Donnerstag, 12. Januar 2017

Noah und der große Regen - eine Nacherzählung aus der Bibel

François Lemoine /, Nicole Baron
(Übers. aus dem Französischen: Daniela Nussbaum-Jacob):
Noah und der große Regen.
Eine Erzählung aus der Bibel.
 
Geschichten vom Himmel und der Erde
Lahr: Kaufmann / Stuttgart: Klett
1997, 40 S., Abb.

(Bild 1) Vor langer Zeit, als das Volk Israel sich im Gebiet Kanaan niederließ, saßen die Menschen des Öfteren zusammen und erzählten sich Geschichten aus früheren Tagen: Sie stellten sich dabei sehr viele Fragen, zum Beispiel: Womit verbrachten die Menschen früher ihre Zeit und woher kommt der Mensch überhaupt? Und die Tiere? Und die Berge und die Flüsse?
Da begannen die Älteren den Jüngeren an zu berichten: Am Anfang war nichts, es gab keine Berge, keine Flüsse. Nur Gott war da, und er war schon immer da. Er ist der Ursprung allen Lebens auf dieser Welt. Er schuf …  (Bild 2)
… Das Licht. Die Sonne für den Tag. Die Sterne für die Nacht.
… Das Land, indem er dem Wasser befahl, sich nur an bestimmten Stellen zu sammeln. So konnten Blumen und Büsche wachsen, die seither wunderbare Früchte tragen.
… Die Tiere. Im Wasser und in der Luft.
Und wie er es auch immer befahl, so geschah es unmittelbar danach. Gott war immer zufrieden mit seinem Werk. Es war gut.
Aber als aller letztes schuf er den Menschen. Dabei unterschied er zwischen Mann und Frau. Er schuf sie aber nicht nur, sondern schuf sie und gab ihnen einen Auftrag. Er übergab dem Menschen die Verantwortung für all das, was er geschaffen hatte: (Bild 3)
… Das Licht.
… Das Land.
… Die Tiere.
Zugleich sprach er die Bitte aus, stets achtsam mit seiner Schöpfung umzugehen. Dazu führte er die Menschen in einen prachtvollen Garten, der reich an vielerlei Früchten, Bäumen und Wasser war. Der Garten bot den Menschen alles, das sie zum Überleben brauchten.  Gott erlaubte, dass sie von allem essen durfte. Allerdings machte er eine einzige Ausnahme. Er verbot ihnen, von dem großen, prächtigen Baum, der inmitten des Gartens stand, zu kosten.
So erzählten es die Älteren den Jüngeren. Die Kinder stellten sich die Frage, was das bloß für ein besonderer Baum gewesen sein muss?! Sie konnten nicht verstehen, warum Gott dieses Verbot ausgesprochen hatte. Die Älteren erklärten den Jüngeren daraufhin, dass es sich bei diesem bestimmten Baum um den Baum des Wissens gehandelt hat. Der Genuss der Frucht vom Baum des Wissens würde den Menschen die Möglichkeit geben, gut von böse zu unterscheiden. Dadurch könnten die Menschen selbst über ihr Leben entscheiden. Aber genau das war es, was Gott nicht wollte. Das war der Grund für sein Verbot. Doch, weil die Menschen zu neugierig waren, befolgten sie sein Verbot nicht. Sie gingen also zum Baum des Wissens und kosteten von der prächtigen Frucht. Das aber entging Gott nicht. Weil die Menschen sich nicht an das Gebot gehalten haben, war Gott sehr enttäuscht und schimpfte mit den Menschen. Er war verärgert, weil der Mensch nun Gut und Böse unterscheiden konnte und vertrieb sie aus dem wunderschönen Garten. Der Mensch sollte von nun an für sich selber sorgen. Außerhalb des wunderbaren Garten sah das Land aber plötzlich ganz anders aus (Bild 4): Es war steinig und karg und die Menschen mussten von nun an für Nahrung und Unterkunft hart arbeiten.
Zwar hatten die Menschen jetzt die Erkenntnis darüber, was Gut und Böse ist. Doch statt diese Erkenntnis zu nutzen, handelten sie nach wie vor Böse statt gut. Das gefiel Gott gar nicht, und er bereute erstmals, den Menschen überhaupt geschaffen zu haben. Er konnte einfach nicht verstehen, dass Neid, Bosheit und Gewalt unter den Menschen herrschte. Also entschloss er sich dazu, alles zu vernichten, was er bisher geschaffen hatte:
… Das Licht.
… Das Land.
… Die Tiere.
Die Älteren erzählten weiter: Sie erzählten von Noah, er war der einzige fromme Mann, der nie etwas Böses getan hatet und genauso lebte, wie Gott es sich gewünscht hat. Gott erklärte Noah, warum er so wütend auf die Menschen war und warum er sie vernichten wollte. Dabei machte Gott eine Ausnahme: Noah und seine Familie, zu der seine Frau und seine Söhne Sem, Ham, und Jafet und die dazugehörigen Schwiegertöchter gehörten, sollten die einzigen bleiben, die von der Vernichtung der Menschen verschont bleiben.
Deshalb gab Gott Noah einen Auftrag (Bild 5): Um mit seiner Familie einen Neuanfang zu beginnen, gab er Noah die Anweisung, ein riesiges Schiff, das er Arche nannte, zu bauen. Auch wenn sich Noah zunächst die Frage stellte, was Gott mit ihm und seiner Familie vorhatte, befolgte er die Anweisungen von Gott.
Noah wollte, bevor er mit dem Bau des Schiffes begann, wissen, was Gottes genauer Plan sei. So berichtete Gott dem Noah von einer gewaltigen Flut, die er über die Welt einbrechen lassen würde. Noahs Neugierde war mit dieser Antwort befriedigt, und er begann mit dem Bau des Schiffes (Bild 6). Daran konnte ihn nichts hindern, auch nicht der Spott der Menschen, die nicht verstehen konnten, warum Noah die Arche baute.
Als es soweit war und Noah das Schiff fertiggebaut hatte (Bild 7), forderte Gott ihn dazu auf, es mit seiner Frau und seinen Söhnen Sem, Ham, und Jafet und den dazugehörigen Schwiegertöchtern zu beziehen. Neben seiner Familie sollte Noah aber auch von allen Tieren dieser Erde, je ein Paar mit auf die Arche nehmen, damit diese sich nach der angekündigten Flut wieder vermehren können. Ebenfalls sollte er für genügend Nahrung sorgen. Gesagt getan, Noah gehorchte Gott. Die Arche füllte sich nach und nach mit Nahrung und Tieren. Als letztes betrat Noah und seine Familie die Arche. So konnte Gott die Tür der Arche verschließen.
Schon zogen Wolken auf, und der starke Regen setzte ein (Bild 8). Es war ein gewaltiges Rauschen zu hören. Die Menschen versuchten sich in Sicherheit zu bringen, aber es gelang ihnen nicht. Überall war nur noch Wasser, soweit das Auge reichte. Am Horizont war nur die Arche zu sehen (Bild 9).
Es regnete 40 Tage und 40 Nächte, bis der Regen endlich nachließ. Nach dieser langen Zeit neigten sich die Vorräte dem Ende zu, und Noah, seine Familie und all die Tiere plagte der Hunger. Noah wendete sich in einem Gebet an Gott und bat um Hilfe. Gott erhörte dies und befahl dem Wasser, nach und nach abzufließen. Zuerst tauchte die Spitze des höchsten Berges auf; der Berg hieß Ararat,. Um herauszufinden, ob die Erde wieder trocken war, entsandte Noah zu aller erst einen Raben, der aber nicht wieder zur Arche zurückkehrte (Bild 10). So entschloss sich Noah, eine Taube zu entsenden. Doch auch diese, weil sie kein trockenes Land finden konnte, kehrte schnell zur Arche zurück. Nach weiteren 7 Tagen ließ Noah die Taube erneut fliegen. Und siehe da: Die Taube kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück zur Arche. Nach abermals 7 Tagen ließ er sie wieder fliegen. Aber diesmal kehrte sie nicht zurück. Daraus schloss Noah, dass die Erde wohl wieder trocken sein müsse (Bild 11). Er lag richtig. Gott öffnete die Tür der Arche, so dass Noah, alle Tiere und seine gesamte Familie die Arche verlassen konnten.
Der Neuanfang, von dem Gott so lange gesprochen hatte, war nun da. Die Tiere bevölkerten die gesamte Erde und vermehrten sich.
Noah und die Seinen dankten Gott mit einem Brandopfer. Gott segnete Noah und seine Familie und sprach zu ihnen wie zu den ersten Menschen in den ersten Tagen der Schöpfung. Er gab ihnen den Auftrag, sich zu vermehren.
So geschah es, dass die Schwiegertöchter viele Kinder zur Welt brachten. Diese wurden groß in einer wunderschönen Welt, die reich an Liebe, Fürsorge und ausschließlich Gutem war. So wie Gott es sich schon immer gewünscht hatte.
Zum Zeichen des Dankes und seines Bundes mit Noah ließ Gott einen Regenbogen über die Welt erstrahlen (Bild 12). Damit versprach Gott, nie wieder eine solch grauenvolle Flut über die Menschen kommen zu lassen.
So erzählten es die Älteren den Jüngeren und die Jüngeren wurden älter und erzählten es ihren Kindern. So kam die Geschichte von Noah und dem großen Regen von einer Generation zur nächsten und wird noch heute erzählt.

Johanna Wewel und Pilar Zahn
Nacherzählung im Rahmen des Seminars
 „Interreligiöses Lernen
 mit Heiligen Schriften und Erzählungen aus den Weltreligionen“
(TU Dortmund, WiSe 2016/2017)



 CC


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