Vollständige Information und Download >>> (MDZ, Münchener Digitalisierungszentrum) |
Anders als seine Pädagogik ist Johann Amos Comenius’ Angelus Pacis
(Opera Omnia, Bd. 12) sehr wenig rezipiert worden. Dies liegt
teilweise daran, dass ein Ausdruck dieses Werkes zwar zunächst als
Memorandum für die englisch-niederländischen Friedensverhandlungen
des Jahres 1667 den Verhandlungspartnern von Comenius persönlich
übergeben und im 18. Jhd. mehrfach erwähnt, jedoch erst 1935
wiederentdeckt und veröffentlicht wurde, und dass außerdem andere
Bereiche wie die Didaktik die Comenius-Forschung dominieren.
(Opera Omnia, Bd. 12) sehr wenig rezipiert worden. Dies liegt
teilweise daran, dass ein Ausdruck dieses Werkes zwar zunächst als
Memorandum für die englisch-niederländischen Friedensverhandlungen
des Jahres 1667 den Verhandlungspartnern von Comenius persönlich
übergeben und im 18. Jhd. mehrfach erwähnt, jedoch erst 1935
wiederentdeckt und veröffentlicht wurde, und dass außerdem andere
Bereiche wie die Didaktik die Comenius-Forschung dominieren.
Dieser Workshop will dieses Werk in einer philosophischen Perspektive
darstellen, die das Werk sowohl in der Tradition der
frühneuzeitlichen Theorien des gerechten Krieges einordnet als auch
systematisch analysiert. Denn die Erschließung dieses Werkes kann aus
den folgenden Gründen zur heutigen Debatte der Friedensethik einen
wichtigen Beitrag leisten.
Es stehen aber im Mittelpunkt der Geschichte der frühmodernen
Friedensethik sowie der heutigen Debatten der Friedensethik zwei
Paradigmen bzw. Traditionen, die die Komplexität dieser kurzen
Schrift in den Schatten stellen: 1. die naturrechtliche Tradition der
Theorien des gerechten Krieges, die die Kriterien für die Beurteilung
der Gerechtigkeit bzw. der Ungerechtigkeit der drei Phasen einzelner
Kriege liefert (das ius ad bellum, das ius in bello und das ius post
bellum) und 2. das von Immanuel Kants Zum ewigen Frieden initiierte
Modell eines ewigen Friedens, das die immer wiederkehrenden Kriege
endgültig beenden würde und das auch den geschichtsteleologischen
Plan der notwendigen Verwirklichung eines solchen Friedens enthält.
Auch Comenius’ Friedensschrift strebt einen ewigen Frieden an. Die
naturrechtliche Tradition der Theorien des gerechten Krieges und
Kants Friedensidee haben aber eine Gemeinsamkeit, die sie von
Comenius unterscheidet: Sie sehen den Frieden als eine rechtliche
Angelegenheit, zu der die Parteien durch ihre rational verstandenen
Interessen allein motiviert werden können. Dagegen kann nach Comenius
der ewige Frieden nach Comenius weder rein rechtlich sein noch auf
egoistischen Interessen allein basieren, sondern er kann nur auf der
aufrechten Motivation beruhen.
Daher bedarf die Interpretation von Angelus Pacis Kenntnisse zwar
unter anderem der christlichen Anthropologie, der Heilgeschichte, der
Trinitätslehre und der Angelologie, was allerdings den Zugang für die
heutige Friedensethik erschwert.
Angelus Pacis beschränkt sich jedoch nicht auf die genannte These
noch darf sich ihre Lektüre auf eine theologisch orientierte
Interpretation beschränken, sondern dieses Werk integriert die
rechtliche, die rational-motivationale und die
teleologisch-geschichtliche Dimensionen des Friedensprozesses auf
detaillierte Weise, weshalb es nicht nur aus religiöser Perspektive
interessant, sondern auch für eine Auseinandersetzung mit den
genannten weiterhin vorherrschenden rechtsphilosophischen bzw.
friedensethischen Theorien anschlussfähig ist.
Konferenzankündigung zur Tagung am 10.12.20222: Comenius' Angelus Pacis im Kontext der Frühmoderne und dessen Beitrag zur heutigen Friedensethik, Universität Vechta>>> Moderne Ausgabe von Angelus Pacis - Friedensengel (Verlag Königshausen & Neumann 1993. 104 S.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen