Dienstag, 22. Februar 2022

Luther und der Islam (aktualisiert)


Der reformierte Theologe, Dr. Jan Slomp,  Leusden (NL), hat die anfangs differenzierte und dann mehr und mehr polemisierende Haltung Martin Luthers zum Islam in einem Beitrag des niederländischen Magazins CW Nieuws vom 17.03.2017 präzise zum Ausdruck gebracht:
Luther en de godsdienst van de Turken.  
Er hat dazu eine eine deutsche Zusammenfassung angefertigt:

Erste Wiener Türkenbelagerung 1529.
Osmanische Miniatur 16. Jh. (Wikipedia)
"In  Martin Luthers Lebenszeit wurde das militärische Vorrücken des Osmanischen Reiches als ständige Bedrohung in West-Europa empfunden. Die Belagerung Wiens im Jahre 1529 rief den Fall Konstantinopels von 1453 in Erinnerung. 
Diese bedrohliche Lage wurde von Luther apokalyptisch gedeutet und mit einer Vision des Propheten Daniel verbunden. Dort sieht der Prophet einen Ziegenbock, dessen Horn sehr groß und stark geworden war. Als das große Horn zerbricht, wachsen daraus vier neue Hörner - und ein bisher noch kleines Horn wächst rasant. Der Prophet Daniel versteht es als Zeichen einer viele Länder erobernden Macht, die Luther mit dem Osmanischen Reich gleichsetzt (Daniel 7,8-9).

Für Luther war der Türkenkrieg jedoch kein Kreuzzug oder Sache des Papstes, sondern nur Aufgabe des Kaisers. Luthers Lehre von den Zwei Reichen unter einem Herrn findet dabei eine praktische Anwendung. Das Land musste immerhin verteidigt werden, gleichgültig, ob der Feind Muslim war oder nicht. 1529 verfasste der Reformator Vom Krieg wider die Türken. Als Theologe suchte er zuverlässige Quellen über den Islam. Er übersetzte deshalb eine lateinische Widerlegung des Korans von Ricoldo de Montecroce OP (1320) ins Deutsche und förderte 1543 die Drucklegung der lateinischen Koran-Übersetzung von 1143 bei Oporin in Basel." 


Vgl.:
Hans Medick / Peer Schmidt (Hg.): 

Luther zwischen den Kulturen.
Zeitgenossenschaft - Weltwirkung.

Göttingen: V & R 2004, 542 S.


Aus dem Inhalt
  • Gregory Baum (Montreal), Lutherische Theologie des Widerstandes heute
  • Hartmut Bobzin (Erlangen), Gedanken Martin Luthers zum Islam
  • Peter Burschel (München/Freiburg), Das Monster. Katholische Luther-Imagination
     im 16. Jahrhundert
  • Gregory L. Freeze (Waltham, MA), Lutheranism in Russia
  • Jacqueline van Gent (Perth), Encounters with Lutheran Missionaries in Central Australia
  • René E. Gertz (Porto Alegre), Die Lutheraner in der Gesellschaft und Kultur Brasiliens
  • Thomas Kaufmann (Göttingen), Ernst Troeltschs Lutherdeutung in der englischsprachigen Weltund in Deutschland
  • Hartmut Lehmann (Göttingen), Das marxistische Lutherbild von Engels bis Honecker
  • Jan Slomp (Leusden), Christianity and Lutheranism from the Perspective of Modern Islam.

Weiteres:

Reformation und Islam. 
Ein Impulspapier
der Konferenz für Islamfragen

der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD). Juni 2016

Free Download (PDF)



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