Freitag, 15. Dezember 2017

Der Rabbi, der seine Geschichten verschenkte - jüdische Erzählungen für Kinder - Beispiel: Salomo

Aus der Reihe: Geschichten
vom Himmel und der Erde
 


Das genannte Buch bietet eine anschauliche und informative Zusammenstellung aus sachlichen Informationen und erzählten Geschichten über das Judentum.
Es werden sechs Erzählungen aus der jüdischen Tradition vorgestellt. Dabei handelt es sich sowohl um Geschichten aus dem sogenannten "Midrasch", einer jüdischen Textsammlung, als auch aus verschiedenen Jahrhunderten (2.; 12.; 16.; 18.). Über jedem Text werden in eindrucksvollen Illustrationen die ersten sechs Buchstaben des hebräischen Alphabets dargestellt und in einem kleinen Nebentext in Ursprung und Bedeutung erläutert. Auch zu den Textinhalten, einzelnen Begriffen oder speziellen jüdischen Gebräuchen werden in kleinen Begleittexten oder anhand von Landkarten, Zeichnungen und Bildern Zusatzinformationen oder Erklärungen geboten.
Nach den sechs Geschichten sind auf sieben Seiten konkrete Sachinformationen über die Geschichte, die Feste und Gebräuche des Judentums übersichtlich, leicht verständlich und übersichtlich zusammen gestellt.
  
Die Geschichte von König Salomo(n)
 Einst lebte auf der Erde ein sehr mächtiger, reicher und weise König. Sein Name war Salomon. Auch sein Vater David war ein großer König gewesen. Bevor David starb hatte Salomon ihm versprochen einen prächtigen Tempel zu bauen. Als nun Salomon einen passenden Ort suchte, an dem der Tempel gebaut werden sollte, stieß er immer wieder auf Probleme. Einmal wurde das Fundament von Wasser überflutet und ein anderes Mal gab es ein schreckliches Erdbeben.
Da wurde Salomon sehr traurig und fing an zu grübeln. Da er die Gabe hatte mit den Tieren zu sprechen, fragte er die Vögel: "Könnt ihr mir einen Ort sagen, an dem ich meinen Tempel bauen kann?" Aber auch die Vögel konnten ihm nicht helfen.
Eines nachts konnte Salomon nicht schlafen, weil er nicht mehr wusste, was er noch machen sollte. Da machte er sich unbemerkt auf den Weg durch die Straßen Jerusalems hinaus vor die Stadt bis an den Fuß des Berges Moria. Dort blickte er zu den Sternen und bat u Hilfe. Doch er bekam keine Antwort. Unglücklich setzte er sich unter einen alten Olivenbaum und begann zu weinen.
Einige Zeit später bemerkte Salomon Geräusche von den Feldern, das in der Nähe lag. Aus sicherer Entfernung konnte er beobachten, wie ein Mann heimlich einige Weizengarben von einem Feld auf ein anderes trug und dann in der Dunkelheit verschwand. Salomon ärgerte sich sehr über den unverschämten Dieb und nahm sich vor ihn am nächsten Tag zu bestrafen. Gerade wollte er aufstehen und gehen, als er einen weiteren Mann auf den Feldern bemerkte. Dieser nun trug die besagten Weizengarben wieder zurück auf das andere Feld und schlich sich dann auch heimlich davon. Salomon wurde sehr wütend: "Morgen werde ich diese beiden Diebe hart für das bestrafen, was sie getan haben!" Da hörte er hinter sich im Baum eine Grille, die zu ihm sprach: "Sei geduldig, großer König! Verschone die beiden Männer morgen und komm in der nächsten Nacht noch einmal vorbei. Ich verspreche dir, du wirst es verstehen."
Salomon wartete am nächsten Tag ungeduldig auf die Nacht und schlich sich erneut hinaus vor die Stadt und setzte sich unter den alten Olivenbaum. Nach kurzer  Zeit bereits sah er auf den Feldern die beiden Männer. Sie kamen aus zwei verschiedenen Richtungen und hielten beide eine Weizengarbe in den Armen. Als sie sich näher kamen, blickten sie sich erschrocken an, ließen die Weizengarben fallen und fielen sich plötzlich weinend in die Arme.
Salomon war völlig erstaunt. Er hatte kurz zuvor auf das Feld laufen wollen, um einen Streit zwischen den Männern zu verhindern und nun lagen sie sich in den Armen. Jetzt wollte er wissen, was das zu bedeuten hatte und ging zu den Männern auf das Feld. Er gab sich zu erkennen und sagte: "Was ist hier los? Gestern Nacht habe ich gesehen, wie jeder dem anderen einige Weizengarben vom Feld gestohlen hat und jetzt habt ihr euch selber dabei erwischt und seid dennoch nicht böse aufeinander?
Die beiden Männer waren verblüfft den König zu sehen und versuchten sich zu erklären: Der jüngere Man sagte zunächst: "Mein Herr, ich habe in meinem Leben noch nie gestohlen! Der Weizen, den ich auf das Feld getragen habe, war mein eigener. Ich habe ihn auf das Feld meines Bruders gestellt. Wir haben jeder eine Hälfte des Feldes unseres Vaters geerbt. Mein Bruder hat eine Frau und drei Kinder und ich bin alleine. Er braucht viel mehr Weizen als ich. Diese wollte ich ihm heimlich schenken, da er nichts von mir annehmen möchte."
Der ätere Bruder sagte daraufhin: "Es beschämt mich, mein Herr, dass ihr glaubtet ich wäre ein Dieb. Mein Bruder lebt ganz alleine und muss seine Arbeiter bezahlen. Ich habe meine Familie, die mir auf dem Feld helfen kann. Auch ich wollte ihm im Schutz der Nacht ein paar meiner Garben schenken, damit er nichts davon merkt."
Salomon war sehr gerührt von der Fürsorge der beiden Brüder und schloss sie in seine Arme: "Bitte entschuldigt, dass ich euch für Diebe gehalten habe. Ich bewundere euch für eure Güte. Ich bitte euch aber darum, mir eure Felder zu verkaufen. Denn dies ist der würdigste Ort, um hier das Heiligtum Gottes zu errichten." Die Brüder erfüllten die Bitte ihres Königs gerne und bald darauf wurde der Tempel dort errichtet, wo die Weizengarben und der Olivenbaum gestanden hatten. Ohne ein weiteres Unglück konnte der Bau des prächtigen Tempels fertig gestellt werden.  

Lisa Roland und Pia Sommer
im Rahmen eines Seminars zum interreligiösen Lernen
 an der TU Dortmund, bearbeitet, 15.12.2017

CC

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