François Lemoine /, Nicole Baron
(Übers. aus dem Französischen: Daniela Nussbaum-Jacob):
Noah und der große Regen.
Eine Erzählung aus der Bibel. Geschichten vom Himmel und der Erde
(Übers. aus dem Französischen: Daniela Nussbaum-Jacob):
Noah und der große Regen.
Eine Erzählung aus der Bibel. Geschichten vom Himmel und der Erde
Lahr: Kaufmann / Stuttgart: Klett
1997, 40 S., Abb.
1997, 40 S., Abb.
(Bild 1) Vor langer Zeit, als das Volk Israel sich im Gebiet
Kanaan niederließ, saßen die Menschen des Öfteren zusammen und erzählten sich
Geschichten aus früheren Tagen: Sie stellten sich dabei sehr viele Fragen, zum
Beispiel: Womit verbrachten die Menschen früher ihre Zeit und woher kommt der
Mensch überhaupt? Und die Tiere? Und die Berge und die Flüsse?
Da begannen die Älteren den Jüngeren an zu berichten:
Am Anfang war nichts, es gab keine Berge, keine Flüsse. Nur Gott war da, und er
war schon immer da. Er ist der Ursprung allen Lebens auf dieser Welt. Er schuf …
(Bild
2)
… Das Licht. Die Sonne für den Tag. Die Sterne für die
Nacht.
… Das Land, indem er dem Wasser befahl, sich nur an bestimmten
Stellen zu sammeln. So konnten Blumen und Büsche wachsen, die seither
wunderbare Früchte tragen.
… Die Tiere. Im Wasser und in der Luft.
Und wie er es auch immer befahl, so geschah es
unmittelbar danach. Gott war immer zufrieden mit seinem Werk. Es war gut.
Aber als aller letztes schuf er den Menschen. Dabei
unterschied er zwischen Mann und Frau. Er schuf sie aber nicht nur, sondern
schuf sie und gab ihnen einen Auftrag. Er übergab dem Menschen die
Verantwortung für all das, was er geschaffen hatte: (Bild 3)
… Das Licht.
… Das Land.
… Die Tiere.
Zugleich sprach er die Bitte aus, stets achtsam mit
seiner Schöpfung umzugehen. Dazu führte er die Menschen in einen prachtvollen
Garten, der reich an vielerlei Früchten, Bäumen und Wasser war. Der Garten bot
den Menschen alles, das sie zum Überleben brauchten. Gott erlaubte, dass sie von allem essen
durfte. Allerdings machte er eine einzige Ausnahme. Er verbot ihnen, von dem
großen, prächtigen Baum, der inmitten des Gartens stand, zu kosten.
So erzählten es die Älteren den Jüngeren. Die Kinder
stellten sich die Frage, was das bloß für ein besonderer Baum gewesen sein
muss?! Sie konnten nicht verstehen, warum Gott dieses Verbot ausgesprochen
hatte. Die Älteren erklärten den Jüngeren daraufhin, dass es sich bei diesem
bestimmten Baum um den Baum des Wissens gehandelt hat. Der Genuss der Frucht
vom Baum des Wissens würde den Menschen die Möglichkeit geben, gut von böse zu
unterscheiden. Dadurch könnten die Menschen selbst über ihr Leben entscheiden.
Aber genau das war es, was Gott nicht wollte. Das war der Grund für sein
Verbot. Doch, weil die Menschen zu neugierig waren, befolgten sie sein Verbot
nicht. Sie gingen also zum Baum des Wissens und kosteten von der prächtigen
Frucht. Das aber entging Gott nicht. Weil die Menschen sich nicht an das Gebot
gehalten haben, war Gott sehr enttäuscht und schimpfte mit den Menschen. Er war
verärgert, weil der Mensch nun Gut und Böse unterscheiden konnte und vertrieb
sie aus dem wunderschönen Garten. Der Mensch sollte von nun an für sich selber
sorgen. Außerhalb des wunderbaren Garten sah das Land aber plötzlich ganz
anders aus (Bild 4): Es war steinig
und karg und die Menschen mussten von nun an für Nahrung und Unterkunft hart
arbeiten.
Zwar hatten die Menschen jetzt die Erkenntnis darüber,
was Gut und Böse ist. Doch statt diese Erkenntnis zu nutzen, handelten sie nach
wie vor Böse statt gut. Das gefiel Gott gar nicht, und er bereute erstmals, den
Menschen überhaupt geschaffen zu haben. Er konnte einfach nicht verstehen, dass
Neid, Bosheit und Gewalt unter den Menschen herrschte. Also entschloss er sich
dazu, alles zu vernichten, was er bisher geschaffen hatte:
… Das Licht.
… Das Land.
… Die Tiere.
Die Älteren erzählten weiter: Sie erzählten von Noah,
er war der einzige fromme Mann, der nie etwas Böses getan hatet und genauso
lebte, wie Gott es sich gewünscht hat. Gott erklärte Noah, warum er so wütend
auf die Menschen war und warum er sie vernichten wollte. Dabei machte Gott eine
Ausnahme: Noah und seine Familie, zu der seine Frau und seine Söhne Sem, Ham,
und Jafet und die dazugehörigen Schwiegertöchter gehörten, sollten die einzigen
bleiben, die von der Vernichtung der Menschen verschont bleiben.
Deshalb gab Gott Noah einen Auftrag (Bild 5): Um mit seiner Familie einen
Neuanfang zu beginnen, gab er Noah die Anweisung, ein riesiges Schiff, das er
Arche nannte, zu bauen. Auch wenn sich Noah zunächst die Frage stellte, was
Gott mit ihm und seiner Familie vorhatte, befolgte er die Anweisungen von Gott.
Noah wollte, bevor er mit dem Bau des Schiffes begann,
wissen, was Gottes genauer Plan sei. So berichtete Gott dem Noah von einer
gewaltigen Flut, die er über die Welt einbrechen lassen würde. Noahs Neugierde
war mit dieser Antwort befriedigt, und er begann mit dem Bau des Schiffes (Bild 6). Daran konnte ihn nichts
hindern, auch nicht der Spott der Menschen, die nicht verstehen konnten, warum
Noah die Arche baute.
Als es soweit war und Noah das Schiff fertiggebaut
hatte (Bild 7), forderte Gott ihn
dazu auf, es mit seiner Frau und seinen Söhnen Sem, Ham, und Jafet und den
dazugehörigen Schwiegertöchtern zu beziehen. Neben seiner Familie sollte Noah
aber auch von allen Tieren dieser Erde, je ein Paar mit auf die Arche nehmen,
damit diese sich nach der angekündigten Flut wieder vermehren können. Ebenfalls
sollte er für genügend Nahrung sorgen. Gesagt getan, Noah gehorchte Gott. Die
Arche füllte sich nach und nach mit Nahrung und Tieren. Als letztes betrat Noah
und seine Familie die Arche. So konnte Gott die Tür der Arche verschließen.
Schon zogen Wolken auf, und der starke Regen setzte
ein (Bild 8). Es war ein gewaltiges
Rauschen zu hören. Die Menschen versuchten sich in Sicherheit zu bringen, aber
es gelang ihnen nicht. Überall war nur noch Wasser, soweit das Auge reichte. Am
Horizont war nur die Arche zu sehen (Bild
9).
Es regnete 40 Tage und 40 Nächte, bis der Regen
endlich nachließ. Nach dieser langen Zeit neigten sich die Vorräte dem Ende zu,
und Noah, seine Familie und all die Tiere plagte der Hunger. Noah wendete sich
in einem Gebet an Gott und bat um Hilfe. Gott erhörte dies und befahl dem
Wasser, nach und nach abzufließen. Zuerst tauchte die Spitze des höchsten
Berges auf; der Berg hieß Ararat,. Um herauszufinden, ob die Erde wieder
trocken war, entsandte Noah zu aller erst einen Raben, der aber nicht wieder
zur Arche zurückkehrte (Bild 10). So
entschloss sich Noah, eine Taube zu entsenden. Doch auch diese, weil sie kein
trockenes Land finden konnte, kehrte schnell zur Arche zurück. Nach weiteren 7
Tagen ließ Noah die Taube erneut fliegen. Und siehe da: Die Taube kehrte mit
einem Ölzweig im Schnabel zurück zur Arche. Nach abermals 7 Tagen ließ er sie
wieder fliegen. Aber diesmal kehrte sie nicht zurück. Daraus schloss Noah, dass
die Erde wohl wieder trocken sein müsse (Bild
11). Er lag richtig. Gott öffnete die Tür der Arche, so dass Noah, alle
Tiere und seine gesamte Familie die Arche verlassen konnten.
Der Neuanfang, von dem Gott so lange gesprochen hatte,
war nun da. Die Tiere bevölkerten die gesamte Erde und vermehrten sich.
Noah und die Seinen dankten Gott mit einem Brandopfer.
Gott segnete Noah und seine Familie und sprach zu ihnen wie zu den ersten
Menschen in den ersten Tagen der Schöpfung. Er gab ihnen den Auftrag, sich zu
vermehren.
So geschah es, dass die Schwiegertöchter viele Kinder
zur Welt brachten. Diese wurden groß in einer wunderschönen Welt, die reich an
Liebe, Fürsorge und ausschließlich Gutem war. So wie Gott es sich schon immer
gewünscht hatte.
Zum Zeichen des Dankes und seines Bundes mit Noah ließ
Gott einen Regenbogen über die Welt erstrahlen (Bild 12). Damit versprach Gott, nie wieder eine solch grauenvolle
Flut über die Menschen kommen zu lassen.
So erzählten es die Älteren den Jüngeren und die
Jüngeren wurden älter und erzählten es ihren Kindern. So kam die Geschichte von
Noah und dem großen Regen von einer Generation zur nächsten und wird noch heute
erzählt.
Johanna Wewel und Pilar Zahn
Nacherzählung im Rahmen des
Seminars
„Interreligiöses Lernen
mit Heiligen Schriften und Erzählungen aus den Weltreligionen“
(TU Dortmund, WiSe 2016/2017)
„Interreligiöses Lernen
mit Heiligen Schriften und Erzählungen aus den Weltreligionen“
(TU Dortmund, WiSe 2016/2017)
CC
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