Schülertexte, Bibel- und Koranzitate
a. Ein zwar nicht gefundenes, dafür aber
erfundenes historisches Dokument:
Aus
dem Tagebuch des Quirinius, Gouverneurs von Syrien und Palästina
(aus dem Jahre 5 n. Chr.)
Heute
vor 50 Jahren ist der große Cäsar ermordet worden. Wenn ich nun an den Iden
des März 758 a.u.c. (= 15. März 758 ab urbe condita, d.h. seit der Gründung
Roms = 5 n. Chr.) darüber nachdenke, was sich seitdem alles geändert hat, so
muss ich wirklich dem großen Augustus danken, dass er seit seiner großartigen
Schlacht gegen seine Rivalen unserem Weltreich den Frieden gebracht hat
(= Seeschlacht von Actium 31 v. Chr.). Ich bin dem großen Augustus auch sehr zu Dank verpflichtet, dass er mich zum Gouverneur einer seiner Provinzen gemacht hat. Allerdings ist die Arbeit hier kein Vergnügen.
(= Seeschlacht von Actium 31 v. Chr.). Ich bin dem großen Augustus auch sehr zu Dank verpflichtet, dass er mich zum Gouverneur einer seiner Provinzen gemacht hat. Allerdings ist die Arbeit hier kein Vergnügen.
Römisches Theater in Caesarea Maritima (Wikipedia) |
Die
Residenz in Cäsarea ist zwar wunderbar und klimatisch günstig am Mittelmeer
gelegen, aber Syrien/Palästina ist eine der problematischen Grenzprovinzen.
20 Jahre vor Cäsars Tod gelang es erst Pompeius, das Land völlig zu unterwerfen und zur römischen Provinz zu machen. Heute herrscht aber immer noch keine Ruhe, und die ökonomischen Verhältnisse sind katastrophal.
20 Jahre vor Cäsars Tod gelang es erst Pompeius, das Land völlig zu unterwerfen und zur römischen Provinz zu machen. Heute herrscht aber immer noch keine Ruhe, und die ökonomischen Verhältnisse sind katastrophal.
Mir
graut schon vor dem Gedanken, die der große Augustus auf der letzten
Gouverneurskonferenz in Rom äußerte, dass er zur besseren Sicherung der
Staatsfinanzen und zur Aufstockung des Haushalts eine Steuerschätzung
durchzuführen gedenke; das heißt doch nichts anderes, als noch mehr Steuern
aus diesen Leuten hier herauszupressen.
Außerdem
weiß ich, dass die großen Befriedungsaktionen des großen Augustus nicht
immer zum Erfolg geführt haben. Die Juden sind dazu noch besonders aufsässig.
Die konservativ-fromme Richtung der Pharisäer erkennt noch nicht einmal den vom
großen Augustus eingesetzten Herodes an, weil er kein richtiger Jude ist,
sondern aus Idumäa stammt; ein König der Juden müsse aber aus dem Hause Davids
sein.
Zudem
gibt es eine Reihe von Terroristengruppen, die plötzlich in die Städte
eindringen, einen römischen Beamten, Soldaten oder einen Zöllner umbringen und
wieder in den Bergen verschwinden; andere überfallen Nachschubtransporte für
die VI. Legion bzw. deren Außenstationen.
Gestern
kam ein junger Soldat von der Garnison in Jerusalem herein und erzählte mir, er
hätte davon gehört, dass in Bethlehem oder Nazareth ein Kind geboren sei, das
einige für den neuen König der Juden hielten; schließlich hätte über seiner
Geburtsstätte ein Stern von besonderer Helligkeit gestanden. Ich halte das
zwar für ein Gerücht, denn der Stern von besonderer Helligkeit ist schon seit
ein paar Jahren nicht mehr zu sehen, mein Palastastrologe hat nämlich genau
Buch geführt; aber gefährlich kann so etwas immer werden. König der Juden -
neben dem offiziell eingesetzten König, wenn das nicht wieder Aufruhr gibt,
zumal der junge Soldat meinte, Bethlehem verstanden zu haben; und aus Bethlehem
stammen doch nun einmal die Nachfolger Davids und Könige Israels.
Tempelmodell im Israelmuseum: Jerusalem zur Zeit Jesu, rechts oben am Tempel-Areal die Burg Antonia,Standort einer Kohorte der X. Legion Foto: Wikipedia - Tempelberg |
b. Stern
von Bethlehem leuchtete auch über China
Aufzeichnungen fernöstlicher
Astronomen verlegen Christi Geburtsdatum um fünf Jahre vor.
Der Stern von Bethlehem war nach
Auffassung britischer Astronomen eine „Nova" oder neuer Stern, und nicht,
wie die Wissenschaftler bisher angenommen hatten, das Licht der dicht
beieinander stehenden Planeten Jupiter und Saturn. Es handelte sich demnach um
einen neuen Stern von 70 Tagen Dauer, der sogar von Astronomen des Fernen
Ostens im Altertum registriert wurde.
Als Zeitpunkt der Erscheinung wurde von
chinesischen und koreanischen Astronomen das Jahr 5 vor unserer Zeitrechnung
angegeben. Es bestehen gute Gründe dafür, anzunehmen, dass Christus etwa im
Jahre 5 geboren wurde. Im Jahre 533 unserer Zeitrechnung legte der skythische
Mönch Dionysius Exiguus den Kalender fest, ließ dabei jedoch irrtümlicherweise
rund vier Jahre aus der Zeit des Kaiser Augustus aus. Die Evangelisten Matthäus
und Lukas bestätigen, dass Jesus zur Zeit des Herodes geboren wurde. Herodes
starb am 13. März des Jahres 4 vor unserer Zeitrechnung. Das Zusammenfallen
von Jupiter und Saturn ereignete sich jedoch im Jahre 7. Die
Jupiter-Saturn-Hypothese konnte demnach nicht zutreffen. In der Zeitschrift der
Königlichen Astronomischen Gesellschaft in London betonen die Wissenschaftler
der Universität von London und Newcastle, zur Zeit der Geburt Christi habe die
Astronomie im Fernen Osten das wissenschaftliche Niveau in Europa und Nahost
bei weitem überflügelt. Daher suchten die Forscher Aufzeichnungen insbesondere
in China und Korea aus ungefähr dem Jahre 5 über aussergewöhnliche
Erscheinungen am Sternenhimmel. In beiden Ländern fanden sie Beweise, dass ein
heller neuer Stern gesichtet wurde - in China im Jahre 5, und in Korea im Jahre
4. Den chinesischen Aufzeichnungen zufolge konnte keine Bewegung des Himmelskörpers
festgestellt werden. Diese Tatsache schließt die Möglichkeit aus, dass es sich
um einen Kometen handelte. Sowohl die chinesischen als auch die koreanischen
Astronomen verzeichneten, die Nova sei in der Nähe des Altair erschienen. Die
Chinesen geben als Zeitraum für das Phänomen die Wochen vom 10. März bis 7.
April an. Nach Berechnungen der britischen Wissenschaftler würde eine Nova
Mitte März des Jahres 5 in der beschriebenen Position etwa viereinhalb Stunden
vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel erschienen sein. Von Tag zu Tag würde
sich diese Zeitspanne verlängert haben.
Zur Zeit der Geburt Christi war das
Interesse für Astronomie im Nahen Osten nur gering. Daher seien nur die
aufsehenerregendsten Ereignisse registriert worden. Die britischen
Wissenschaftler unterstreichen, dass nur einer der vier Evangelisten -
Matthäus - den Stern überhaupt erwähnt. Eine Nova hätte damals wahrscheinlich
Interesse erweckt, da ein derartiger neuer Stern sehr hell ist. Ob sein
Erscheinen mit der Geburt Christi wirklich zusammenfiel, oder ob die beiden
Ereignisse erst nachträglich in Zusammenhang gebracht wurden, bleibt den
Forschern zufolge auch weiterhin ungeklärt. Matthäus war entweder ein besserer
Beobachter als die anderen Zeitgenossen, oder er war ein besserer Psychologe.
Süddeutsche Zeitung vom 16. Februar
1977)
c. Aus der populär-wissenschaftlichen
Zeitschrift: imago universitatis, 81. n. Chr.
11. Jahrgang 834 a.u.c. (= 81 n. Ch.),
Antiochien, Papyrus 51
Der
religionswissenschaftlichen Redaktion unserer Zeitschrift sind die gesammelten
Berichte eines gewissen Lukas in griechischer Sprache zugegangen. Besondere
Aufmerksamkeit fanden bei unserem aus Nordgaliläa stammenden Mitarbeiter
Cäcilius Sceptio die Schilderungen der Geburt eines Weltenheilandes mit Namen
Jesus. Nun war es vor ca. 80-90 Jahren keineswegs ungewöhnlich, dass die
Menschheit auf die grosse Welterlösung wartete. Augustus hatte sein Weltreich
abgesichert, Vergil schreibt von einem göttlichen Kinde und die Mythen der
Ägypter sind voll von Erzählungen dieser Art und erfreuen sich auch heute noch
bei einem großen Teil der Bevölkerung im gesamten Römischen Reich grosser
Beliebtheit.
Aufgrund
der uns vorliegenden Texte (wir haben auch noch die Überlieferung eines nicht
weiter bekannten Matthäus herangezogen, siehe Kasten) scheinen uns jedoch
einige Aussagen sehr zweifelhaft.
Schülertext, Stufe 12
Galaterbrief des Apostels Paulus 4,4-7
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte
Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er
die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.
Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere
Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht,
sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.
Lukas 2,1-20
1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem
Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der
Zeit, da Ouirinius Statthalter in Syrien war.
3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen liesse, ein jeder
in seine Stadt.
4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt
Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids,
die da heißt Bethlehem, weil er dem Hause und Geschlecht Davids war,
die da heißt Bethlehem, weil er dem Hause und Geschlecht Davids war,
5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten
Weibe, die war schwanger.
6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären
sollte.
7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe;
denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei
den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des
Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe,
ich verkündige euch grosse Freude,
die allem Volk widerfahren wird;
die allem Volk widerfahren wird;
11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist
Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen
Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den
Menschen seines Wohlgefallens.
15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die
Hirten untereinander:
Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu
das Kind in der Krippe liegen.
17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus,
das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen
die Hirten gesagt hatten.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem
Herzen.
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott
für alles, was sie gehört und gesehen hatten,
wie denn zu ihnen gesagt war.
wie denn zu ihnen gesagt war.
Matthäus 1,18-25
18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine
Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich,
ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.
ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.
19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in
Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien, ihm der Engel
des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids,
fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen, denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.
fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen, denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen
Jesus geben, denn er wird sein Volk retten
von ihren Sünden.
von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der
Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht
(Jesaja 7,14):
(Jesaja 7,14):
23 „Siehe eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn
gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben", das heisst
übersetzt: Gott mit uns.
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel
des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er
gab ihm den Namen Jesus.
Übersetzung:
revidierte Lutherbibel
Als
unstrittig hat sich allerdings aufgrund der eingesehenen Geburtsregister der
Stadt Nazareth erwiesen, dass dieser Jesus zur Zeit des Augustus geboren wurde,
und dass Quirinius zu jener Zeit Gouverneur der Provinz Syrien war. In
Bethlehem konnte jedoch das städtische Steueramt keine Angaben über einen Jesus
von Nazareth, bzw. dessen Eltern Maria und Josef machen. Hier muss wohl eine
Verwechslung von Nazareth mit Bethlehem vorliegen, die allerdings wegen der
Größe der Entfernung zwischen beiden Städten etwas ungewöhnlich ist. Unser
schon erwähnter Mitarbeiter Cäcilius Sceptio , der selbst mehrfach in Nazareth
war, hat jedoch glaubwürdige Zeugen gefunden, die ihm versicherten, in Nazareth
hätte vor vielen Jahren ein Zimmermann Josef mit seiner Ehefrau Mirjam (=
Maria) gelebt; sie hätten auch mehrere Kinder gehabt. Die Nachfahren leben zum
Teil noch dort.
Als
einen besonderen Erfolg unserer Nachforschungen werten wir es jedoch, dass die
Schaf- und Ziegenherden in der Umgebung Bethlehems immer noch von denselben
Familien gehütet werden, deren Vorfahren diese seltsamen Engel-Erscheinungen
gehabt haben sollen, von denen Lukas berichtet. Cäcilius hat mit ihnen ausführliche
Interviews gemacht und alle Unterlagen an das Psychologische Institut der
Universität Damaskus geschickt.1
Nach
Auskunft von Prof. Dr. Yussuf al-Hakim2
handelt es sich bei den Erlebnissen der Hirten eindeutig um
Übermüdungserscheinungen aufgrund vieler Nachtwachen, die durch die wilden
Tiere bedingt sind, die in jener Gegend eine ernsthafte Gefahr für die
Kleinviehherden darstellen. Man muss das von den Hirten Berichtete deswegen als
Vision mit halluzinatorischem Charakter ansehen.
Im Übrigen wird die Vermutung geäußert, dass die Einflüsse einiger
Partisanengruppen und deren Friedensvorstellungen von den Hirten übernommen
wurden und in ihre Visionen eingegangen sind. Zusammenfassend ist also zu
sagen, dass Jesus zwar geboren wurde, es aber offensichtlich im Interesse
bestimmter Kreise liegt, seine Geburt religiös und politisch aufzuwerten. Es
handelt sich wahrscheinlich um die von Juden abgespaltene Gruppe der Christen,
die auch behaupten, Jesus sei auferstanden.
Amerkungen
1. Die
Universität Jerusalem existiert seit der Zerstörung der Stadt im Jahre 823
a.u.c. (= 70 n. Chr.) durch Titus, den Feldherrn des Kaisers Vespasian nicht
mehr. Faktisch liegt die Stadt nach 11 Jahren noch genauso in Trümmern. Dadurch
sind vielleicht wertvolle Unterlagen des dortigen Psychologischen Instituts
nicht mehr verfügbar.
2. al-Hakim (arabisch = Arzt, Gelehrter
Weiser) war bis kurz vor der Zerstörung Jerusalems Dozent an der Jerusalemer
Universität und wurde im Jahre 822 a.u.c. ( = 69 n.Chr.) zum Professor für
Psychologie und Parapsychologie an der Universität Damaskus ernannt.
d. Die Geburt Jesu als Sage, Märchen und
Mythos
1. Sage
Vor
langer Zeit erliess der Römische Kaiser Augustus das Gebot, dass alle Menschen
seines Weltreiches gezählt werden sollten. Bisher hatte es noch nie eine
Volkszählung gegeben. Der Römische Statthalter in Palästina bereitete alle
Unterlagen sorgfältig vor und setzte dann seine Beamten in Bewegung, damit sie
ihm die notwendigen Ergebnisse lieferten.
Dabei
stiess einer der zählenden Beamten auch auf eine Familie, genauer gesagt, auf
einen Zimmermann mit seiner Verlobten, die jedoch schon ein gemeinsames Kind
hatten und behaupteten, sie wären wegen der Volkszählung gezwungen gewesen, von
Nazareth nach Bethlehem zu kommen.
Nach
den Gründen befragt, gab der Mann an, ein Nachkomme des Königs David zu sein.
Da jedoch alle zu zählenden Personen an den Heimatort ihrer Familien kommen
sollten, war er genötigt, im Winter diese beschwerliche Reise mit seiner
schwangeren Verlobten anzutreten.
Nun
gebührt Nachkommen von Königshäusern immer eine besondere Hochachtung. Als die
Beamten des Statthalters das in einem Stalle liegende Baby betrachteten, hatten
sie den Eindruck, es hätte sie angelächelt und sie dann mit Namen angesprochen;
für ein Kind von nur wenigen Wochen eine geradezu phänomenale Leistung. Bei
weiteren Nachforschungen der Beamten kam sogar heraus, dass das Baby von drei
Königen aus dem Orient Besuch gehabt hatte, die auch kostbare Geschenke
hinterliessen. Die Beamten konnten sich selbst von dem wunderbaren Weihrauch,
der Myrrhe und dem Gold überzeugen; auch bestätigten die Bewohner Bethlehems
den Besuch dreier hoher Herren, die auf Kamelen mit einer riesigen Dienerschaft
dem Kinde einen Besuch gemacht hatten. Unerklärlich blieb allerdings, wieso die
drei weder dem Vasallenkönig Herodes in Jerusalem, noch dem Statthalter in
Cäsarea einen Besuch gemacht hatten.
Dies
spielte nun allerdings auch keine Rolle mehr. Als der Statthalter den Bericht
seiner Beamten las, liess er das junge Paar mit dem Kinde sofort in den
Gouverneurspalast nach Cäsarea holen und erstattete dem Kaiser einen
ausführlichen Bericht.
Nach
mehreren Monaten ging die Antwort des Kaisers ein. Dieser hatte den
Gouverneursbericht mit anderen Aussagen vergleichen lassen und war zu dem
Schluss gekommen, dass der Junge dieses Paares wahrhaftig ein Königssohn sei,
der die Welt erlösen sollte. Das hatten sogar einige römische Schriftsteller
prophezeit. Er befahl, das Kind samt seinen Eltern nach Rom zu holen, es mit
den gebührenden Ehren zu empfangen und den Jungen trotz seines zarten Alters
für ein hohes Regierungsamt vorzusehen. Gerüchteweise hörte man von den Damen
am kaiserlichen Hofe, dass der Kaiser den Jungen mit Namen Jesus sogar als
seinen Nachfolger betrachtete, wenn auch nur insgeheim.
Allerdings
kam es nicht zu dem triumphalen Einzug Jesu in Rom. Eines Tages waren die
Eltern samt ihrem Kind aus dem Gouverneurspalast verschwunden. Einige
behaupteten, die drei hätten sich nach Ägypten abgesetzt, weil dem Kind noch
etwas Grösseres prophezeit worden wäre, als nur Herrscher des Römischen Reiches
zu werden; ja man sagte, dieses Kind solle Gottes Sohn sein. Aber das liess
sich nun vorerst nicht mehr überprüfen.
Schülertext, Klasse 10
2. Märchen
Didaktische Vorbemerkung
Wer nach Menschlichkeit fragt, sollte
in besonderer Weise erfundene Wahrheit auf diese Intentionen hin Uberprüfen.
Was liegt in diesem Zusammenhang näher, als den Versuch zu wagen, die Weihnachtsgeschichte
auch als Märchen zu lesen und entsprechend umzuformen?
Heutzutage steht das Märchen nicht mehr
im Geruch der Kleinkindergeschichte, ja mehr und mehr wird entdeckt, dass
Märchen eigentlich für Erwachsene da sind. Mit dieser Erzählform lässt sich
anders als bei den bisher vorgestellten deutlich machen, dass das Gute wirklich
den Sieg davonträgt und der Kleine und Schwache nicht verzagen muss, weil er am
Ende aufgrund seines reinen Wesens belohnt wird.
Mit dem Sieg des Guten lässt sich
besonders gut zeigen, dass durch eben diesen Sieg eine neue Menschlichkeit
Gestalt gewinnen soll, von der in den anderen Erzählformen nur sehr peripher
die Rede war. Diese Menschlichkeit eröffnet neue Lebensräume. Zwar kommen in
allen Märchen auch Grausamkeiten vor, aber sie sind gewissermassen nur die
Negativfolie, die Mut zum Leben aus der Liebe machen will. Vielleicht sollte
man einmal den Kindermord von Bethlehem und die Flucht nach Ägypten auch unter
diesen Gesichtspunkten sehen. Imgrunde bietet ja schon die Not und die
Ärmlichkeit auf dem Weg von Nazareth nach Bethlehem Ansätze, die Geschichte ins
Märchen zu transponieren.
Auf dem Hintergrund der Tatsache, dass
das folgende Märchen sowie die noch im Materialteil angebotene Göttergeschichte
von Schülern erstellt wurden, wird man darauf verwiesen, dass der Wechsel in
eine andere Erzählform nicht nur ein methodischer Gag ist, der natürlich auch
eine gewisse Heiterkeit vermittelt, sondern veränderte Sichtweisen eröffnen
auch neue Zugänge, die etwa bei der Sage anders sind als beim Märchen,
geschweige denn, man zieht zur historischen Aufhellung noch erfundene Dokumente
heran.
Nun findet man in der Bibel nur wenige
Märchenmotive (z.B. Bileams Esel in Num 22 oder Jona und der Fisch), dennoch
gehört natürlich auch das Märchen in eine Erzähltradition, die für die Bibel
typisch ist.
So ermuntert hebräische und christliche
Bibel gerade im Blick auf die von Gott geschenkte Menschlichkeit, alle
Versuche aufzunehmen und zu vertiefen, die in diese Richtung gehen.
Der Religionsunterricht dürfte dabei
ein geeigneter Ort sein, solche Umerzählungen zu wagen, auch wenn sie nicht
immer allen exegetischen Einwänden standhalten, geht es doch hier mehr um die
Herausstellung der Erzählgemeinschaft und die Hineinnahme in eine Tradition,
die auf Einstimmungen nicht verzichtet, sondern sie bewusst aus sich entlässt.
Das zeigt sich ja auch daran, wie Künstler aller Generationen mit dem Thema der
Geburt Jesu umgegangen sind.
Der Schülertext
Es
waren einmal ein Mann und eine Frau, Josef und Maria, die waren sehr arm. Und
weil eines Tages der Konig befahl, dass alle Menschen in ihre Heimat gehen
sollten, mussten sich Josef und Maria auf einen langen und beschwerlichen Weg
machen. Als sie endlich in ihrem Heimatdorf ankamen, war es schon sehr spät,
und so suchten sie eine Bleibe für die Nacht. Sie klopften an die Tür der
Herberge, worauf ein dicker Mann, wohl der Wirt, hinaustrat: „Was wünscht Ihr
zu so später Stunde? Wollt Ihr ...“ Als er jedoch die ärmliche Bekleidung der
beiden sah, verfinsterte sich seine Miene, und er grollte: „Ihr Bettler wagt
es, meine Schwelle zu betreten? Fort mit euch, Ihr gammeliges Gesindel!"
Sie versuchten es noch an vielen anderen Türen, aber überall wurden sie
abgewiesen.
Auf
einmal hörten sie ein ganz jämmerliches Geschrei; und als sie nachschauten, was
es wohl sein könnte, fanden sie einen kleinen Esel, der sich verlaufen hatte.
Sie streichelten und trösteten ihn. Und als sie kurze Zeit nach seiner Mutter
gesucht hatten, fanden sie sie in einem Stall. Aus Dankbarkeit bot ihnen die
Eselin an, bei ihr in der armseligen Hütte zu übernachten.
Eine
gute Fee, die dies alles mit angesehen hatte, wollte die beiden für ihre gute
Tat belohnen und stellte ihnen einen Wunsch frei. Da wünschten sich Maria und
Josef ein Kind. Und noch in derselben Nacht schenkte die Fee ihnen einen Sohn,
der hiess Jesus.
Und
die Fee rief viele gute Freunde zusammen, die Geschenke mitbrachten, so dass
die kleine Familie nie mehr Hunger leiden musste.
Und
wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute genauso glücklich und
zufrieden.
Schülertext, Klasse 10
e. Die Weihnachtsgeschichte als Göttergeschichte
(Mythos)
Didaktische Vorbemerkung
Der Mythos hat als Erzählgattung den
besonderen Vorzug, Göttliches mit Menschlichem zu vermitteln und die Einheit
des Weltbildes zu wahren. Die Schüler haben in der folgenden Geschichte
versucht, nicht nur mythische Elemente einzubauen (wie wir sie ja auch bei Lk
und Mt finden), sondern diese zu systematisieren. Dies scheint mir auch
weitgehend gelungen, wenn man einmal davon absieht, dass Maria „zufällig"
vom Heiligen Geiste schwanger war. Im Mythos gibt es keine Zufälle. Originell
ist dagegen der Gedanke mit der Engelstatue. Das „wie durch geheime
Kräfte" zeigt auch wieder, wie schwer es für einen heutigen Menschen ist,
sich ganz in ein mythisches Geschehen hineinzudenken.
Sehr schön kommt dann wieder die
Verbindung von Himmel und Erde zum Ausdruck, indem Maria erst fortgehoben wird,
um dann mit dem Kind wiederzukommen, so dass man sich unwillkürlich fragt, ob
die Schüler nicht bestimmte Marienvorstellungen (im kosmischen Horizont) in
ihre Erzählung haben eingehen lassen. Die Konsequenz ergibt sich auch logisch,
das heisst konsequent dem mythischen Geschehen folgend: Die Welt wird
verändert. Es entsteht ein Neues.
Schülertext
Eine
Jungfrau namens Maria war mit Joseph verlobt. Es begab sich aber zufällig, dass
sie von einem Heiligen Geiste schwanger war. Joseph wollte sie nun heimlich
verlassen, denn wer glaubt schon an heilige Geister. Auf diese Weise wollte er
sich Spott und Kummer ersparen. Doch da erschien ihm des Nachts ein wunderbarer
Engel. Dieser Engel war eigentlich eine Statue, plötzlich jedoch befähigt,
(wie) durch geheime Kräfte, zu reden und sich zu bewegen. Er sprach zu Joseph:
„Siehe, euer Sohn soll geboren werden. Denn ich sage dir: Wir hatten eine lange
Beratung im Himmel, weil einige nicht wollten, dass ein Halbgott geboren werde,
andere jedoch dafür waren. Wir entschlossen uns, aus diesem Kinde einen
Wundermenschen zu machen, der den unglücklichen Menschen an Stelle unseres
verehrten Gottes hilft." Und der Engel verschwand.
Joseph
war aber so erstaunt, dass er sogleich zu Maria eilte und ihr diese wunderbare
Begebenheit erzählte.
Tatsächlich
gebar Maria ein Wunderkind, jedoch auf ungewöhnliche Weise. Während sie von den
Engeln von der Erde fortgehoben wurde, kam das Kind zur Welt. Sogleich liessen
sie es zur Erde schweben mit einem Heiligenschein um den Kopf und wunderbaren
Gewändern am Körper. Alle Menschen sanken vor tiefer Ehrfurcht auf die Knie,
als sie das Gefolge der Engel und die schöne Frau Maria mit dem Kind in einem
überhellen Schein vom Himmel schweben sahen.
Unten
angekommen, bezogen sie sogleich einen wunderschönen Palast, und die Engel
hielten Wache bei dem Göttersohn.
Und
siehe, mit dieser aussergewöhnlichen Geburt, dem Geschenk der himmlischen
Kräfte, wurde die Welt von allem Übel erlöst.
f. Die Weihnahtsgeschichte nach dem Koran: Sure
19,15-35
Und
erwähne im Buch Maria. Als sie sich von ihrer Familie an einen östlichen Ort
zurückzog und sich von ihr abschirmte, da sandten Wir Unseren Engel Gabriel,
und er erschien ihr in der Gestalt eines vollkommenen Menschen; und sie sagte:
„Ich nehme meine Zuflucht vor dir beim Allerbarmer, (Lass ab von mir) wenn du
Gottesfurcht hast.“
Er
sprach: „Ich bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt) damit
ich dir einen reinen Sohn beschere.“ Sie sagte: „Wie soll mir ein Sohn
(geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine
Hure bin?“ Er sprach: „So ist es; dein Herr aber spricht: ‚Es ist mir ein
Leichtes, und wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer
Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache‘.“
Und so empfing sie ihn ( = ihren Sohn)
und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück. Und die Wehen der Geburt
trieben sie zum Stamm einer Dattelpalme. Sie sagte: „O wäre ich doch zuvor
gestorben und wäre ganz und gar vergessen!“ Da rief er (= der Baum) ihr von
unten her zu: „Sei nicht traurig. Dein Herr hat dir ein Bächlein fließen
lassen; und schüttele den Stamm der Palme in deine Richtung, und sie wir
frische reife Datteln auf dich fallen lassen. So iss und trink und sei frohen
Mutes. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: ‚Ich habe dem
Allerbarmer zu fasten gelobt, darum will ich heute mit keinem Menschen reden‘.“
Dann brachte sie ihn ( = Jesus) auf dem Arm zu den Ihren. Sie sagten: „O Maria,
du hast etwas Unerhörtes getan. O Schwester Aarons, dein Vater war kein
Bösewicht und deine Mutter war keine Hure.“ Da zeigte sie ( = Maria) auf ihn (
= Jesus). Sie sagten: „Wie sollen wir zu einem reden, der noch ein Kind in der
Wiege ist?“ Er (Jesus) sagte: „Ich bin ein Diener Gottes; Er hat mir das Buch
gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und Er gab mir seinen Segen, wo
ich auch sein möge, und Er befahl mir Gebet und Zakah ( = Sozialabgabe),
solange ich lebe; und (Er befahl mir) ehrerbietig gegen meine Mutter (zu sein);
Er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Und Friede war über mir an
dem Tage, als ich geboren wurde, und (Friede wird über mir sein) an dem Tage,
wenn ich sterben werde, und an dem Tage, wenn ich wieder zum Leben erweckt
werde.“
Dies
ist Jesus, Sohn der Maria – (dies ist ) eine Aussage der Wahrheit, über die,
die uneins sind. Es geziemt Gott nicht, sich einen Sohn zu nehmen. Gepriesen
sei Er! Wenn Er etwas beschließt, so spricht Er nur: „Sei!“ und es ist.
„Wahrlich, Gott ist mein Herr und euer Herr. So dient ihm! Das ist ein gerader
Weg.“
Nach der Übersetzung des Al-Qur’an Al-Karim und seine
ungefähre Bedeutung in deutscher Sprache von
A.M. Ibn Ahmad Ibn Rassoul. Köln: Islamische Bibliothek 1998, 15. verbesserte Auflage.
(Bei der Bearbeitung wurde das Wort „Allah“ (= arabisch: Gott) durch „Gott“ ersetzt.
A.M. Ibn Ahmad Ibn Rassoul. Köln: Islamische Bibliothek 1998, 15. verbesserte Auflage.
(Bei der Bearbeitung wurde das Wort „Allah“ (= arabisch: Gott) durch „Gott“ ersetzt.
Schülertext, 10.Klasse
Zuerst
erschienen in Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau (Hg.): Gespiegelte Wahrheit.
Biblische Geschichten und Kontexte anderer Religionen. Iserlohner Con-Texte 18
(ICT 18). Iserlohn 2003, S. 27–29
Neubearbeitung: Reinhard Kirste
Relpäd/Weihnachten/weihnacht
Gespräch über Weihnachten mit Margot Käßmann am 25.12.2015 in rbb-Mediathek:
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