Am Beginn eines Lebens erinnert die
Taufe daran, dass Leben eine Qualität hat, die über die Spanne von Geburt
und Tod hinausweist (Einführungsritus/Initiationsritus). Leben hat einen Mehrwert, der mit der Spannung von
Himmel und Erde symbolisch ausgedrückt wird. Neben dem irdischen Leben, das
begrenzt ist, steht sozusagen ein zweites Leben, das alle Begrenzungen
übersteigt. Diese Berufung zum neuen Leben wird durch die Taufhandlung im
Christentum ausgedrückt.
Klassisch ist immer noch Martin Luthers
Definition im Kleinen Katechismus:
Unter Bezug auf den sog. Taufbefehl in Mt 28,20 erläutert er die Wirkung
der Taufe: "Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und
gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben ..." Das bedeutet,
"dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden
und sterben mit allen Sünden und bösen
Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der
in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe."
Die Taufe
wird als Sakrament verstanden,
weil sie zwei „Elemente“ in sich enthält: Wort und Wasser. Augustin hat im 4.
Jahrhundert die bis heute gültige Definition von Sakrament so gegeben: „Accedit
verbum ad elementum et fit sacramentum“ („Das Wort tritt zum Element und wird
Sakrament“).
Im Sakrament der Taufe kommen
verschiedene Wirklichkeitsebenen zusammen. Neben das begrenzte irdische Leben tritt das entgrenzte ewige Leben
bereits in dieses irdische Leben. Im
Ritus des Taufens (mit Wasser besprengen oder untertauchen) wird dies
nachvollzogen. Mit seiner "zweiten Geburt" wird dem Täufling
zugesagt, dass er/sie als ein/e so Ausgezeichnete/r
und Gesegnete/r nun die ersten
Schritte in ein neues Leben wagen kann. Interessant ist, dass je höher das
Taufalter liegt, desto bewusster die Entscheidung für den christlichen Glauben
zum Ausdruck kommen kann. Allerdings wird Taufe nicht immer in diesem Sinne
verstanden, sondern wird als kirchliches Ritual gern auch von weniger religiölsen menschen akzeptiert.
Vgl. zum Thema auch den Lernort: Die Taufkirche Luthers in Eisleben
Reinhard Kirste
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen