Sonntag, 16. Dezember 2018

Säkularer Staat und Islam - eine Herausforderung für moderne Gesellschaften - nicht nur in Zentralasien

Ala-Too-Platz in Bischkek, Kirgisistan
Die Staatskommission für Religiöse Angelegenheiten der Kirgisischen Republik (Kirgistan/Kirgisistan)
hat im November 2018 ihre zweite internationale Konferenz veranstaltet.

Sie fand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten statt.
Das Thema war: "Islam in a Modern Secular State". Im sich säkular verstehenden zentralasiatischen Staat ist die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch. Die Konferenz hatte in diesem Zusammenhang das Ziel, gegenwärtige Probleme anzusprechen und für eine Harmonisierung der muslimischen Gesellschaften einzutreten. Außerdem sollte die Wirksamkeit demokratischer Regierung in der religiösen Sphäre verbessert werden. Nur so kann man Radikalisierungen und weit verbreitete extremistische Ideen eindämmen.

Islam in a Modern Secular State
Internationale Konferenz in Bischkek/Kirgistan 14./15. November 2018
Bericht von Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Goslar

Es ist erstaunlich: Da lädt ein kleines zentralasiatisches Land, das sich gemäß seiner Verfassung als modern und säkular versteht, zum zweiten Mal zu einer großen Konferenz ein, in der es darum geht, wie der Islam sich konstruktiv in das moderne demokratische Staatswesen integrieren lässt - in voller Anerkennung der Menschenrechte und besonders der Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Es sind insgesamt 140 Teilnehmende aus 20 Staaten in Asien, Europa und Amerika vertreten, in denen jeweils - in z. T.  sehr verschiedener Weise - die gesellschaftliche Präsenz des Islam eine wichtige Rolle spielt. Der größte Kreis kommt aus den zentralasiatischen Republiken, den Nachbarn von Kirgistan, sowie der russischen Föderation. Aber auch die stark muslimisch geprägten Länder Türkei, Iran, Afghanistan, Malaysia und Indonesien sind dabei, aus Europa Österreich, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Schweden. Kirgistan und seine Nachbarn befinden sich in der nachsowjetischen Ära in neuen Prozessen der Identitätsbildung: Neben den Gruppen, die sich nichtreligiös verstehen, gibt es ein religiöses „Wiedererwachen“, besonders im Islam, aber auch in der orthodoxen Kirche. Wie können sie in positiver Weise zum Gemeinwesen beitragen, wie ist dem auch auftauchenden extremistischen Islamismus entgegen zu wirken und vorzubeugen? Wie lassen sich Wege erschließen, dem Islam hinsichtlich seiner fundamentalen Glaubensgrundlagen und seiner religiös-kulturellen Vielfalt gerecht zu werden und gleichzeitig seine Kompatibilität mit einem modernen säkularen Staatswesen zu fördern? Die staatliche kirgisische Kommission für religiöse Angelegenheiten, die quasi die Rolle eines Religionsministeriums wahrnimmt, hat dazu in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Vereinten Nationen in Khirgistan und der Organization for Security and Co-operation in Europe (OSCE) ein Programm vorbereitet, das sich neben Grundlagenbeiträgen zu Islam und Demokratie vor allem auf drei Inhalts- und Aufgabenbereiche konzentrierte: 1) die Bildungsfragen im Blick auf Schule und außerschulisches Lernen, 2) die Behandlung von religiösen Fragen in Medien und Internet, 3) die Rolle religiöser Frauen - und dabei auch der Jugend - in der Gesellschaft. Von deutscher Seite hat sich das Außenministerium über sein Referat Religion und Außenpolitik in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft in Bischkek aktiv in die Vorbereitung und die Vermittlung von Experten eingebracht, vor allem für die Bereiche der Bildung und der Medien.
Es wurde eine prall gefüllte, ja überfüllte Konferenz:
58 Einzelbeiträge in 1 1/2 Tagen -
eine reiche, aber auch überwältigende Vielfalt.
Und dass die vorgesehene Zeit für Diskussionen schmilzt, wenn pro Referent und Referentin maximal 10 Minuten vorgesehen sind, die dann doch nicht immer eingehalten werden, kann nicht verwundern. Es war eine gute Absicht, möglichst viele Teilnehmende mit ihren jeweiligen Erfahrungen, Forschungen und Perspektiven zu Wort kommen zu lassen - verbunden mit der Ankündigung, die ausgeführten „Reports“ dann in einem Tagungsband zu versammeln, wie es schon bei der ersten Konferenz 2017 geschah.
Hier können nur zwei Beiträge kurz skizziert werden, die als kennzeichnend für jeweils größere Erfahrungsbereiche stehen, um dann einige generelle Beobachtungen anzuschließen und schließlich den spezifischen Beitrag aus Deutschland zur Sprache zu bringen:
·       Der Beitrag von Asel Erkebolatovna Kuzembaeva (The Head of the Department of Religious Expertise and Interaction with Religious Education Organizations, Committee of Public Consent, Ministry of Social Development of the Republic of Kazakhstan) kann als beispielhaft für die Problemsicht in den zentralasiatischen Republiken gelten: Bei bestimmten Gruppen junger Muslime finden sich extremistische Überzeugungen, für die sie in den Social Media indoktrinierende Bestätigung und Verstärkung erfahren. Demgegenüber erweist sich eine Aufklärungsarbeit als unerlässlich, bei der das Prinzip „Null Toleranz gegenüber Extremismus“ gelten müsse. Methodisch braucht es dazu humanistisch orientierte, aufklärende Arbeit, müssen die Traditionen, gerade auch die spirituellen Traditionen,  in diesem Sinne interpretiert werden. Respekt müssen alle erfahren können - „Gläubige“ wie „Nichtgläubige“. Diesen Grundeinsichten steht eine ernüchternde Bildungsrealität gegenüber: eine Ausbildung der Lehrkräfte, in der die Religions- und Weltanschauungsthematik bislang marginalisiert ist, Geistliche, bei denen weitgehend nur die frontale Weitergabe von Religionsinhalten gängig ist, Unterrichtsmittel, die erst in allerersten Anfängen der Pluralität Aufmerksamkeit widmen.
·       Für den europäischen Bereich war der Beitrag des aus Schweden stammenden Jonas Otterbeck (jetzt Professor am Institute for the Study of Muslim Civilisations, Aga Khan University, United Kingdom) über „Identification of Young Muslims in Scandinavian Society“ besonders aufschlussreich. Auf Grund empirischer Untersuchungen konnte er für junge Muslime in Skandinavien feststellen, dass es sich um wachsende Gruppen mit vielfältigem Migrationshintergrund handelt. Überwiegend gehören sie zum ärmeren Teil der Bevölkerung. Migration bedeutet dabei „disruption“: Sprache, Kultur, religiöse Formen und Traditionen erfahren Abbrüche. Die Untersuchungen belegen, dass für die Jugendlichen der Glaube an Gott weitestgehend selbstverständlich ist, nicht aber die regelmäßige religiöse Praxis: Beten wird gelegentlich ausgeübt, Fasten im Ramadan ist populär. Die ältere Generation hat ihre Traditionen importiert, Moscheen gebaut, wie sie in ihren Herkunftsländern stehen; insgesamt ist eine nostalgische Atmosphäre vorherrschend. Ihre Sprache ist nicht die Sprache der Kids. Im Unterschied zu England, wo die Entwicklung längst weiter fortgeschritten ist, gibt es erst bei einem Teil der Muslime Wege zu einer progressiven Praxis. Für Viele ist der Islam vor allem mit seinen kulturellen Ausprägungen wichtig. Und dann gibt es eine kleinere Gruppe reaktionärer Jugendlicher und unter ihnen auch einen prozentual geringen Anteil gewaltbereiter junger Menschen. Der Weg in die Zukunft bedarf einer konstruktiven Weiterentwicklung muslimischer Traditionen in einem pluralen, die Lebenswelt der Jugendlichen ernst nehmenden Umfeld. - Ergänzend sei auf einen weiteren bemerkenswerten Beitrag aus Europa hingewiesen, eingebracht von Hans Bronte, Bürgermeister der Vilvord-Provinz in Belgien, in der es besonders viele jugendliche Rückkehrer gibt, die sich dem IS angeschlossen hatten und nun der Betreuung in einem schwierigen Prozess der Resozialisierung bedürfen.

·       Ganz überwiegend kamen Teilnehmende aus Kirgistan und den umgebenden zentralasiatischen Staaten zu Wort. In allen drei Themenbereichen - Bildung, Medien, Frauen - war der aufklärerische und emanzipatorische Impetus der aktiv im Dialog mit Religionsfragen Engagierten sichtbar. Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden waren Frauen. Neben vier kirgisischen Referentinnen brachte sich hier Sharifah Hayaati Binti Ismail als Professorin aus Malaysia ein. Angefragt wurde immer wieder eine traditionelle, frontale und rezeptive Glaubensvermittlung, die überkommene Rollenverteilung der Geschlechter und die Frage, wie dem über die Social Media verbreiteten extremistischen Virus begegnet werden kann. Besondere Leistungen wurden den simultan Übersetzenden  (Kirgisisch, Russisch, Arabisch, Englisch wurden angeboten) abverlangt. Abgesehen davon, dass die Qualität der Übersetzungen schwer zu kontrollieren war, tauchte eine Grenze auf, als Tahir Mehtioglu von der türkischen Behörde für religiöse Angelegenheiten nur auf Türkisch kommunizieren konnte und dafür keine Übersetzung vorgesehen war. Angesichts der engen Beziehungen zwischen der Türkei und den asiatischen Republiken und ihrer sprachlichen Nähe war das ein deutliches Defizit. Immerhin war das Video, das parallel zu dem Referat lief, mit englischen Titeln unterlegt - und es wurde sichtbar, wie hier eine positivistische Propaganda für das türkische offiziell „säkulare“, inzwischen aber religiös dominierte Modell vorgeführt wurde - mit vielen Aufnahmen von großen religiöser Versammlungen, Gebetsvollzügen, glänzenden Bildern riesiger Moscheen, aber auch sozialen Aktivitäten.
·       Die Beiträge aus Deutschland wurden besonders aufmerksam verfolgt. Sie ergänzten sich organisch:
Lothar Kuld bot eine klare Übersicht über die Grundlagen und Ausformungen des Religionsunterrichts in Deutschland mit seiner Verankerung im Grundgesetz, der Zusammenarbeit von Staat und Religionsgemeinschaften hinsichtlich der inhaltlichen Bestim-mungen und der pädagogischen Profile. Die Herausforderungen der plural zusammengesetzten Schülerschaft spielen inzwischen bei dem traditionell konfessionellen Religionsunterricht ebenso eine Rolle wie bei Ethik/Philosophie als Ersatz-. oder Alternativfach, aber auch dem Hamburger Modell eines „Religionsunterrichts für alle“ und dem ethisch-religionskundlich ausgerichteten Fach „Lebenskunde, Ethik, Religion“ (LER) in Brandenburg.
Die Grundfrage, inwieweit Religionsunterricht überwiegend informativ angelegt sein soll oder doch auch die Begegnung mit gelebter Religion einschließen sollte, erwies sich in den Gesprächen mit den Teilnehmenden aus Kirgistan und seinen Nachbarländern als besonders relevant. Mein Beitrag war, das deutsche Modell in den Kontext europäischer Entwicklungen hinein zu stellen, die ich im Kontext der Untersuchungen in der Ständigen Kommission für Friedenserziehung der Bewegung „Religions for Peace“ beobachten konnte. Ein Ergebnis dabei war, dass in nahezu allen europäischen Ländern die Einsicht wächst, dass Religion Teil der öffentlichen Erziehung sein sollte:
- zur Vermittlung notwendiger Kenntnisse
  über das kulturell-religiöse Erbe des Kontinents
- zur Orientierung über die religiös verwurzelten Werte
  und Ethik für das persönliche Leben wie auch für die Gesellschaft
- zur Reflexion über Lebenssinn und Lebensziele im Licht
  der Schriften, Traditionen und spirituellen Praxis der Religionen
-  für eine Erziehung zu Toleranz und zur Vorbeugung
   gegenüber falschen Vorurteilen – durch authentische Information
   über und – wenn eben möglich –
   in der Begegnung mit verschiedenen gelebten Religionen.


Ich sprach aber auch die Notwendigkeit wie die Schwierigkeiten beim Aufbau eines islamischen Religionsunterrichts in Deutschland an.
Die Koordinaten dafür hat Tuba Isik in ihrem Beitrag klar umrissen: die Rolle der islamischen Gemeinschaften, die Entwicklung einer islamischen Theologie an der Universitäten, die Ausbildung von Religionslehrkräften, von Imamen, von sozial-diakonischer wie von allgemeiner kommunaler Arbeit. Da ist Vieles erst in den Anfängen, aber im Vergleich zu den Ansätzen in den zentralasiatischen Republiken erheblich weiter bedacht und vorstrukturiert.
Zrinka Stimac hat sich in den Arbeitsbereich Medien eingebracht und die Relevanz religiöser und interreligiöser Schulbucharbeit vor dem Hintergrund der weltweiten Erfahrungen und Expertisen des Georg Eckert-Instituts Braunschweig entfaltet. Ihre Recherchen spiegeln deutlich die konzeptionelle Differenz zwischen einem „Lernen über“ und einem „Lernen von“ Religionen, wobei das erstere seine Plausibilität auch in einem laizistischen Kontext erweist, während beim Zweiten davon ausgegangen wird, dass bei einer echten Begegnung mit den Religionen eine Tiefendimension erreicht werden kann, die sich für persönliche und gemeinschaftliche Lebensorientierung als relevant erweist.
Im europäischen Zusammenhang bestimmt das auch die Diskurse, in die der Europarat, die UNESCO und die OSCE involviert sind.
Intensiv diskutiert wurde der Entwurf für ein „Final Statement“, das als Vorlage für eine Resolution der Konferenz verteilt wurde. In ihm werden Standards formuliert, die sich in den großen interreligiösen Bewegungen wie Religions for Peace (RfP) oder der International Association on Religious Freedom (IARF), aber auch in den europäischen Entschließungen wie den Toledo Guiding Principles und den Signposts (wesentlich inspiriert durch den Religionspädagogen Robert Jackson (University of Warwick, UK) niedergeschlagen haben - hier nun ausdrücklich auf den Islam bezogen: dass die Integration der Religion in die Zivilgesellschaft von den Grundsätzen des Respekts, der Toleranz, der friedlicher Koexistenz und dem Wert des interreligiösen Dialogs geprägt sein müsse.
Die Bewahrung und der Schutz vor destruktiven und extre-mistischen Ideologien wird als gemeinsame Herausforderung für die Religionen wie für die demokratischen staatlichen Instanzen ausgesprochen. Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, die Über-windung von Diskriminierungen und der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte bedürfen dazu einer Verbesserung der Bemühung um Bildung und religiöse
  Sprachfähigkeit.Gerade darauf beziehen sich dann die Empfehlungen des Statements, die gezielt auch die notwendige Kommunikation im Bereich des Internets und der Social Media ansprechen.
Es ist deutlich, dass die Realität noch sehr hinter diesen Erfordernissen hinterher hinkt, zumal eine pädagogische Erneuerung innerhalb der Religionsgemeinschaften noch ansteht, aber auch das öffentliche Bildungssystem erst wenige Ansätze zu aufgeklärter religiöser Bildung aufweist.
Gleichwohl erscheint die grundlegende Verständigung auf die genannten Prinzipien als ein wichtiger Schritt, an dem man sich bei der anstehenden praktischen Aufbauarbeit orientieren kann.
Die Diskussion während der Abschluss-Sitzung der Konferenz erbrachte noch einige Modifikationen, die aber nicht die Substanz des Papiers verändern dürften. Bedenkenswert erschien vor allem der Einwand von Ednan Aslan/Wien, man müsse im Titel eigentlich von einem demokratischen statt nur von einem modernen säkularen Staat sprechen, da Säkularität nicht per se die notwendige Demokratie-, Menschenrechts- und Pluralitätsfähigkeit einschlösse. Es ist davon auszugehen, dass das überarbeitete Statement den Konferenz-Teilnehmenden entsprechend übermittelt und als „Resolution“ veröffentlicht werden wird.
Nach der durch die Überfülle der Beiträge während der Konferenz gezwungenermaßen eher rezeptiven Partizipation war es sehr befriedigend, dass wir Teilnehmenden aus Deutschland zusammen mit Botschafterin Monika Iwersen und ihrer Vertreterin Irja Berg noch einen Nachmittag hatten, an dem wir uns in kleinerem Kreis direkt in den Räumen der staatlichen Kommission für religiöse Angelegenheiten mit kirgisischen Kollegen (nur einer Kollegin!) austauschen konnten. Uns wurde von einem ersten Modellversuch für Religionsunterricht im Bereich von Sekundarschulen und ersten Schulbucharbeiten berichtet, worüber aber keine näheren inhaltlichen Informationen geboten werden konnten. Sie sehen offenkundig eine im Wesentlichen kognitive Beschäftigung mit den Religionen vor, schließen allerdings wohl auch Besuche bei den Religionsgemeinschaften ein. Ein kirgisischer Kollege, der bei einem Besuch in Deutschland Unterrichtsmaterial über den Islam bereits in der Grundschule gezeigt bekam, zeigte sich davon beeindruckt, wie hier Kindern auch in jüngerem Alter Religionskenntnisse elementar nahe gebracht werden können. Es bestand großes Interesse, mehr über die Bildungsentwicklungen im Blick auf den Islam in Deutschland zu erfahren. Ich selbst erläuterte, dass jeder gute Unterricht die kognitive („Wissens“-) Ebene, aber auch die existentielle („Lernen für das Leben“) und die soziale („Lernen für die Gemeinschaft“) im Blick haben sollte.

Was bei aller qualitätvollen Arbeit während der Konferenz auffiel, war, dass Vertreter der Religionsgemeinschaften selbst faktisch kaum zu Wort kommen konnten. Theologisch-inhaltlich wurde wenig geboten. Gerade in diesem Feld wäre aber auch wichtige Arbeit zu leisten, etwa hinsichtlich der Interpretation der Heiligen Schriften, namentlich des Koran, aber auch der Hadith-Traditionen, um die Deutungshoheit nicht den Erzkonservativen oder gar Fanatikern zu überlassen. Der Bezug auf einseitige Dominanz- oder gar Gewaltaussagen in Bibel und Koran einigt ja in verhängnisvoller Weise Religionsfanatiker und Religionskritiker. Was hier an hermeneutischer und dialogischer Arbeit inzwischen in Deutschland im Austausch von christlicher und islamischer Theologie entwickelt wird, erweist sich als ein wesentlicher Beitrag für eine fruchtbare Verständigung und fruchtbares Zusammenwirken der Religionsgemeinschaften in unserer pluralen Gesellschaft.

Insgesamt ist die Konferenz in Bishkek eine intensive Erfahrung gewesen, die die Notwendigkeit der Internationalisierung im Bereich von Demokratie, Religionen, zivilgesellschaftlicher Arbeit und besonders der Bildung erneut deutlich gemacht hat. Zu hoffen ist, dass über die große Zahl der beteiligten Institutionen, Experten und Multiplikatoren die erforderlichen Schritte in die Praxis und nachhaltige Lernprozesse inspiriert werden.
Angesichts des enormen Aufwands für die Konferenz ist allerdings zu bedenken, ob das Format, bei dem in 1 1/2 Tage eine Überfülle an Impulsen präsentiert wurden, nicht zeitlich erweitert  müsste, um auch Zeit für vertiefende Erörterungen und Gespräche zu gewinnen. Es ist zu hoffen, dass der Tagungsband immerhin eine gute Verbreitung findet.

Den Veranstaltern ist sehr zu danken für die Initiative zu dieser Konferenz, die vorzügliche Betreuung der Teilnehmenden und das anregende kulturelle Rahmenprogramm - dazu bestes Essen und beste Unterbringung. Die Vorbereitung durch die Abteilung Religion und Außenpolitik des deutschen Außenamtes (Maximiliane Linde und Silke Lechner) und die Botschaft in Bishkek (Monika Iwersen und Irja Berg) wie auch die Begleitung während der Konferenz ließ für uns als Teilnehmende aus Deutschland nichts zu wünschen übrig. Wir vier haben auch den inhaltlichen und persönlichen Austausch über unsere Anliegen und Erfahrungen sehr genossen. So konnte ich auch den für mich chaotischen Einstieg in die Konferenz - versehentliche Landung in Almaty/Kasachstan ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit mit Bishkek und die 6-stündige Taxifahrt nach Bischkek - hinreichend verkraften.


CC






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