Hasan Askari (1932-2008) |
Wenn wir uns
einander zuneigen
als beseelte Wesen,
dann beugen wir
uns in Wahrheit
zum Herrn unserer Seelen.
Lasst uns einander
als beseelte Wesen
in Frieden, Dienst und Tugend grüßen.
Lasst uns –
einer
vom Anderen Inspiration erfahren,
indem wir unsere höhere Natur betrachten.
Lasst uns voneinander
und von unserer jeweiligen Tradition
Erfahrung und Weisheit lernen.
Lasst uns voneinander
und von unserer jeweiligen Tradition
Erfahrung und Weisheit lernen.
Einleitung
1. Wir fordern in dieser Stunde unserer
Geschichte eine Schule des Denkens, die eine klare Neuformulierung der
menschlichen Identität als eines universalen und spirituellen Prinzips
herstellen kann, die auf der klaren Überzeugung beruht, dass es eine solche
Realität wie die menschliche Seele gibt, die mehr ist als ihre körperliche und
kulturelle Form. Spiritueller Humanismus ist eine solche Neuformulierung.
2. Durch das Kriterium der Universalität
und Spiritualität berühren wir jene Reinheit des menschlichen Wesens, welche
das Zentrum jeder religiösen Inspiration ist, auch wenn sie durch ihre
dogmatischen und exklusivistischen Ausdrücke verdunkelt ist. Durch die
Kriterien der Universalität und Spiritualität berühren wir jenen Adel des
menschlichen Wesens, welcher das Streben des säkularen Humanismus ist, auch
wenn dieser durch seine halsstarrige Zurückweisung der metaphysischen Natur
jenes Wesens verkrüppelt wurde.
Wir fordern eine solche Schule des Denkens, die diese Begrenzungen überwinden kann und den Weg für jene Perspektive der Humanität bereitet, die universale Relevanz hat und die zu universaler Hoffnung und universalem Vertrauen inspirieren kann. Nur eine solche Schule des Denkens kann jenes weite ideologische Vakuum füllen, das aus dem Kollaps mehrere säkularer und religiöser Doktrinen und Ansprüche hervorgegangen ist.
Wir fordern eine solche Schule des Denkens, die diese Begrenzungen überwinden kann und den Weg für jene Perspektive der Humanität bereitet, die universale Relevanz hat und die zu universaler Hoffnung und universalem Vertrauen inspirieren kann. Nur eine solche Schule des Denkens kann jenes weite ideologische Vakuum füllen, das aus dem Kollaps mehrere säkularer und religiöser Doktrinen und Ansprüche hervorgegangen ist.
3. Humanität hat die Wahl, entweder für
eine schlaffe und krankhafte Konzeption ihrer selbst zu optieren oder für einen
ganzheitlichen und aktiven Universalismus mit klarer spiritueller Begründung.
Solch eine Wahl wird durch spirituellen Humanismus erreicht.
Es ist nicht die Wahl zwischen religiösem Fundamentalismus und Säkularismus, denn jene Wahl ist partiell und negativ. Beide Annäherungsweisen vergegenwärtigen sehr schlecht die umfassende humane Realität. Der religiöse Fundamentalismus verhält sich so, als gäbe es weder religiöse Verschiedenheit noch universale Einheit der menschlichen Seele. Er resultiert aus faschistischem Exklusivismus und ideologischem Obskurantismus. Säkularismus, der beansprucht, aus dieser Situation zu erlösen, reduziert die menschliche Realität auf ihr Material und ihre sozialen Notwendigkeiten und ignoriert die weite Suche nach Bedeutung und Identität. Ob jemand religiösen Fundamentalismus oder Säkularismus wählt, immer wählt er/sie eine deformierte und verkrüppelte Humanität. Nur durch spirituellen Humanismus optiert jemand für seine/ihre Ganzheit als spirituelles Wesen.
Es ist nicht die Wahl zwischen religiösem Fundamentalismus und Säkularismus, denn jene Wahl ist partiell und negativ. Beide Annäherungsweisen vergegenwärtigen sehr schlecht die umfassende humane Realität. Der religiöse Fundamentalismus verhält sich so, als gäbe es weder religiöse Verschiedenheit noch universale Einheit der menschlichen Seele. Er resultiert aus faschistischem Exklusivismus und ideologischem Obskurantismus. Säkularismus, der beansprucht, aus dieser Situation zu erlösen, reduziert die menschliche Realität auf ihr Material und ihre sozialen Notwendigkeiten und ignoriert die weite Suche nach Bedeutung und Identität. Ob jemand religiösen Fundamentalismus oder Säkularismus wählt, immer wählt er/sie eine deformierte und verkrüppelte Humanität. Nur durch spirituellen Humanismus optiert jemand für seine/ihre Ganzheit als spirituelles Wesen.
4. Demokratie und freie Ökonomie können
als solche nicht das ideologische Vakuum der gegenwärtigen Stunde füllen. Die
multi-nationalen Imperien mit massiver Kontrolle über die Medien und den
Weltmarkt haben bereits die freie Ökonomie in einen leeren Slogan und
Demokratie in schiere ökonomische Übereinkunft verwandelt. Mit dem freien Markt
als einzigem empfehlenswerten Modell und wachsenden multi-nationalen
Unternehmungen als definitiv für das neue globale ökonomische System riskieren
die wenig entwickelten Länder vollständige Marginalisierung und absolutes
Elend, während die arbeitenden Klassen im allgemeinen sich selbst mehr und mehr
abhängig von den globalen Umständen fühlen, die jenseits ihrer Kontrolle
liegen. Diese weite Szenerie der Unsicherheit und Verzweiflung ist weiterhin
durch das reaktionäre Aufsteigen von Ethnozentrismus und religiösem
Fundamentalismus verdunkelt, die so einen Albtraum schaffen, der gegenwärtige
Bedrängnis mit dunklen Erinnerungen einer verflossenen Vergangenheit mischt.
Ein unendlicher Schrei kann aus der Tiefe der Herzen von Millionen von Menschen
als ein Zeichen der Hoffnung gehört werden.
5. Der Wohlfahrtsstaat als politischer und
ökonomischer Ausdruck des säkularen Humanismus zeigt nicht nur die
unausgewogene Balance der laufenden globalen Ökonomie auf, sondern mündet auch
in ein spirituelles Vakuum, das durch das Hervorkommen der Massengesellschaften
mit weitverbreiteter Entfremdung und Apathie, Einsamkeit und Bedeutungsverlust
verdunkelt wird. Diese Leere des Herzens ist die Wildnis, die der Drache des
sich selbst verabsolutierenden Technokratie und Informationstechnologie für
seinen Herrschaftsanspruch erstrebt.
6. Wir fordern eine Schule des Denkens,
die eine universal relevante ideologische Alternative herstellt, die auf einer
solchen Konzeption von Humanität aufgebaut ist, die beides, ökonomische und
spirituelle Notwendigkeiten, einschließt. Solch eine Konzeption ist möglich,
indem man den Diskurs über die Seele als den gemeinsamen Grund des Seienden für
jede Art der Humanität, allen Lebens und des Universums wiederherstellt. Eine
seelen-orientierte Kosmologie und Anthropologie kann die Begründung für eine wahrhaft
universale und spirituelle Rekonstruktion der menschlichen Ordnung erreichen.
7. Niemand soll sagen, dass die
Wiedereinführung der Idee der Seele uns „anderweltlich“ macht. Die
Seelen-Kenntnis ist auch für diese Welt gemeint, für die Transformation dieser
Welt. Beides, Frieden und Wohlfahrt, Tugend und Erleuchtung hängen von der
Weite und der Stabilität unserer Seelen-Kenntnis ab.
8. Niemand soll auf den Körper als etwas
Übles herabsehen. Der Körper ist eine wunderbare Schöpfung der Seele, von der
er seine Lebenswärme, seine Schönheit des Gesichts und der Hände, die Gnade
seiner Bewegungen, die Strenge seiner Arbeit und die Leichtigkeit seiner Ruhe
erhält. Solch ein köstliches und kostbares Gefährt verlangt Respekt und
Fürsorge. Man sage nicht in unbedachtem Glauben, dass, wenn die Seele so
all-bedeutend ist, dass es da keine Notwendigkeit gäbe, solche Anstrengung dem
Körper angedeihen zu lassen. Für eine bestimmte Absicht haben unsere Seelen
diese Körper gewählt, und wenn wir nicht unsere Seelen-Kenntnis vervollkommnen,
wird diese Absicht nicht unser Verstehen erhellen können.
9. Unsere Kenntnis der Seelen-Realität und
Unsterblichkeit sollte uns jene Freiheit von Furcht bringen, die sich allein
dem Mut anschliesst zu versuchen, unser soziales und spirituelles Leben in
dieser Welt zu rekonstruieren. Es ist das Wissen, dass uns gesammelt erhält und
uns in unseren friedvollen Protesten gegen und in festgelegter Konfrontation
mit solchen Ideologien und Mächten beruhigt, die den menschlichen Geist
unterdrücken und versklaven. Spiritueller Humanismus erfordert so gegenseitiges
Gewahrwerden zu unserem Teil als Seelen-Wesen in unser Vision und Realisation
einer neuen Weltordnung.
DIE
CHARTA DES SPIRITUELLEN HUMANISMUS
1. Wir sind Seelen-Wesen
1.1. Spiritueller Humanismus ist eine Weise des Gewahrwerdens,
durch das wir auf uns selbst und auf die anderen Seelen-Wesen blicken.
1.2. Als Seelen-Wesen ist man mehr als physische Form,
Geschlecht, Alter und Rasse.
1.3. Als Seelen-Wesen transzendiert man die eigene kulturelle und
religiöse Identität und weiss sich selbst als ein universales Wesen mit
universalen Werten und Rechten.
1.4. Als Seelen-Wesen ruht der Wert des einzelnen auf der
Selbsterkenntnis mehr als auf äusseren Besitztümern, Status oder Rolle.
1.5. Als Seelen-Wesen ist man beides, eine Seele und alle
Seelen, ein Individuum und die ganze Menschheit, verbunden in einer universalen
Sympathie. Nun hat man Wesensverwandtschaft mit allem Leben und allen Wesen.
2. Als Seelen-Wesen haben wir gegenseitige
Rechte
2.1. Als Seelen-Wesen haben wir
gegenseitige Rechte der Begrüßung, der Wahrnehmung, der Anerkenntnis und des
Mitleidens.
2.2. Als Seelen-Wesen haben wir gegenseitige Rechte wie in
einer Gemeinschaft. Kein Seelen-Wesen ist dem andern ein Fremder, und jedermann
hat das Recht zur Gastfreundschaft, gegenseitiger Zuflucht und Kameradschaft.
2.3. Da wir alle miteinander in einer selbst-sympathetischen
Ganzheit des Lebens verbunden sind, sind unsere gegenseitigen Rechte ein
Ausdruck unserer Einheit und unseres gegenseitigen Vertrauens.
3. Unser Recht auf Universalität
3.1. Die Quelle aller Menschenrechte ist das Recht auf
Universalität, so dass keines unserer Rechte auf der Basis irgendeiner
exklusiven Definition unserer Identität bewertet oder beiseitegesetzt wird.
3.2. Das Recht der Universalität ist das unveräußerliche
Eigentum jedes Wesens als eines
universalen spirituellen Wesens.
universalen spirituellen Wesens.
3.3. Mit dem Auftrag unser Recht auf Universalität
durchzusetzen, müssen wir zuerst unsere wahre Identität aus den Klauen solcher
Tradition oder Indoktrination einfordern, die uns auf eine Art Halbwesen
reduziert. Jede Ebene unterhalb der Universalität ist eine Ebene unter der
Humanität.
3.4. Das Recht zur Universalität ist das Recht,
Selbst-Erkenntnis frei und liebvoll zu verfolgen. Es ist die Basis all unserer
Freiheit und wirklicher Sicherheit.
4.
Universalität ist wahre Freiheit und Sicherheit
4.1. Je höher wir auf der Leiter des Lebens steigen, umso
universaler werden wir. Jede Reduktion in unserer Universalität bedeutet, auf
der Leiter tief abzusinken. Wenn die Menschen danach streben, eine hohe Ebene
des Lebens zu erreichen, dann sollten sie diese hohe Ebene in ihrer universalen
Vision reflektieren.
4.2. Je
höher wir auf der Leiter der Universalität aufsteigen, desto grösser ist unsere
Freiheit. Die wirkliche Freiheit ist nicht nur die Wahl einer Idee mit Respekt
oder eine Handlung, sie enthält auch unsere Wahl für eine höhere Form des
Lebens. Universalität ist verstehendes Leben und wahre Freiheit.
4.3. Unsere
Freiheit ist ein Maß für unser Verständnis von Sicherheit. Wie kann es sein,
dass jemand, der einer oder einer anderen exklusiven Identität anhängt, ein größeres
Verständnis von Sicherheit haben könnte als jemand, der ein universales
Seelen-Wesen ist? Während jemand der konstant einer engen Identität verbunden
ist, vor dem Anderen Furcht hat, der ähnlich exklusivistisch ist, ist
derjenige, der eine solche Identität nicht hat, frei von jeder Furcht. Unsere
Furchtlosigkeit ist das Maß unseres Verständnisses von Sicherheit und Freiheit.
4.4. Unsere Anbindung an die eine oder
andere exklusive Identität gibt uns nicht nur mehr Furcht und weniger Freiheit,
sondern bringt auch Degeneration und Abfall von unserem freien und frischen
Geist. Warum ist es so, dass die Einzigartigkeit unseres Gesichts und unserer
Hände nicht genügend bedacht wird? Warum sollten wir uns selbst mit einem
falschen Verständnis der Zuflucht und Sicherheit in dem einen oder anderen
Zeichen oder Symbol betäuben? Wir schwächen unsere Seelen-Gegenwart in uns bis
zu einem solchen Grad, dass sie sogar nach dem Tod nicht genug Stärke hat, ihre
Flügel in die neue Atmosphäre des
körperlosen Wesens hinein auszubreiten.
5. Als Seelen-Wesen sind wir universal
verantwortlich
5.1. Da wir mehr als ein Körper sind, sind
wir überall im Geiste gegenwärtig, beides ist in uns versammelt und
ausgebreitet.
5.2. Da wir universal gegenwärtig sind,
sind wir universal verantwortlich für das, was immer in der Welt geschieht.
Dieses Verständnis von Verantwortung ist eines der Bewusstwerdung, dass nämlich
jeder Gedanke, jede Geste und Handlung, die wir ausführen, sich auf unsere
Mitmenschen und auch auf das Leben von Tieren und Pflanzenwesen auswirken.
5.3. Was immer wir sind, ist nicht eingegrenzt, sondern hat an
allem teil. Mit jeder Handlung, die gut ist, lassen wir das Gute in der Welt
anwachsen. Nach demselben Prinzip - jeder Handlung von Ressentiment und Ärger,
auch wenn sie ganz gewöhnlich ist, lassen wir die überall vorhandene Gesamtheit
der Negativität anwachsen. Mit unserem Egoismus und Stolz können wir diese
kleine negative Energie hinzufügen, die von jemanden irgendwo anders
herangezogen wird, um seinen Geist darauf einzurichten, einen massiven Akt von
Destruktion zu begehen. Die Negativität der sogenannten gewöhnlichen Leute geht
unbemerkt vorbei, verschwindet aber nicht. Sie wird von jenen zu globalen
Proportionen aufgebläht, die die Macht haben. Die Tat der Humanität ist eine
Tat. Die Humanität ist eine unteilbare Psyche. Jeden Moment können wir das Gesamt
des Menschlichen stärken oder stören.
6. Als Seelen-Wesen ist unsere Absicht
unsere Tat
6.1. Im
Augenblick, wo wir uns unserer selbst als Seelen-Wesen bewusst werden, haben
wir schon universal gehandelt und haben so dazu beigetragen, die Ebene des überall
vorhandenen Bewusstseins der gesamten Humanität zu erhöhen. Unsere Absicht ist
unsere Tat.
6.2. Da
es weder Entfernung noch irgendwelche Barrieren im Reich der Ideen der Einheit
gibt, wird seine Kommunikation unverzüglich und universal. Mit Respekt
gegenüber jenen, die noch innerlich in der einen oder anderen exklusivistischen
Identität gefangen sind, müssen wir unseren Willen nach Universalität ebenfalls
in sichtbaren und darüber hinaus gehenden öffentlich zu kommunizierenden
Begriffen ausdrücken.
6.3. Universale Aktion fordert, dass wir
alle exklusivistischen und ethnozentrischen Haltungen bemerken, wo und wann
sie auftreten, und dass wir ihnen in öffentlicher Kritik und öffentlichem
Protest entgegentreten. Universale Aktion erfordert universale Solidarität der
menschlichen Gemeinschaft durch gegenseitige Kontakte, Verbindungen und Taten.
7.
Wir sind unsterbliche Wesen
7.1. Als Seelen-Wesen sind wir unsterblich. Wir können nun ohne
Furcht Krankheit und Tod, jeder Not und jedem Unglück entgegensehen.
7.2. Als unsterbliche Wesen können wir nun ohne Furcht die
Wahrheit sagen, für Frieden und Gerechtigkeit aufstehen und uns jeder Form von
Unterdrückung und Ausbeutung widersetzen.
7.3. Als unsterbliche Wesen sind wir frei und unverrückbar
bezogen auf die Tatsache, wo wir sind und wie wir sind. Wir haben nun die
Freiheit, unseren inneren Status zu wählen.
7.4. Als Seelen-Wesen gehen unsere Absichten weit hinter das
individuelle Leben des einzelnen. Als Seelen-Wesen ist unser Leben nicht
innerhalb der Grenzen von Geburt und Tod abgesteckt. Unser Leben umfasst weite
Welten und Zeiten. Als Seelen sind wir älter als das Universum.
7.5. Wir sind Seelen innerhalb von Seelen, die in ihrem Netz
das Universum halten, als wenn die Zeit von der Ewigkeit gefangen gehalten würde,
als wenn der Raum weit weg fliegen würde in Furcht vor der Omnipräsenz der
Seele. Nicht die Seele ist im Körper, sondern der Körper ist in der Seele.
8. Der Körper ist das Instrument der Seele
8.1. Seelen sind ohne Masse oder Größe, Körper oder Form, ohne
Dimension und Ort. Sie sind keine Mischung, die aus anderen Elementen als
„Seele“ gemacht sind. Sie sind eine einfache Einheit ohne Teilung.
8.2. Von der Seele erhalten wir Leben und
Wille, Bewegung und Wahrnehmung. Durch die Seele haben wir Selbst-Bewusstsein
und Erkenntnis dessen, was körperlich und formlos ist.
8.3. Die Seele benutzt den einen oder
anderen Körper für bestimmte Aufgaben. Ein Körper stirbt oder ein Instrument
ist nicht länger nützlich. Die Seele bewegt sich ohne Notwendigkeit irgendeines
Instrumentes nach oben, oder sie übernimmt die Funktion für ein anderes
Instrument, wenn dessen Arbeit noch unvollendet ist.
8.4. Was die Seele als Vehikel
beschäftigt, ist sie in sich selbst eine wunderbare und wertvolle Schöpfung.
Von daher sollten wir unsere Körper mit Freundlichkeit, Fürsorge und
Dankbarkeit behandeln.
8.5. Komplexer ist das Instrument, tiefer
ist die Absicht der Seele. Mit dem menschlichen Verstand erreicht das
Instrument einen hohen Grad von Komplexität, die auf die Absichten der Seele
zeigt, die tiefer und universaler werden.
8.6. Mit dem menschlichen Verstand, der von einem Schein des
Selbstbewusstseins umgeben ist, kündigt die Seele ihre Gegenwart an, obwohl sie
hinter einem undurchsichtigen Schleier des Ego verborgen ist.
9. Das Ego als der Repräsentant der Seele
9.1. Unsere Möglichkeiten sind auf Kräften aufgebaut, die von
der Seele abgeleitet sind, wo sie eine Einheit bilden.
9.2. Die Einheit innerhalb der Seele wird
im Körper aufgeteilt, der ein einigendes Prinzip erfordert, um die Einheit der
Seele zu repräsentieren. Dieses Prinzip ist das Ego.
9.3. Das Ego gibt Einheit den
Wahrnehmungen, Identität dem Gedächtnis und Subjektivität der Imagination. Das
Ego verwandelt die vereinigende Funktion unter der Führung seiner Verstandes-möglichkeiten,
die die Basis für unsere Intelligenz und unser Bewusstsein sind.
9.4. Selbstbewusstsein bezieht
Differenzierung des Subjekts vom Objekt ein, des Denkers vom Gedanken, des
Selbst von der Umwelt, der Identität und dem Wandel. Unsere Seele steht dieser
Differenzierung vor, ebenso den willentlichen Akten und Bewegungen und auch
unserer Freiheit.
9.5. All unsere Kräfte und ihre
Einheitsvoraussetzungen stammen von der Seele, obwohl wir dahin tendieren, dass
Leben und Bewusstsein alle ihren Ursprung im Körper haben und mit ihm
verschwinden werden. Die meisten von uns leben unter dieser Illusion.
9.6. Eines der Ziele des spirituellen Humanismus ist, uns an
die Gegenwart der Seele hinter unserm Ego erinnern zu lassen, weil wir die
Seele mehr als Personalität denn als wahren Grund unseres Selbstseins
betrachten. Das Selbstsein ist nämlich die körperlose Realität sogar dann, wenn
wir im Körper sind, und noch mehr, nachdem wir unsern Körper hinter uns gelassen haben.
10. Individualität
als Bestimmung der Seele
10.1.
Obwohl jeder von uns beides ist - eine Seele und alle Seelen, ist doch jede
Seele in ihrer Individualität als einzigartiges Wesen.
10.2. Die
Einzigartigkeit der individuellen Seele liegt zuerst auf der Basis des
kreativen Seelenprinzips, das unbegrenzte Verschiedenheit, und dann eine Anzahl
Wahlmöglichkeiten bietet, die jedes Individuum mit Respekt im Blick auf die
Form ihrer Ver-Körperung und ihrer Umgebung ansieht.
10.3. Die
Einzigartigkeit der individuellen Seele manifestiert sich weiterhin in ihren Potentialitäten,
Dispositionen und Fähigkeiten. Von daher ist jeder als Person einzigartig. Aber
das Interesse der Seele ist, uns durch den Schleier unserer Personalität zum
eigentlichen Geheimnis des Selbstseins zurückzuführen, das unsere unsterbliche
Wesenheit ist.
10.4. Anders als der säkulare Humanismus,
der unserer physischen und psychologischen Identität hier Endgültigkeit gibt,
ruft der spirituelle Humanismus Unbegrenztheit und Unsterblichkeit der Seele
hervor, die unser wahres Leben und Selbst ist. Die Identität des Ego
verschwindet mit dem Körper nach seinem Tode, denn das Ego ist nicht länger
erforderlich, um die Wahrnehmungen des Körpers zu vereinen und den „Vorsitz“
über das Bewusstsein zu führen, das auf solchen Wahrnehmungen basiert. Nur das
individuelle Selbst, welche Ebenen der Erleuchtung es auch immer erreicht hat,
überdauert den Körper. Es ist nicht so, dass etwas, was sterblich ist,
unsterblich wird. Nur was unsterblich ist, bleibt unsterblich. Was wir fordern
ist, von der Hypnose unserer physischen Sinne aufzuwachen und die Brücke zu
überqueren, die das Ego mit unserer Seele verbindet, und dann die Welt und uns
selbst vom Auge der Seele her zu sehen.
11.
Verschiedenheit ist der Beweis für die kreative Kraft der
Seele
11.1. Die
weite Verschiedenheit (diversity) von beidem, der physischen Dinge und der
Lebensformen, ist ein Beweis, dass ihre Quelle eine metaphysische und formlose
ist. Es kann nicht sein, dass ein Körper von einer spezifischen Masse und Größe
eine solche unausschöpfliche Verschiedenheit mit sich bringt. Es ist absurd zu
vermuten, dass aus einer einheitlichen und unbewussten Sache oder Energie solch
eine Mannigfaltigkeit eines multi-formen und selbst-bewussten Lebens
hervorkommt. Es kommt die Zeit, da wird Verschiedenheit anerkannt, und das
Prinzip der Einheit in der Verschiedenheit bejaht. Jenes Prinzip ist die Seele.
11.2. Jede Sprache mit ihrer besonderen
Form der Bedeutungsgehalte, jede religiöse Kultur mit ihrer spezifischen
Symbolik, jede Kunst in ihrer mannigfaltigen Kreativität, und jede
philosophische Schule mit ihrer Weise des Diskurses und der Dialektik, sie sind
alle Orakel der Seele. Verschiedenheit und Entgegensetzung sind Ausdruck der
Seelenkräfte, die eines und viele sind. Nur durch die Erkenntnis der Seele
können wir beides haben – Kontemplation und Diskurs, Anbetung und Sinn für
Nachforschung. Anders als der säkulare Humanismus, der entweder die eine oder
andere Komponente der Verschiedenheit wegen seiner materialistischen Schieflage
zurückweist oder bloße Toleranz und Freiheit der Äußerung fordert, bejaht der
spirituelle Humanismus die Verschiedenheit als ein metaphysisches Zeichen.
Bejahung der Verschiedenheit ist Frieden und Abschaffung von Gewalt aus unserem
Herz und Geist.
12. Spiritueller Humanismus und spirituelle
Demokratie
12.1. Spiritueller Humanismus mit seiner Bejahung kultureller
und religiöser Verschiedenheit führt zu spiritueller Demokratie. Dabei genießt
jedes Individuum spirituelle Freiheit und nimmt am kollektiven Leben als ein
Seelen-Wesen teil.
12.2. Spirituelle Demokratie beruht auf der Übereinstimmung
zwischen den Mitgliedern der Gemeinschaft, dass sie nämlich Seelen-Wesen sind,
dass sie gegenseitige Rechte als solche haben und dass sie gegenseitig ihre
spirituelle Suche respektieren, die sie frei praktizieren und durch Studium,
kreative Arbeit und gegenseitigen Dienst teilen.
12.3.
Spirituelle Demokratie bedeutet nicht das Entscheiden metaphysischer Fragen
durch Mehrheitsabstimmung und Autorität, sondern ist die Gabe von Erkenntnis
im Blick auf jede vernünftige und öffentlich vorgetragene spirituelle
Perspektive.
12.4. Spirituelle Demokratie schließt all jene ein, einschließlich
säkularer Humanisten, die einen offenen Sinn für spirituelle Angelegenheiten
haben und die universalen Menschenrechte hochhalten.
13. Spiritueller Humanismus und spirituelle
Ökonomie
13.1.
Spiritueller Humanismus wird all solche sozialen und ökonomischen Strukturen
beseitigen, die das Individuum in einen Sklaven von Mangel, Armut und Furcht
verwandeln. Vielmehr wird er darauf
abzielen, Gelegenheiten zu schaffen, die jedes Individuum zur Selbst-Erkenntnis
als Seelen-Wesen befähigen.
13.2.
Spiritueller Humanismus wird Fundamente einer solchen Ökonomie legen, die
beides ist - post-kapitalistisch und post-marxistisch. Er wird freien Markt mit
Freiheit von Mobilität und Wohnsitz für jedes Individuum in jedem Teil der Welt
kombinieren. Er wird die kollektive Eigentümerschaft von Ressourcen und
Wohlstand auf das freiwillige Teilen für das gemeinsame Gut beziehen.
13.3. Spirituelle Ökonomie wird die Erfüllung der gegenseitigen
Menschenrechte bedenken. Einer der hungrig und obdachlos ist, hat ein Recht
gegen jemanden, der ihm Nahrung und Obdach geben kann. Ein Menschenrecht muss
dann und dort erfüllt werden, in Begegnung und Vertrauen von Person zu Person.
13.4.
Spiritueller Humanismus hebt die Entfremdung zwischen einem Menschen gegenüber
einem anderen wieder auf, und beseitigt ebenfalls die Erfahrung von
gegenseitiger Entfremdung, die über Jahrhunderte durch soziale und
psychologische Ängste aufgebaut wurde. Spirituelle Ökonomie, die aus der
inneren menschlichen Verwandtschaft als einer Seelen-Einheit erwächst, schaut
auf die Zeit voraus, wenn jedermann an jedermanns Tür in irgendeiner Stadt
klopfen und nach Nahrung, Obdach und Begleitung fragen kann. Spirituelle
Ökonomie ist die Praxis der Gastfreundschaft des Füreinander-Daseins.
13.5. Niemand soll sagen, warum einer den anderen grüßen soll,
den er niemals zuvor getroffen hat oder seine Tür einem Fremden öffnen, ohne zu
fragen, wer er ist und welche Absicht er wirklich hat, um zu kommen. Jemand,
der bereits die Tür zu seinem Herzen geöffnet hat, würde die Erfahrung machen,
dass es beim Öffnen der Tür seines physischen Hauses keine Furcht gibt. Wo
keine Furcht ist, wird auch keine Furcht eintreten. Wenn jemand weiß, dass
einer ein Seelen-Wesen ist, welches Leid kann dann noch irgendein Fremder solch
einem Unsterblichen bringen! Lass ihn als Fremden eintreten und als Freund
gehen. Er war mit der Erwartung gekommen, dass bei seinem Klopfen an die Tür
diese sich öffnen würde. In Wirklichkeit gibt es keinen Fremden. Alle kennen
einander in der Einheit ihrer Seelen. Unsere Verkleidung soll uns nicht blind
für unsere innere Identität machen. Soweit wie die Logik der Furcht geht,
gehört sie zu denen, die noch schlafen und einen Albtraum haben.
14.
Spiritueller Humanismus und Ökologie
14.1. Spiritueller Humanismus beruht auf der Verbindung unserer
universalen Einheit mit der Natur. Nur eine universal und spirituell
selbstbewusste Humanität kann ein glaubwürdiger Treuhänder der Natur sein.
14.2. Spiritueller Humanismus bedenkt menschliche Existenz und
die Strukturen der Gesetze der Natur als eine Einheit, die das Fundament
unseres Weltwissens ist. Selbst und Kosmos sind zwei Seiten derselben Medaille
der universalen Seele.
14.3. Humanität und ihre Behausung sind eine Architektur der
Seele, der der Architekt die Ordnung, Schönheit und das Bewusstsein gibt.
Spiritueller Humanismus ersetzt die dominierende Haltung gegen die Natur durch
Gemeinschaft, wohlwollende Betrachtung, Liebe und Dienst.
14.4. Spiritueller Humanismus schaut vorwärts, um die Balance
zwischen Technologie und Natur als Basis für die Wiederherstellung und
Rekonstruktion der Umwelt durch Selbst-Disziplin durch Industrielle und
Regierungen.
15.
Spiritueller Humanismus und Erziehung
15.1. Spirituelle Humanität beinhaltet eine seelen-orientierte
Philosophie der Erziehung, die auf der Universalität und Unsterblichkeit
unseres wahren Wesens beruht und die beides, Humanität und Kosmos als einen Akt
der Seele studiert, wobei es keine Teilung von Physik und Metaphysik gibt.
15.2. Eine seelen-orientierte Philosophie der Erziehung enthält
die Anatomie des Selbst als eines integralen Bestandteils seines Lehrplans,
eine Anatomie, die eine klare aufwärts gerichtete Unterscheidung zwischen
Körper, Ego, Seele und was oberhalb der Seele ist, beinhaltet.
15.3. Solch eine Philosophie der Erziehung kalkuliert von den
ersten Stufen der Erziehung her ein eindeutiges Verständnis unter den Kindern
mit ein, und zwar wegen ihrer spirituellen Ursprünge und der universalen
Humanität.
15.4. Eine seelen-orientierte Pädagogik wird neben den
wissenschaftlichen Werkzeugen der Vernunft, der Beobachtung und des
Experimentes die imaginativen und intuitiven Dimensionen zum Studium und
Lernen hinzufügen.
15.5. Die
letztendliche Absicht der Erziehung ist, zu einer kontemplativen Vision unserer
universalen und unsterblichen Realität zu führen. Die initiatorische Dimension
sollte ein integraler Teil unser Methodologie des Lehrens und Studierens sein.
Es ist unsere spirituelle Realität, mit der wir die Herzen und die Gemüter
unserer jüngeren Generation erheben sollten.
16.
Spiritueller Humanismus und Wissenschaft
16.1. Spiritueller Humanismus betrachtet
das gesamte menschliche Erbe der Religion, Philosophie und Wissenschaft als
eine Schule des Lernens. Dies alles ist das Orakel der Seele, die die Humanität
aufruft, zu ihrem edlen Ursprung und ihrer edlen Bestimmung aufzuwachen. Jenes
Orakel ist also in jedem von uns als eine inhärente Verfassung unserer wahren
Natur.
16.2. Spiritueller Humanismus legt großen Wert auf den
wissenschaftlichen Diskurs und auf seine
Bestimmung, Buchstabengläubigkeit und Dogmatismus der mythologisch-religiösen Traditionen zu eliminieren. Die wissenschaftliche Methode scheint die lebendige Rolle eines Chirurgen für den menschlichen Geist gespielt zu haben, um von ihm das bösartige Wachstum von Aberglaube, Halbwahrheiten und Unwahrheiten abzuschneiden. Nachdem sie dieses erfüllt hat, scheint die wissenschaftliche Methode im Sinne dieser chirurgischen Wissenschaft in das andere Extrem der Selbst-Absolutsetzung verfallen zu sein, als wäre sie der einzig gesunde Weg zu Erkenntnis und Wahrheit. Das führte unweigerlich dazu, ihren eigenen Mythos und ihre eigenen Götter zu schaffen. Sie scheint in ihrem eigenen Selbst-Bewusstsein übermächtig geworden zu sein. Der wahre Wert des rationalen und empirischen Diskurses lag in seiner erforschenden und heilenden Funktion und nicht darin, eine Ersatz-Doktrin oder ein Supermythos zu werden.
Bestimmung, Buchstabengläubigkeit und Dogmatismus der mythologisch-religiösen Traditionen zu eliminieren. Die wissenschaftliche Methode scheint die lebendige Rolle eines Chirurgen für den menschlichen Geist gespielt zu haben, um von ihm das bösartige Wachstum von Aberglaube, Halbwahrheiten und Unwahrheiten abzuschneiden. Nachdem sie dieses erfüllt hat, scheint die wissenschaftliche Methode im Sinne dieser chirurgischen Wissenschaft in das andere Extrem der Selbst-Absolutsetzung verfallen zu sein, als wäre sie der einzig gesunde Weg zu Erkenntnis und Wahrheit. Das führte unweigerlich dazu, ihren eigenen Mythos und ihre eigenen Götter zu schaffen. Sie scheint in ihrem eigenen Selbst-Bewusstsein übermächtig geworden zu sein. Der wahre Wert des rationalen und empirischen Diskurses lag in seiner erforschenden und heilenden Funktion und nicht darin, eine Ersatz-Doktrin oder ein Supermythos zu werden.
16.3. Spiritueller Humanismus blickt voran auf die Befreiung der
Wissenschaft von ihrem selbst auferlegten Dogmatismus und unbewusster Imitation
religiöser Autorität. In Treue zu ihrem ursprünglichen Geist kann die
Wissenschaft fortfahren, unser Wissen über die Welt zu vertiefen, so dass sie
nicht länger durch ihren reaktionären Komplex behindert wird, die von ihrem
frühen Streit mit der Religion herrührt. Wissenschaft erfordert eine
metaphysische Orientierung. Welches ihre Natur sein wird, hängt von der offenen
Kooperation zwischen Wissenschaftlern und Philosophen ab. Kein Philosoph kann
heute die Entdeckungen ignorieren, die die Wissenschaft gemacht hat, und kein
Wissenschaftler kann es sich leisten, sich von den metaphysischen Fragen von
Kausalität und Nicht-Kausalität, Determinismus und Indeterminismus abzuwenden.
Die Dinge sind von solch einer Größenordnung, so dass sie nicht in einem Zustand jugendlicher Anhänglichkeit an einen primitiven Empirismus studiert werden können.
Wissenschaft erfordert Metaphysik als ihre eigene erkenntnistheoretische Notwendigkeit.
Die Dinge sind von solch einer Größenordnung, so dass sie nicht in einem Zustand jugendlicher Anhänglichkeit an einen primitiven Empirismus studiert werden können.
Wissenschaft erfordert Metaphysik als ihre eigene erkenntnistheoretische Notwendigkeit.
16.4. Spiritueller Humanismus bringt der Wissenschaft einen
gereinigten Sinn von menschlicher Identität, gereinigt nämlich von kultureller
und religiöser Diskriminierung. Spiritueller Humanismus hofft, eine Symmetrie
zwischen universaler Wissenschaft und universaler Humanität herzustellen.
Lassen wir beide, und zwar die Wissenschaftler und jene, die die Entdeckungen
und Erfindungen der Wissenschaft nutzen, so universal in ihrer Anschauungsweise
und in ihrem Wesen sein, wie die Themen-Bezogenheit der Wissenschaft universal
ist. Der Nachdruck, mit dem der spirituelle Humanismus die Seele als gemeinsame
Basis sowohl für Humanität wie für das Universum verortet, zielt dahin, diese
Symmetrie zu ermöglichen.
17.1. Spiritueller Humanismus und Therapie
17.1. Eine seelen-orientierte Therapie wird die Psychiatrie von
ihrer materialistischen Schieflage, von der Konfirmität mit der einen oder
anderen problematischen Schule moderner Psychologie befreien.
17.2. Eine seelen-orientierte Therapie wird davon abgehen, die
Zwiespältigkeiten und unrealistischen Dichotomien zu empfehlen, die die moderne
Psychologie in die Konzeption der menschlichen Psyche eingebaut hat. Sie wird
die Beziehung zwischen bewussten und sogenannten unbewussten Sektoren der
individuellen Psyche nochmals festsetzen, indem sie betont, das die menschliche
Psyche eine Einheit des Seelenfeldes ist.
17.3. Seelentherapie wird das sogenannte kollektive Unbewusste
als einen menschlichen Archetypus ansehen, als Selbst-Leben und Selbst-Wahrnehmung.
17.4. Eine seelen-orientierte Therapie wird die Kosmologie
miteinschließen, worin beides, der menschliche Archetypus und der Archetypus
des Universums als eine Einheit der universalen Seele gesehen werden.
17.5. Spiritueller Humanismus wird die Psychiatrie revolutionieren,
indem er jedes Individuum als ein Seelen-Wesen ansieht. Die Aufgabe der
Psychiatrie wird dann sein, die Beziehung zwischen dem Ego, der Seele und dem
Intellekt wieder herzustellen, so dass das Individuum ein ganzheitliches Wesen
wird.
17.6.
Spiritueller Humanismus wird Gemütskrankheit als einen spirituellen Fehler
behandeln. Spiritueller Humanismus wird sich darum auf den mental Kranken
beziehen, nicht nur um Heilung, sondern auch um Erleuchtung zu bringen.
Psychiatrie wird dann folgen, um Philosophie und Mystik dazu zu führen, die
Seele aufzuwecken und zu stärken.
17.7. Spiritueller Humanismus, der sich
ganz auf seine metaphysischen und spirituellen Prinzipien bezieht, wird in der
Psychiatrie jede chemische Behandlung mit mentalem Stress, Depression oder
Verwirrtheit abschaffen.
18.
Spiritueller Humanismus und Religion
18.1. Der
allgemeine Verlust der metaphysischen Perspektive scheint für den Gebrauch von
chemischen und physischen Mitteln verantwortlich zu sein, um psychologische
und politische Unordnung zu beseitigen. Von daher verbindet sich moderne
Psychologie mit moderner Staats-Administration, um Konformität und Gehorsam
herbeizubringen, indem sie das intellektuelle Profil des Individuums unter
Drogen setzen und lahm legen. Deshalb wird spiritueller Humanismus die
Tyrannei von beidem abschaffen, indem er der Individualität und der
Unsterblichkeit jedes Seelen-Wesens Nachdruck verleiht.
18.2. Nur
durch das Wissen von der Unsterblichkeit der menschlichen Seele kann jeglicher
Krieg abgeschafft werden. Frieden wird die Vorherrschaft übernehmen.
18.3. Wie
kann ein Unsterblicher einen anderen Unsterblichen töten? Wenn man weiß, dass
auch dieser Gegner dahin geht, seinen Tod zu überdauern. Was kann schon
erreicht werden, wenn man seine physische Form zerbricht? Das Wissen über
unsere Seelen-Wirklichkeit sollte aus dem Geist und Herz von Philosophen und Mystikern kommen und sich
ganzheitlich im nationalen und internationalen Leben äußern. Dieses Wissen,
das lange verborgen und verdunkelt war, sollte nun klar und laut ausgesendet
und verbreitet werden.
18.4.
Spiritueller Humanismus wird alle Technologien der Massenzerstörung abschaffen
und die Forschung im Blick auf nukleare, chemische und biologische Waffen
verbieten.
18.5.
Spiritueller Humanismus wird die Armeen der Nationen abbauen und sie in die
öffentlichen Dienste und die öffentliche Wohlfahrt hineinziehen.
18.6. Spiritueller Humanismus wird so in
der Lage sein, die massiven Ausgaben der Nationen für die Unterhaltung und
Erweiterung der Kriegsmaschinerie in die öffentliche Wohlfahrt und Gesundheit
sowie in die Wiederherstellung der Umwelt in internationalem Bezugsrahmen zu
leiten.
19. Spiritueller Humanismus und Religion
19.1.
Spiritueller Humanismus schafft im Namen der Einheit der menschlichen Seele
alle Weisen exklusiver religiöser Identität ab, es mag sich um das Individuum
oder die Gemeinschaft handeln.
19.2.
Spiritueller Humanismus sieht auf religiöse Traditionen als ein angefülltes
Erbe für das gesamte Menschengeschlecht, um davon zu lernen, nicht als Quelle
für widerstreitende und im Kampf miteinander liegende Wahrheitsansprüche und
obskure Ideologien.
19.3.
Spiritueller Humanismus entfernt religiöse Identität als Kennzeichen personaler
Identifikation dort, wo diese als ein Kriterium benutzt wird, um Arbeit,
Geschäft oder Heirat als Basis für getrennte Schulen und getrennten Staat zu
betrachten.
19.4.
Spiritueller Humanismus macht solcher religiöser Autorität ein Ende, die
irrationalen Gehorsam fordert und die Menschen verfolgt, die ein abweichendes
System von Glaubensüberzeugungen und Werten festhalten.
19.5. Spiritueller Humanismus betrachtet Priesterschaft und alle
Formen der Mediation zwischen der Humanität und ihren höheren Quellen als nicht
notwendig und sogar schädlich, weil sie die Aufmerksamkeit von der Fürsorge um
das Recht der höheren Verbindung in uns selbst abwendet.
19.6. Spiritueller Humanismus streikt darum angesichts der
Arroganz und des Separatismus beider, und zwar der berüchtigten Gemeinschaften
und Kulte, die sich selbst als Erlöser der menschlichen Rasse installieren,
von wo sie Teilung dorthin bringen, wo Einheit war, nun festgefügter blinder
Glaube und Geheimnis, wo einmal das Licht der Vernunft und der Geist freien
Forschens leuchtete.
19.7. Lasst niemanden sich vorstellen, dass man in die höchste
Einheit vom Ego des einzelnen her springen könnte, denn der Weg in den Gipfel
geht durch die Seele.
19.8. Spiritueller Humanismus legt deshalb Nachdruck auf
Selbsterkenntnis, auf unser Selbsterkennen als Seelen-Wesen. Wenn wir uns
einander als Seelen-Wesen zuneigen, neigen wir uns in Wahrheit zum Herrn
unserer Seelen.
19.9.
Spiritueller Humanismus bedenkt theologisches Versagen in unserer Zeit als
Konsequenz des Verlusts von Transzendenz, der aus dem Verlust der Perspektive
auf die Seele kommt. Die eine Leere (Verlust der Transzendenz) wird in einer
anderen Leere reflektiert (Verlust des Seelen-Bewusstseins). Die innere Leere
wird mit der exklusiven Identität von jemandem gefüllt, und die Leere nach oben
hin wird durch die kollektive Autorität jener Identität besetzt. Die
Gemeinschaft nimmt den Platz der transzendenten Realität ein, und die religiöse
Identität wird die Seele des Individuums. Theologischer Diskurs ohne Beziehung
zur Seele ist deshalb nicht glaubwürdig.
19.10. Nur als Seelen können wir Gott
kennen, weil wir als Seelen Ihn vorher schon kannten. Lasst uns deshalb die
Regel festlegen, dass der um die metaphysische Realität Wissende selbst ein metaphysisches
Wesen sein sollte. Die Vision und das Wissen von dem Einen zu haben, jener
formlosen Quelle aller Formen, das setzt voraus, dass man die Essenz des
Einsseins haben sollte. Von daher kommt zuerst die Selbst-Realisation als
Seele, dann sein Zeugnis von Gott.
20. Spiritueller Humanismus und religiöse
Erziehung
20.1. Eine seelen-orientierte Erziehung wird alle offenen und
verdrehten Weisen materialistischer Indoktrination beenden und zur selben Zeit gegen
religiösen Dogmatismus und Exklusivismus streiken.
20.2. Spiritueller Humanismus betrachtet religiöse Verschiedenheit
als ein spirituelles Zeichen für Studium und Kontemplation. Von daher schlägt
spiritueller Humanismus eine multireligiöse Annäherung an die Planung und das
Lehren religiöser Erziehung vor.
20.3. Spiritueller Humanismus ermutigt Forschung, sowohl
historisch als auch philosophisch nach der Quelle und der Entwicklung
religiöser Glaubensinhalte, Symbole und Rituale zu suchen. So macht sie
Religionsvergleich zu einem integralen Teil religiöser Erziehung. Spiritueller
Humanismus jedoch wird allen reduktionistischen religiösen Annäherungen im
Studium der Religionen gegenüber kritisch bleiben.
20.4. Eine seelen-orientierte religiöse Erziehung wird im Geist
der jüngeren Generation ein Verständnis des Wunders über die weite
Verschiedenheit religiöser und kultureller Formen erzeugen, ein andauerndes
Gefühl spiritueller Verwandtschaft mit jenen, die einer anderen Religion
folgen, und eine nachdenkende Sensitivität für letzte Fragen nach der Bedeutung
und dem Sinn des Lebens. Spiritueller Humanismus wird so ein Verständnis von
Glück und Wohlsein direkt in der Mitte unseres spirituellen Lebens
vorantreiben.
21.
Spiritueller Humanismus und spirituelle Suche
21.1. Spiritueller Humanismus repräsentiert spirituelle Suche,
die frei von kollektivem Dogma und kollektiver Autorität ist, frei von der
Notwendigkeit nach psychologischer Sicherheit in der einen oder anderen religiösen oder
kulturellen Identität, und also auch frei von der Anziehungskraft geschlossener
Kulte, ihrem Elitedenken und ihrer Kontrolle.
21.2. Spiritueller Humanismus betrachtet spirituelle Suche als
ein Geburtsrecht für jedes Individuum hin zu Selbst-Erkenntnis als
Seelen-Wesen, im Sinne eines universalen und unsterblichen Lebens.
21.3. Der Sucher nach spiritueller Erkenntnis sollte frei vom
Anhaften an äußerem Besitz, Status oder Rolle sein, und am allerwichtigsten, er
sollte frei von Versklavung an seinen sterblichen Körper und seine körpergebundene
Personalität sein.
21.4. Spirituelle Freiheit ist innerhalb einer spirituellen
Demokratie möglich, d.h. einer sozio-politischen Ordnung, die auf Gleichheit
der Möglichkeit basiert, Selbst-Erkenntnis zu gewinnen. Darin besteht Freiheit
von Mangel und Furcht. Darin sind sie alle miteinander in universalem Mitleiden
(Compassion) verbunden.
21.5. Man kann Selbst-Erkenntnis aus sich selbst heraus suchen
und im Licht eines kollektiven Erbes der gesamten Menschheit - von Mythologie
zu Religion, von Philosophie zu Literatur. Man kann dann in der Lage sein,
zwischen dem buchstäblichen und dem symbolischen, dem historisch relevanten und
dem universal gültigen Inhalt von jemandes Religion zu unterscheiden und mit
Offenheit und Enthusiasmus von jedem universalen Lehren lernen. Einmal von
allen dogmatischen Erwägungen befreit, mag man nun ein strahlenderes Licht des
Intellekts besitzen, um zwischen den vernünftigen und unvernünftigen
Glaubensinhalten und Doktrinen, zwischen religiöser Arroganz und spirituellem
Vertrauen zu unterscheiden.
21.6. Man ist nun aus seinen engen Begrenzungen des eigenen Ego
herausgetreten. Man hat nun das Gesamt der Humanität, um Freunde und
Mitarbeiter auszuwählen. Nun ist die eigene Gemeinschaft umfassend, die
jeweiligen Freundschaften sind in der eigenen Region und universal. Man kann
allein sein oder im Geistbereich eines Wesensverwandten. Man kann überall zum
Gottesdienst und Gebet stehen. Vom eigenen inneren Aufenthalt hin zu irgendeinem
Punkt des Universums gibt es nun einen einzigen Tempel der Vision.
21.7. Im Trachten nach Selbst-Erkenntnis,
durch Erkenntnis der eigenen und anderen Seelen-Realität, wird unser Studium
und unsere Nachfolge, unsere Arbeit und unsere Erholung, alles ein Akt des
Gottesdienstes für unsere Höchste Quelle, von der wir alle gekommen sind und zu
der wir alle zurückkehren. Durch Instruktion und Initiation an der Hand derer,
die weiser sind als wir, sollen wir auch unseren Aufstieg vollführen.
21.8. Indem wir universale Freundlichkeit und Gastfreundschaft
praktizieren und indem wir über die Regenbogenbrücke gehen, die das eigene Ego
mit der eigenen Seele verbindet, ist man nun beides: Sucher und Gesuchtes. Dann
wird ein Augenblick kommen, wo man seine eigene Mütze, das Symbol unserer
eigenen Identität hier, wegwerfen wird. Und man wird mit dem Universum tanzen
mit einem Schritt in der Welt, während man mit dem anderen Schritt in der Welt
des Werdens und mit einem weiteren Schritt im Reich der Ewigkeit tanzt.
Erwacht, frei und glücklich ist man nun ein Seelen-Wesen!
Meine lieber Leser, meine liebe Leserin,
Sie sind nicht mehr dieselbe Person, die Sie zuvor waren,
nachdem Sie diese Worte gelesen und diese Gedanken gedacht haben.
Sie mögen nun furchtlos und vertrauensvoll
Ihre eigene spirituelle Reise unternehmen und glücklich sein,
während Sie sich selbst und Ihr Geheimnis suchen.
Ihre persönliche Suche erfordert, dass Sie die Welt verändern,
so dass anderen geholfen werden kann,
denn wir sind eine Existenz, eine spirituelle Gemeinschaft. Wir sind universal verantwortlich.
Sie sind nicht mehr dieselbe Person, die Sie zuvor waren,
nachdem Sie diese Worte gelesen und diese Gedanken gedacht haben.
Sie mögen nun furchtlos und vertrauensvoll
Ihre eigene spirituelle Reise unternehmen und glücklich sein,
während Sie sich selbst und Ihr Geheimnis suchen.
Ihre persönliche Suche erfordert, dass Sie die Welt verändern,
so dass anderen geholfen werden kann,
denn wir sind eine Existenz, eine spirituelle Gemeinschaft. Wir sind universal verantwortlich.
English Summary
The Charter of
Spiritual Humanism (1995) highlights the need for a school of thought which can
provide at this hour of history an universal spiritual perspective. We require
urgently a restatement of the human identity as a metaphysical unity, that
there is such a reality as the human soul, which is more than her corporal and
cultural form. Spiritual Humanism is such a restatement. It is an ideological
alternative to both secular humanism and religious fundamentalism. Spiritual
Humanism alone can inspire to an universal hope and confidence.
Vgl. auch Hasan Askari: Vom Teilen zur Begegnung (RIG 2/1992, S.
58-65) und in RIG 3 (1994) die über den ganzen Band verteilten Kurztexte aus
seinem Buch: Alone to Alone. From
Awareness to Vision (1991), dazu die
Rezension dieses Buches von R. Kirste, ebenfalls in RIG 3 (1994), S. 443-444.
Aktualisiert auf der Seite:
Hasan Askari - (Islamischer) Mystiker jenseits traditioneller Religionen
Hasan Askari - (Islamischer) Mystiker jenseits traditioneller Religionen
Übersetzung
aus dem Englischen von Reinhard Kirste
Zuerst
erschienen in: Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.): Hoffnungszeichen
globaler Gemeinschaft. Religionen im Gespräch, Bd. 6 (RIG 6). Balve: Zimmermann
2000, S. 150–168
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen