Mittwoch, 15. April 2015

Taufe: Theologische Überlegungen


Am Beginn eines Lebens erinnert die Taufe daran, dass Leben eine Qualität hat, die über die Spanne von Geburt und Tod hinausweist (Einführungsritus/Initiationsritus). Leben hat einen Mehrwert, der mit der Spannung von Himmel und Erde symbolisch ausgedrückt wird. Neben dem irdischen Leben, das begrenzt ist, steht sozusagen ein zweites Leben, das alle Begrenzungen übersteigt. Diese Berufung zum neuen Leben wird durch die Taufhandlung im Christentum ausgedrückt.

Klassisch ist immer noch Martin Luthers Definition im Kleinen Katechismus: Unter Bezug auf den sog.  Taufbefehl in Mt 28,20 erläutert er die Wirkung der Taufe: "Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben ..." Das bedeutet, "dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe."

Die Taufe wird als Sakrament verstanden, weil sie zwei „Elemente“ in sich enthält: Wort und Wasser. Augustin hat im 4. Jahrhundert die bis heute gültige Definition von Sakrament so gegeben: „Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum“ („Das Wort tritt zum Element und wird Sakrament“).

Im Sakrament der Taufe kommen verschiedene Wirklichkeitsebenen zusammen. Neben das begrenzte irdische Leben tritt das entgrenzte ewige Leben bereits in dieses irdische Leben. Im  Ritus des Taufens (mit Wasser besprengen oder untertauchen) wird dies nachvollzogen. Mit seiner "zweiten Geburt" wird dem Täufling zugesagt, dass er/sie als ein/e so Ausgezeichnete/r und Gesegnete/r nun die ersten Schritte in ein neues Leben wagen kann. Interessant ist, dass je höher das Taufalter liegt, desto bewusster die Entscheidung für den christlichen Glauben zum Ausdruck kommen kann. Allerdings wird Taufe nicht immer in diesem Sinne verstanden, sondern wird als kirchliches Ritual gern auch von weniger religiölsen menschen akzeptiert.

Vgl. zum Thema auch den Lernort: Die Taufkirche Luthers in Eisleben 

 Reinhard Kirste

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