieser Mut hat dich das Leben gekostet,
aber uns die Freiheit gebracht,
die Freiheit von der Macht, die Freiheit von der Selbstgerechtigkeit,
die Freiheit hin zu Güte und Liebe.
Wir bitten dich,
gib uns den Mut, deine Freiheit durch unser alltägliches Leben zu bezeugen. Amen.

Reinhard Kirste

Neubearbeitung des Beitrags zum Reformationsfest unter Zugrundelegung von Galater 5,1-6, in:
Gottesdienst Praxis Serie A (Hg.:  Erhard Domay): IV. Perikopenreihe, Bd. 3:
9. Sonntag n. Trin bis Ewigkeitssonntag.
Gütersloher Verlagshaus 1994, S. 104-112


Relpäd/Gal 5,1-6-Predigtskizze, 20.08.2016  

 Lizenz: Creative Commons 





Montag, 8. August 2016

Leonard Swidler: Die Enzyklika "Laudato si" als Aufruf an alle zur Verantwortung für die Erde



A CALL TO ALL THE EARTH!
Leonard Swidler[1]

Precis

Pope Francis in his encyclical Laudato si on the environment has issued a Charter Document for all peoples of the world—including not only Christians and those of all religions, but also humanists, agnostics, and atheists—of wisdom, vision, challenge with a richness of scientific acumen and human sagacity, pointing the way for us to follow in engaging in deep interreligious, intercultural learning, dialogue, and action about our one home of all: Mother Earth. We are all connected, and we all must care for all, especially the poor and marginalized.


            Pope Francis’ Circular Letter (in Greek, “Encyclical”) is meant to encircle the whole Earth and every one on it. In a way, like his namesake Francis of Assisi, he also is addressing not only us humans, but also all the animals, as well as Sister Water and Brother Wind…. In the midst of its abundance of sage wisdom, deep philosophical insight, and manifold knowledge about scientific matters, I find two main themes running throughout the entirety of Laudato si: 1) The fundamental need for multiple and constant Dialogue, and 2) that everybody and everything is connected.
            From the very beginning of his time as pope Francis said to the youth of Latin America that if there is a problem: “Dialogue, dialogue, dialogue!” In the 40,000+ words of Laudato si Francis uses the term “dialogue” twenty-five times. Already at the very beginning of this document he says: “I would like to enter into Dialogue with all people about our common home.” (Laudato si, par. 3)
            This is a very important sentence, for in it he not only signals that he is not going to simply state information and give marching orders. He wants to engage in a Dialogue, that is, in this text he is going to listen to the laid out scientific facts as carefully and critically as he can, and invite his readers to do so also with him—and then speak to the facts, and with each other. Not only that. He wants to have this Dialogue not just with all the 1.3 billion fellow Catholics in the world, but with “all the people.” Yet more, he wants this Dialogue to be “about our common home.” In other words, he wishes to launch a Dialogue that is both as broad and as deep as possible! And yet Francis strives to go even further when writes: “I urgently appeal, then, for a new dialogue about how we are shaping the future of our planet. We need a conversation which includes everyone.”
            What is this Dialogue that Francis makes so much of here and elsewhere, and why should it be considered so necessary? Simply put, Dialogue means that “I want to talk with you who think differ-ently from me so I can learn.” Yes, it sounds simple. However, as we know, if we reflect but a little, until very recently, when we met someone who thought differently from us we either dismissed them as mistaken, or if we deemed the matter sufficiently important, we proceeded to persuade them—with varying degrees of insistence—that they were wrong and we were right. In those matters deemed important, most often the “other side” was equally convinced that they were right and we were wrong. The usual result of such ubiquitous encounters was that neither side learned anything new, but were simply reinforced in their prior convictions.
            However, Dialogue, especially in important matters, is increasingly being seen as a necessity because of a radical shift taking place in our “understanding of our understanding.” We are increase-ingly aware that “Nobody knows Everything about Anything—therefore, Dialogue!” This is all the more important as the matter concerned is more important—and what could be more important than the very foundation on which we all live—the Earth and the envelope of life around it? Hence, in this Dialogue Francis is acting not just as Catholic with a capital “C”, but also as catholic with a small “c” for katholos in its Greek origin means “universal.”
            Francis calls for a serious Dialogue in five major areas: 1. Dialogue on the Environment in the International Community, 2. Dialogue for New National and Local Policies, 3. Dialogue and Transpar-ency in Decision-Making, 4. Politics and Economy in Dialogue for Human Fulfilment, 5. Religions in Dialogue with Science. Each is worthy of extended analysis and discussion, and I second Francis’ appeal to all specialists in each of these areas to continue, expand, and deepen the Dialogue in their areas of special competence and responsibility. Here, however, I will focus for just a few minutes on the more interconnected, and therefore more in need of integration, aspects of Francis’ vision for Humankind and the Earth.
            To begin, in the interest of full disclosure, Francis acknowledges that his standpoint is that of a follower of Jesus of Nazareth, concerning whom he notes, “lived in full harmony with creation…. His appearance was not that of an ascetic set apart from the world, nor of an enemy to the pleasant things of life…. He was far removed from philosophies which despised the body, matter and the things of the world.” In the same breath, however, he recognizes that “Such unhealthy dualisms, nonetheless, left a mark on certain Christian thinkers in the course of history and disfigured the Gospel.” (par. 98) We here at Nazareth College are, in fact, also following Rabbi Yeshua ha Notzri, Jesus of Nazareth, in enjoying this palate-pleasing lunch today.
            Also in the way of “disclosure,” it needs to be noticed that this document is full of current scientific data presented in a manner that makes eminently good scientific as well as general sense. This gives the lie to those ill-willed—non-science trained—political commentators who dismissed the encyclical saying that the pope may know something about religion, but nothing about science. Doubt-less Francis, like any busy thinker, had researchers checking sources for him, but in fact he has a degree in the physical sciences and worked for some years as a science researcher before studying theology. He understands well whereof he here writes.
In fact, Francis devotes a whole chapter to “The Human Roots of the Ecological Crisis,” laying out carefully and so refutably the scientific case thereof that even the Climate Change Naysayers have been largely stilled. Nevertheless, at one point he writes: “The Church does not presume to settle scientific questions or to replace politics. But I am concerned to encourage an honest and open debate so that particular interests or ideologies will not prejudice the common good.” (par. 188) Rather, “science and religion, with their distinctive approaches to understanding reality, can enter into an intense dialogue fruitful for both.” (par. 62)
            Francis calls upon us to engage in a Dialogue not only about Earth, water, air, but also with all humanity. Let me cite a few statements of Laudato si in this vein and exegete them at least initially:
            “There needs to be a distinctive way of looking at things, a way of thinking, policies, an educational programme, a lifestyle and a spirituality.” (par. 111) Here Francis is calling for not just some policy changes in our use of energy, water, soil. He is challenging us all to a whole new way of life, inwardly as well as outwardly! He is asking us to view, think about, and then enact procedures about reality profoundly differently—and then build on that inner-outer revolution a whole new approach to education, a new lifestyle, and even a new spirituality!
In more nugatory form he repeats the essence of that challenge: “We cannot presume to heal our relationship with nature and the environment without healing all fundamental human relation-ships.” (par. 119) Again, what a revolutionary vision: We cannot heal our relationship with Mother Earth without at the same time seeking healing with our Sisters and Brothers!
Lest the point of interconnectedness not yet be sufficiently clear and urgent, he writes: “It cannot be emphasized enough how everything is interconnected. Time and space are not independent of one another, and not even atoms or subatomic particles can be considered in isolation.” (par. 138) Shades of Einstein highlighting the intertwined quality of time and space, even into the subatomic level of quantum mechanics! Here is lifted up the “Cosmic Dance of Dialogue,”[2] and we humans need to be the preeminent conscious Dancers!
Once again Francis stresses the responsibility of All for All, and obviously from the perspective of the Golden Rule—which all major religions and ethical philosophies hold[3]—the All especially includes those who cannot sufficiently care for themselves: “We are faced not with two separate crises, one environmental and the other social, but rather with one complex crisis which is both social and environmental. Strategies for a solution demand an integrated approach to combating poverty, restoring dignity to the excluded, and at the same time protecting nature.” (par. 139)
Francis details how environmental degradation impacts negatively the poor exponentially, so that those of us who are sufficiently blessed have a super responsibility for those who for whatever reasons of birth or circumstances cannot alone adequately meet the challenges of life. Francis notes that “Today, however, we have to realize that a true ecological approach always becomes a social approach; it must integrate questions of justice in debates on the environment, so as to hear both the cry of the earth and the cry of the poor.” (par. 49) He names one statistic in this regard that should stun us all into reflection, and then action: “We know that approximately a third of all food produced is dis-carded, and whenever food is thrown out it is as if it were stolen from the table of the poor.” (par.50)
I ask myself, for instance, what virtue of mine separates me from my cousins whose parents—my father’s sisters and brothers—were not able to escape from the pogroms in Czarist Russia in 1912, as he did (as a fifteen-year old boy all by himself!), and hence all perished in the Stalinist murder of the millions of so-called Kulaks in the nineteen thirties? Indeed, had they escaped that genocide, how would they have escaped that of the Nazis as they occupied their land only a few years later? No, none of us are here in privileged fashion in Das goldene Land, as my father named America, solely on our merit! We are all on “One World” together, and we have therefore, as Francis stresses time and again, a special responsibility for the marginalized, who are not as showered with gifts as we.
As noted already, it is not just fellow Catholics who Francis is calling to join the Dialogue and Life Transformation, nor is it just fellow Christians, but believers of all religions. Hence, Francis notes, because “the majority of people living on our planet profess to be believers. This should spur religions to dialogue among themselves for the sake of protecting nature, defending the poor, and building net-works of respect and fraternity.” (par. 201)
However, Francis not only includes adherents of all religions in his call to Dialogue and action, but goes beyond fellow religious believers. He even uses that term some hyper-conservative Christians spit out as a derogatory: “Humanism.” He writes, “We urgently need a humanism capable of bringing together the different fields of knowledge, including economics, in the service of a more integral and integrating vision.” (par. 141) He goes on to speak of the purpose of religion, and its functional equivalent, as focused not on heaven, paradise, nirvana or some alternative other-worldly goal of life, but as this side of the grave, that is, “our own dignity…. the ultimate meaning of our earthly sojourn.” He writes: “We need to see that what is at stake is our own dignity. Leaving an inhabitable planet to future generations is, first and foremost, up to us. The issue is one which dramatically affects us, for it has to do with the ultimate meaning of our earthly sojourn.” (par. 160)
            Francis definitively leaves behind the “fortress mentality” which despises secularists, agnostics, atheists, and reaches out to them as allies in saving human dignity and the world: “We also sense our closeness to all those men and women who, although not identifying themselves as followers of any religious tradition, are nonetheless searching for truth, goodness and beauty, the truth, goodness and beauty of God. They are our valued allies in the commitment to defending human dignity, in building a peaceful coexistence between peoples and in safeguarding and caring for creation.”[4]
            Thus, we have laid out before us here gathered at Nazareth College and its Hickey Center for Interfaith Studies and Dialogue a Charter Document of wisdom, vision, challenge, and a richness of scientific acumen and human sagacity pointing the way for us to follow in engaging in deep interreli-gious, intercultural learning, dialogue and action.


[1] Leonard Swidler, Professor of Catholic Thought &, Interreligious Dialogue at Temple University since 1966, is with his wife Arlene Anderson Swidler the Founder/Editor of the Journal of Ecumenical Studies (1964), and the Founder/President of the Dialogue Institute (1978), and author/editor of 80 books and 200 articles, including: Dialogue for Interreligious Understanding (2014), The Age of Global Dialogue (2016), Religion for Reluctant Believers (2016): dialogue@temple.edu.


[3] The Study of Religion in an Age of Global Dialogue by Leonard J. Swidler,Paul Mojzes. Temple University 2000


[4] Address of Holy Father Pope Francis, March 20, 2013, to Audience with Representatives of the Churches and Ecclesial Communities and of the Different Religions w2.vatican.va/content/francesco/en/speeches/2013/march/documents/papa-francesco_20130320_delegati-fraterni.html.

Sonntag, 7. August 2016

Lukas 7,36-50: Die "Sünderin" - heilsame Wirkungen der Frohen Botschaft



Predigtgedanken zum Evangelium
am 11. Sontag nach Trinitatis

1.  Zweifelhafte Rechtgläubigkeit
Das kennen wir alle – sich vergleichen mit den anderen: Ich möchte sein / oder ich möchte nicht sein, wie dieser oder wie jene. Insofern begegnen uns in dieser Jesusgeschichte zwei unterschiedliche Menschentypen. Da ist zum einen der fromme und strenge Pharisäer, der alle Gottes Gebote möglichst exakt einhält. Er ist kein Heuchler, sondern ein ernsthaft Glaubender. Und da ist jene Sünderin, wahrhaftig kein unbeschriebenes Blatt, aber eine Frau, die endgültig mit ihrer Vergangenheit bricht und ein neues Leben beginnen will.
Im Hause des Pharisäers Simon ist alles von bürgerlicher Rechtgläubigkeit und offensichtlich auch von einer gewissen religiösen Arroganz geprägt. Man kann vermuten, dass bei diesem kleinen Abend-Event die Gäste so ähnlich denken wie der Gastgeber. In diesem Hause werden in Bezug auf die Gastfreundschaft offensichtlich feine Unterschiede gemacht. Diese Unterschiede fallen noch größer aus, wenn man sich jemand einlädt, den man eigentlich für einen problematischen Gläubigen oder gar für einen Häretiker hält. Zwar gibt man sich diskussionsoffen, aber die Vorurteile wirken sich bis in die Empfangsgesten aus. Der Rabbi aus Nazareth bekommt noch nicht einmal eine Schüssel Wasser, um sich Hände und Füße zu waschen. Wir erleben hier eine Gastfreundschaft, die schon fast beleidigend wirken muss, jedenfalls nicht von Herzen kommt. Sie ist berechnend. Sie dient offensichtlich nur der eigenen Eitelkeit oder der Verbesserung des gesellschaftlichen Renommees. Der fromme Pharisäer hat vielleicht sogar in der Diskussion die Absicht, den selbst ernannten Rabbi aus Nazareth theologisch bloßzustellen.
Dass hier von Anfang an etwas schief läuft, wird in dem Augenblick offenkundig, als es eine Frau schafft, uneingeladen in dieses ehrenwerte Haus zu kommen. Dazu gehört in einer von Männern dominierten Gesellschaft schon erheblicher Mut. Diese Frau ist in einer solchen Gesellschaft völlig fehl am Platz. Im Evangelium wird sie etwas nebulös als Sünderin umschrieben. Männerphantasien haben die Sünden dieser Frau immer wieder mit sexuellen Beziehungen in Verbindung gebracht. Man hat sie mit Maria Magdalena identifizieren wollen, und Künstler aller Zeiten haben die Szene entsprechend ins Bild gesetzt. In Varianten findet sich übrigens diese Geschichte noch einmal als Salbung von Bethanien. Die Handlung der Frau wird dort auf Jesu Tod gedeutet: „Sie hat meinen Leib bereits im Voraus zu meinem Begräbnis gesalbt“ (Mk 14,8, vgl. Mt. 26,12 und Joh 12,7).
Aber zurück zu Simons Abendparty. Während also Gastgeber und Gäste ihre Masken der Rechtschaffenheit vor sich  hertragen, kommt diese Frau ohne Maske. Ihre Verfehlungen verbirgt sie nicht, sondern lässt sie weinend aus sich heraus. Sie wagt das gesellschaftlich Ungeheure, weil sie spürt, dass dieser Jesus keine Maske trägt, sondern sie annimmt, wie sie ist – mit allen Verfehlungen und mit dem dringenden Wunsch, neu zu beginnen.
2.  Schluss mit der Maskerade
Durch ihr Verhalten reißt sie den übrigen Gästen und dem Gastgebern faktisch die Maske vom Gesicht. Das erinnert übrigens sehr an ein Gedicht von Erich Kästner. Dort wird davon erzählt, dass  die ins Haus kommenden Leute ihre Gesichter abgaben –  Traum vom Gesichtertausch:

Als ich träumte, was ich jetzt erzähle,
drängten Tausende durch jenes Haus.
Und als ob es irgendwer befehle
und das eigne Antlitz jeden quäle,
zogen alle die Gesichter aus.
Wie beim Umzug Bilder von den Wänden
nahmen wir uns die Gesichter fort.
Und dann hielten wir sie in den Händen,
wie man Masken hält, wenn Feste enden.
Aber festlich war er nicht, der Ort.
Ohne Mund und Augen, kahl wie Schatten,
griffen alle nach des Nachbarn Hand,
bis sie wiederum Gesichter hatten.
Schnell und schweigend
ging der Tausch vonstatten.
Jeder nahm, was er beim andern fand.
Männer trugen plötzlich Kindermienen.
Frauen trugen Bärte im Gesicht.
Greise lächelten wie Konkubinen.
Und dann stürzten alle, ich mit ihnen,
vor den Spiegel, doch ich sah mich nicht.
Immer wilder wurde das Gedränge.
Einer hatte sein Gesicht entdeckt !
Rufend zwängte er sich durch die Menge.
Und er trieb sein Antlitz in die Enge.
Doch er fand es nicht. Es blieb versteckt.
War ich jenes Kind mit langen Zöpfen?
War ich dort die Frau mit rotem Haar?
War ich einer von den kahlen Köpfen?
Unter den verwechselten Geschöpfen
Sah ich keines, das ich selber war.
Da erwachte ich vor Schreck. Mich fror.
Irgendeiner riss mich an den Haaren.
Finger zerrten mich an Mund und Ohr.
Ich begriff, als sich die Angst verlor,
dass es meine eignen Hände waren.
Ganz beruhigt war ich freilich nicht.
Trug ich Mienen, die mich nicht betrafen?
Hastig sprang ich auf und machte Licht,
lief zum Spiegel, sah mir ins Gesicht,
löschte aus und ging beruhigt schlafen.     

Aus: Erich Kästner: Wir haben der Welt in die Schnauze geguckt. Hg. Peter Rühmkorf. Zürich: Atrium 2008, S. 67f

Der Pharisäer geht noch nicht einmal beruhigt schlafen. Er zweifelt stattdessen noch mehr an der spirituellen Kompetenz Jesu, denn: Wenn dieser Jesus ein Prophet wäre, hätte er wissen müssen, von wem er da so liebevoll einbalsamiert wurde (V. 39). Es ist schon eigenartig, wahrscheinlich kommen sich die Gäste vor, als seien sie im falschen Film: Jesus lässt die Frau einfach gewähren. Diese Szene voller Zärtlichkeit hat geradezu etwas Revolutionäres. Da kann es leicht zu Missverständnissen kommen, wenn eine Frau zu Füßen eines Mannes weint, seine Füße quasi mit den Tränen wäscht und anschließend mit ihren Haaren trocknet und einsalbt ...
Jesus spürt die Gedanken des Simon. Da muss man wohl noch nicht einmal Prophet sein! Er greift den für den Pharisäer und seine Gäste ausgesprochen peinlichen Vorfall mit einem Gleichnis auf:
3.  Gleichnis von den zwei Schuldnern (V. 40-43)
Da sprach Jesus ihn an: „Simon, ich muss dir etwas sagen!“ Simon erwiderte: „Rabbi, bitte sprich!“ Jesus begann: „Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher, der eine schuldete ihm 500 Silberstücke, der andere 50. Weil keiner von ihnen zahlen konnte, erließ er beiden ihre Schulden. Welcher von ihnen wird wohl dankbarer gewesen sein?“ Simon antwortete: „Ich nehme an, der Mann, der ihm die höhere Summe geschuldet hat“.
„Du hast recht“, sagte Jesus
(Übersetzung in Anlehnung an die „Gute Nachricht“. Stuttgart 1971).
Vom Tischgespräch mit der formal richtigen Antwort des Rechtgläubigen gelingt nicht die Umsetzung zur Tischgemeinschaft. Das Tun der sog. Sünderin führt nicht zur Horizonterweiterung.
Die dogmatischen Bretter vor dem Kopf bleiben! Nicht die liebende Zuwendung ohne Vorbedingung erkennen die Gäste. Vielmehr fragen sie sich: Wer ist dieser Jesus eigentlich? Was nimmt der sich heraus? Schließlich sind seine Herkunft und sein Renommee, ebenso wie seine theologische Kompetenz höchst fragwürdig. Wieso kann Jesus dieser Frau Heilvolles zusprechen, ihr Mut für die Zukunft machen?
4.  Geschenk der Freiheit

Offensichtlich hat Jesus eine derartige Aura des Vertrauens um sich, dass man alle Masken ablegen kann. Man kann sich so zeigen wir man ist: Schuld behaftet und doch im tiefsten Herzen von Liebe erfüllt – liebevoll und zärtlich zugleich. In einer solchen Atmosphäre spielt die problematische Vergangenheit eines Menschen auf einmal keine Rolle mehr.

Der Schweizer Dichter-Pfarrer Kurt Mart (geb. 1921) spricht eine solche Situation so an:

„Wenn die bücher aufgetan werden
wenn sich herausstellen wird
dass sie niemals geführt worden sind:
weder gedankenprotokolle noch sündenregister
weder mikrofilme noch computerkarteien
wenn die bücher aufgetan werden
und siehe! Auf seite eins:
‚habt ihr mich für einen schnüffler gehalten?’
und siehe! Auf seite zwei:
‚der grosse Aufpasser
oder unbruder: eure erfindung!’
und siehe! Auf seite drei:
‚nicht eure sünden waren zu groß-
eure lebendigkeit war zu klein!’
wenn die bücher aufgetan werden!“
Aus: Kurt Marti:  Abendland. Neuwied u.a.: Luchterhand 1980


Die „Sünderin“ kann und darf sich frei fühlen. Das macht Jesus deutlich, indem er betont, was diese Frau mit ihrem ungewöhnlichen Tun gerade bewiesen hat: Der Rabbi aus Nazareth erkennt in ihr das liebende Herz, darum kann sie neu anfangen. Darum sagt Jesus – übrigens noch einmal zu den Gästen: „Ihr sind die Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt“ (S. 47.48). Sie kann von diesem ungastlichen Ort in Frieden gehen.
Daran wird deutlich: Frohe Botschaft offenbart sich in Zuwendung und Liebe. 
Der Liederdichter Gerhard Tersteegen hat es so formuliert [in seinem Geistlichen Blumen-Gärtlein inniger Seelen von 1757]: Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart. Diese Liebe wirkt auf den ganzen Menschen, auf alle seine Sinne, auf den Geist, die Seele, aber eben auch auf den Körper. Die Wahrheit des Evangeliums ist die Wahrheit der Zärtlichkeit
Die Frohe Botschaft hat diese sehr sinnliche Seite: Hände auflegen, sich vertrauensvoll aneinander festhalten. Friedvolle und heilsame Gemeinschaft wirklich zum Ausdruck bringen und nicht nur bereden. Die kleinen Gesten sollte man dabei nicht unterschätzen. Davon redet schon die Bergpredigt. Der Frieden auf der Welt beginnt im Frieden des Herzens. Das sollte man sich in diesen Tagen besonders klar machen in Erinnerung an die Atombombenabwürfe auf von Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945. Denn mit dem Frieden des Herzens kann man keine Bomben werfen  – nirgendwo auf der Welt!
Ich möchte mit einem Gebet des Niklaus von Flüe (1417–1487) schließen:
„Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir“. Amen.
Reinhard Kirste 

relpäd/Lk 17,36–50,  06.08.16