Donnerstag, 29. August 2019

Der mit den Erniedrigten solidarische Gott - zu einem Beitrag von Juan José Tamayo

Juan José Tamayo Acosta:
Un Dios subalterno
y activista de los derechos humanos

Ein subalterner und höchst aktiver Gott der Menschenrechte


--- Beitrag aus Amerindia, 18. August 2019

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Mehr zum Internetportal Amerindia >>>
--- Vgl. auch: Focus Lateinamerika >>>

El texto español  al fin / der spanische Originaltext am Schluss !

Der spanische Theologe Juan José Tamayo Acosta (geb. 1946)
setzt sich in einem Beitrag für das lateinamerikanische
Internetportal Amerindia mit der Problematik auseinander,
dass Gott für politische Machtansprüche benutzt wird.
Das hat zur Folge, dass Menschen an den Rand gedrängt
und unterdrückt wurden und werden. 

Unter besonderem Bezug auf den renommierten portugiesischen Sozialwissenschaftler Boaventurade Sousa Santos (geb. 1940) und einigen weiteren lateinamerikanischer Befreiungstheologen plädiert Tamayo für einen Gott, der auf der Seite der Marginalisierten steht, die durch den Kolonialismus, Kapitalismus und Rassismus erniedrigt wurden. Es ist ein kraftvoll demütiger = subalterner Gott, der sich für ihr Menschsein einsetzt. Ein solches Gottesbild ist nicht durch Allmacht und Vorherbestimmung geprägt, sondern von dem Gedanken der Gerechtigkeit für alle. Der mit den Erniedrigten leidende und solidarische Gott ist zugleich derjenige, der für alle Gerechtigkeit und Menschenwürde einfordert. 

Tamayo bezieht sich auf den renommierten brasilianischen Sozialwissenschaftler Boaventura de Sousa Santos, der das Paradigma von den Erkenntnisweisen des Südens (Epistemologien des Südens) formuliert hat. Sousa zeigt in seinen jüngsten Veröffentlichungen eine besondere Sensibilität für die Rolle der Religionen und für die politisch fortschrittlichen, pluralistisch und befreiungstheologisch orientierten Konzepten, die für unterdrückte Völker und Gruppen eine besondere Wichtigkeit haben. Im Rahmen des World Theology and Liberation Forum in Porto Alegre (Brasilien) vom 21. bis 25. Januar 2005 erreichte seine Arbeit einen beeindruckenden Höhepunkt: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre! (1).Boaventura stellt fest, dass wir in einer Zeit leben, in der skandalöse soziale Ungerechtigkeiten und ungerechtes menschliches Leid nicht die notwendige moralische Empörung und den politischen Willen hervorrufen, um dagegen anzugehen und um eine gerechtere und egalitäre Gesellschaft aufzubauen. Darum sind besonders die Religionen herausgefordert, ihre ethischen Überzeugungen gesellschaftlich geltend zu machen; denn sie haben das Potenzial dazu, befreiende Theologen zu entwickeln. In der Spiritualität sowohl der großen Weltreligionen wie in den religiösen Traditionen der indigenen Völker liegt eine Kraft, die sich auch gesellschaftlich und politisch realisieren und umsetzen kann und will. Hier wird die Vision einer möglichen Welt mit spirituellem Tiefgang sichtbar, die bisherige Hegemonien in Frage stellt und emanzipatorische Praktiken entwickelt. 


Boaventura de Sousa Santos stellt in seinen Analysen fest, dass solche religionspluralistischen, feministischen und befreiungstheologisch orientierten Konzepte die Menschenrechte in besonderer Weise in den Mittelpunkt stellen. Religionen lassen sich von daher nicht mehr für machtpolitische Interessen instrumentalisieren, sondern treten selbst kritisch gegen Marginalisierung und Ausgrenzung auf. Tamayo sind in Boaventuras Arbeit gewissermaßen eine Übersetzungsübung, durch die eine kulturelle Transformation eingeleitet wird.
Der hermeneutische Schlüssel dafür ist die Metapher: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre ! Durch dieses Bild lässt sich weiterführend eine Konzeption von Menschenrechten gegen Hegemonien ableiten, die sich mit einer emanzipatorischen Praxis verbinden lässt. Ein solches Gottesverständnis, das sich mit den Unterdrückten und Marginalisierten solidarisch zeigt, bezeichnet  keinen allmächtigen, allgegenwärtigen, gewalttätigen Gott, sondern den Gott der Erniedrigten. Er ist ein subalterner Gott, der mit den Ausgebeuteten leidet und sich mit ihnen solidarisiert. 
Ein solches Verständnis von Gott als dem Heiligen, der sich "mit den gekreuzigten Völkern" solidarisiert, wie 
IgnacioEllacuría (1930-1989) sagt, stößt frontal auf den Gott, auf den männliche Attribute übertragen werden: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit, Vorsehung, Theodizee, Gewalt.
Boaventuras Gottesverständnis ist mit demjenigen von 
José Saramago (1922-2010) verwandt:
„Gott ist die große Stille des Universums und der Mensch der Schrei, der dieser Stille Bedeutung gibt“(2).
Dieses Bild von Gott als „der große Stille des Universums“ lädt ein - so sagt Tamayo - nicht mehr über Gott zu sprechen und vielmehr im Schrei der leidenden Menschen die Stimme Gottes wahrzunehmen.
Darum gilt es achtsam zu sein: Wenn viel über Gott geredet wird, wird im Grunde nichts gesagt.
Der österreichische Systematiker, 
Gottfried Bachl (geb. 1932) meint: „In einer Welt, in der das Wort ohne Aufhören viel Vergnügen bereitet und wo sich alles darauf reduziert, ist Gott in der Schwatzhaftigkeit seiner Zeugen umgekommen“(3).

Indem sich Tamayo besonders auf die "Definitionen" Gottes von Sousa Santos und Saramago  einlässt, sieht er sich in einer Linie auch mit einer apophatischen Theologie, einer "theologia negativa", die alle Begrifflichkeit sprengt und darum lieber schweigt.  Tamayo sieht darin vorbildhaft, wie Dionysios Areopagita (Pseudo-Dionysios), Meister Eckhart und andere Mystiker sich vorsichtig dem Heiligen annäherten. So verweist Tamayo am Schluss noch auf die Begine Marguerite Porète, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und auf Teresa von Ávila – der Häresie verdächtigte Reformatorin. Und schließlich erinnert er noch an Johannes vom Kreuz mit seiner über alle Zeiten hinausragenden mystischen Poesie. Er wurde  >gewaltsam aus seinem Häuschen neben dem Kloster der Menschwerdung entführt ... Das führte dazu, dass er in Toledo neun Monate inhaftiert war< (4)."

Der Autor:
Juan José Tamayo Acosta ist Direktor des Lehrstuhls für Theologie und Wissenschaft der Religionen "Ignacio Ellacuría" der Carlos III Universität Madrid.Autor von : Teologás de Sur. El giro decolonizador. Madrid: Trotta 2017                                                                                             [Theologien des Südens. Die Abkehr vom Kolonialismus]

Anmerkungen

 1. Boaventura de Sousa Santos: Si Dios fuese un activista de los derechos humanos        
     [Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre]  Madrid: Trotta 2014.
   
      --- 
Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis >>>
     --- Bericht in der spanischen Zeitung EMG - Euromundo Global, 22.10.2014 >>>
 2. Tamayo übernimmt hier die Definition des Journalisten Juan Arias im Interview mit Saramago
     in:
 José Saramago: El amor posible. Barcelona: Planeta 1998, S. 128   
     [Die Liebe macht es möglich] 

 3.
Mehr zu Gottfried Bachl >>>
     Vgl. auch die Bachl-Lectures (2013) >>>   
     Tamayo bezieht sich hier auf Hans Waldenfels: 
Dios, futuro de la vida

     Salamanca: Sígueme, , 1976, p. 71 [Kursivschreibung im Text von Tamayo]
   
     [Original: Gott. Auf der Suche nach dem Lebensgrund. Leipzig: Benno 1995]

 4. San Juan de la Cruz: 
Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz
     
     Salamanca: Sígueme 2002, p. 12.


El texto original

El prestigioso científico social Boaventura de Sousa Santos, creador del paradigma de las Epistemologías del Sur, muestra en sus publicaciones más recientes una especial sensibilidad, siempre en positivo y constructivamente, hacia el papel de las religiones y de las teologías políticas progresistas y pluralistas en los procesos de liberación de los pueblos y colectivos humanos sometidos al asedio del colonialismo, del patriarcado, del capitalismo mundial, de los fundamentalismos y del racismo epistemológico. 

Es ese un campo en el que ha hecho aportaciones relevantes, como demostró en el Foro Mundial de Teología y Liberación, celebrado en Porto Alegre (Brasil) de 21 a 25 de enero de 2005, donde inició un diálogo fecundo entre la teoría crítica de los derechos humanos y la teología en perspectiva liberadora, que llegó a su zenit con su obra 
Si Dios fuera activista de los derechos humanos (1).
Boaventura constata que vivimos en un tiempo en que las escandalosas injusticias sociales y los sufrimientos humanos injustos no generan la debida indignación moral y la voluntad política para combatirlos y para construir una sociedad más justa e igualitaria. En estas circunstancias, no podemos desperdiciar ninguna de las experiencias sociales de carácter emancipatorio que puedan contribuir a dicha construcción.   

Como participante activo en el Foro Social Mundial desde los inicios, observa que muchos activistas en la lucha por la justicia socio-económica, ecológica, étnica, sexual y decolonial apoyan su activismo y sus reivindicaciones en creencias religiosas o espiritualidades cristianas, judías, islámicas, hindúes, budistas, indígenas, etc. Es la emergencia de nuevas subjetividades que compaginan la militancia alterglobalizadora con referencias trascendentes o espirituales y, lejos de alejarlas de las luchas materiales e históricas por otro mundo posible, las comprometen con más radicalidad y profundidad. 

Todas las religiones, reconoce, tienen un potencial para desarrollar teologías políticas liberadoras, que son capaces de integrarse en las luchas contra-hegemónicas por los derechos humanos y contra la globalización neoliberal, y que pueden ser una fuente de energía radical en dichas luchas. 

Hace un análisis riguroso –tanto por su contenido y profundidad, como por su amplitud de conocimientos- de tales teologías políticas: cristiana, judía, musulmana, palestina, etc., teologías feministas, teologías interculturales e interreligiosas que fundamentan teóricamente la relación entre la experiencia religiosa y el compromiso contra-hegemónico, y remiten a prácticas emancipatorias. A su vez, identifica los principales desafíos que estas teologías plantean a los derechos humanos. 

Estos discursos religiosos no se atienen a la concepción ilustrada de la religión, que sitúa a esta en la esfera privada, en el ámbito de la conciencia y la recluye en los lugares de culto, sino que defiende su presencia en la esfera pública, pero no por la vía de la alianza con el poder, sino ubicada en los espacios de marginación y exclusión, vinculada a los movimientos sociales, respetuosa, al tiempo que crítica, con el proceso de secularización, y sin pretensión alguna de confesionalizar la sociedad, la política, la cultura, etc. 

En definitiva, lo que hace Boaventura es un ejercicio de traducción intercultural de las dos políticas normativas que pretenden operar globalmente: la de los derechos humanos y la de las teologías políticas liberadoras, buscando zonas de contacto de las que puedan surgir energías nuevas o renovadas para llevar a cabo una transformación social, política, económica y cultural radical. 

Si Dios fuese un activista de los derechos humanos 
es ciertamente un condicional metafórico al que de Sousa Santos da una respuesta metafórica: “Si Dios fuera un activista de los derechos humanos, Él o Ella estarían  definitivamente en busca de una concepción contra-hegemónica de los derechos humanos y de una práctica coherente con ella. Al hacerlo, más tarde o más temprano este Dios se confrontaría con el Dios invocado por los opresores y no encontraría ninguna afinidad con Este o Esta. En otras palabras, Él o Ella llegarían a la conclusión de que el Dios de los subalternos no puede dejar de ser un Dios subalterno”.   
Esta definición de Dios como “subalterno” está en plena concordancia con la imagen de Dios de la tradición judía, cristiana y musulmana como el Dios que opta por las personas y los colectivos empobrecidos, el Dios de la esperanza, de las y los pobres, el Dios al que el profeta judío Jeremías da el nombre de “Justicia”. 

La definición de Dios como ser subalterno de Santos, que se solidariza con las personas subalternizadas (y “con los pueblos crucificados”, en expresión de Ignacio Ellacuría) choca frontalmente con el Dios de la teodicea, a quien se le aplican atributos  varoniles en grado de excelencia: omnipoten-cia, omnipresen-cia, omniscien-cia, providen-cia, violen-cia. 
Obsérvese que los cinco atributos terminan en –cia. ¿No será que el Dios de la teodicea, el Dios de los amigos de Job, el Dios “motor inmóvil” de Aristóteles, el Dios de Tomás de Aquino, está en connivencia con la organización estadounidense que controla la vida de todos los seres humanos del planeta y trabaja a su servicio? Un Dios con estos atributos solo puede llegar a acuerdos con los poderosos de la tierra, no con las personas subalternizadas.
La definición de Dios de Boaventura me parece muy certera, como también lo es la de José Saramago: “Dios es el gran silencio del universo, y el ser humano el grito que dan sentido a ese silencio”(2). Esta imagen de Dios “el gran silencio del universo” invita a dejar de hablar de Dios y a escuchar el grito de las personas sufrientes de la historia. Una de las razones del ateísmo moderno es la locuacidad inane de no pocos creyentes en Dios. Como afirma Gottfried Bachtl, “en un mundo que encuentra un gran placer en la palabra sin fin y todo lo reduce a eso, 
Dios ha perecido en la locuacidad de sus testigos”(3).
Las definiciones de Dios de Sousa Santos y de Saramago son de las que más me gustan y con las que me identifico. Para un teólogo dogmático resultarán insuficientes. Para un teólogo crítico y heterodoxo, son las que mejor sintonizan con el Dios del éxodo, de los profetas de Israel/Palestina, de Jesús de Nazaret, de la teología apofática del Pseudo-Dionisio y del Maestro Eckhardt, de las místicas y los místicos como la beguina Margarita Porete, quemada en la hoguera, la reformadora Teresa de Jesús, sospechosa de herejía, y Juan de la Cruz, cumbre de la poesía mística de todos los tiempos, que fue “sacado violentamente de su casita junto al monasterio de la encarnación…, conducido a Toledo [y] encarcelado [durante] nueve meses”(4).


Juan José Tamayo Acosta es director de la Cátedra de Teología y ciencias de las Religiones
“Ignacio Ellacuría”, de la Universidad Carlos III de Madrid. Autor de Teologías del Sur. El giro desconolizador (Trotta, Madrid, 2017).

NOTAS
 1.   Boaventura de Sousa Santos, Si Dios fuese un activista de los derechos humanos, Trotta, Madrid, 2014.
 2.  Tomo la definición de la entrevista de Juan Arias a Saramago en
      José Saramago. El amor posible,

        Barcelona: Planeta, Barcelona, 1998, 128. 
 3.   Tomo la cita de H. Waldenfelds, Dios, futuro de la vida, Sígueme, Salamanca, 1976, 71. Subrayado mío.

 4.   San Juan de la Cruz: Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz. Salamanca: Sígueme 2002, 12

                                                      CC

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