Jesus zwischen Christen
und Muslimen
Der Islam ist die einzige Religion, die nicht
nur Jesus als Vorbild ernst nimmt, sondern ihn unverzichtbar für den Weg zum
Heil hält. In der Reihe der Gesandten bzw. Propheten von Adam über Noah und
Mose steht Jesus unmittelbar vor dem letzten Propheten Mohammed. Der Koran
betont seine große Nähe zur biblisch-christlichen Tradition nicht nur dadurch,
dass Jesus als Jungfrauensohn geboren wird, sondern dass er als das
unerschaffene Wort Gottes in die Welt kommt. Würde man Jesus nicht im Koran
finden, fehlte ein wesentliches Element in der Kette der Gottesoffenbarungen.
So geht auch der Islam von der realen Existenz Jesu aus. Als Prophet und
Apostel, als Gesandter ist er gleichzeitig der Messias Israels.
Wie verhalten sich diese „christologischen“
Aussagen nun zum Anspruch des Christentums in Jesus nicht nur ein Vorbild und
Propheten, sondern den Sohn Gottes und den „Heiland der Welt“ zu sehen? Sind
das unüberbrückbare Aussagen zwischen beiden Religionen oder gibt es
Annäherungen, die einen Gewinn im Verständnis Jesu sowohl für Christen und
Muslime bringen?
Die Worte "Jesus" bzw. arabisch „Isa“ erscheinen 27 Mal in 27 Versen
im Koran.
Die deutschen Korantexte sind Kompilierungen aus mehreren Übersetzungen.
Die deutschen Korantexte sind Kompilierungen aus mehreren Übersetzungen.
Sure 2 – Al-Baqara (Medina),
„die Kuh“:
Jesus hat göttliche Eingebungen, ähnlich den anderen Propheten
„die Kuh“:
Jesus hat göttliche Eingebungen, ähnlich den anderen Propheten
(1)
Wahrhaftig,
Wir gaben Moses das Buch und ließen ihm die Gesandten nachfolgen; und Wir gaben
Jesus, dem Sohn Marias, die klaren
Beweise und unterstützten ihn durch heilige Eingebung. Doch sooft euch ein
Gesandter etwas brachte, was euch nicht gefiel, wart ihr hochmütig und
erklärtet einige für Lügner und erschlugt andere! (Sure
2,87)
(2) Sprecht:
"Wir glauben an Gott und an das, was uns herabgesandt worden ist, und was
Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen (Israels) herabgesandt wurde, und
was Moses und Jesus gegeben wurde, und
was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist. Wir machen zwischen den
Propheten keinen Unterschied, und Ihm sind wir ergeben." (Sure 2,136)
(3) Dies sind die
Gesandten. Wir haben einigen von ihnen den Vorrang gegenüber anderen gegeben.
Unter ihnen sind einige, zu denen Gott gesprochen hat, und einige, die Er um
Rangstufen erhöht hat. Und Wir gaben Jesus,
dem Sohn Marias, die klaren Beweise und unterstützten ihn durch heilige
Eingebung. Und wenn Gott es gewollt hätte, dann hätten sich diejenigen, die
nach ihnen kamen, nicht gegenseitig bekämpft, nachdem klare Beweise zu ihnen
gekommen waren. Sie wurden jedoch uneins. Die einen von ihnen waren gläubig,
die anderen ungläubig. Wenn Gott es so gewollt hätte, dann hätten sie sich
nicht gegenseitig bekämpft. Doch Gott tut, was Er will. (Sure 2,253)
Sure 3 – Al-Imran (Medina), „die Sippe Imrans“:
Jesus, von Gott geschaffen, Helfer auf dem Weg zu Gott, seine Erhöhung zu Gott
Jesus, von Gott geschaffen, Helfer auf dem Weg zu Gott, seine Erhöhung zu Gott
4)
Damals sprachen die Engel: "O Maria,
siehe, Gott verkündet dir ein Wort von Ihm; sein Name ist der Messias, Jesus, der Sohn der Maria. Er ist im Diesseits und
im Jenseits angesehen und ist einer von denen, die (Gott) nahestehen. Er wird
zu den Mnshen schon in er Wiege sprechen und als Erwachsener wird er zu den
rechtschaffenen gehören. (Sure 3,45f)
(5)
Und
als Jesus ihren Unglauben wahrnahm, sagte
er: "Wer ist mein Helfer (auf dem Weg) zu Gott?" Die Jünger sagten:
"Wir sind Gottes Helfer; wir glauben an Gott, und (du sollst) bezeugen, dass
wir (Gott) ergeben sind.“ (Sure 3,52)
(6) Damals sprach Gott:
"O Jesus, siehe, Ich will dich sterben
lassen und will dich zu Mir erhöhen und will dich von den Ungläubigen befreien
und will deine Jünger über die Ungläubigen setzen bis zum Tag der Auferstehung.
Alsdann werdet ihr zu Mir wiederkehren, und Ich will zwischen euch richten über
das, worüber ihr uneins wart. (Sure 3,55)
(7) Wahrhaftig, Jesus ist vor Gott dem Adam gleich; Er erschuf ihn
aus Erde, alsdann sprach Er zu ihm: "Sei!" und da war er. (Sure 3,59)
(8) Sprich:
"Wir glauben an Gott und an das, was uns offenbart worden ist, und was
herabgesandt worden ist auf Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und die
Stämme (Israels), und was Moses und Jesus
und den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist; wir machen keinen
Unterschied zwischen ihnen, und Ihm sind wir ergeben.“ (Sure 3,84)
Sure 4 – Al-Nisa (Medina), „die Frauen“: Jesus, der Messias in der
Prophetenlinie von Anfang an,
Gesandter Gottes
Gesandter Gottes
(9)
Und
sie sagten: "Wir haben den Messias, Jesus,
den Sohn der Maria, den Gesandten Gottes, getötet", während sie ihn doch
weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern sondern es handelte sich um
eine ähnliche Gestalt; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind nämlich
im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer
Vermutung; und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet.
(Sure 4,157)
(Sure 4,157)
(10)
Wahrhaftig,
Wir haben dir offenbart, wie Wir Noah und den Propheten nach ihm Ofenbarungen
zukommen ließen. Und Wir offenbarten Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, den Stämmen
(Israels) die Folgenden: Jesus, Hiob,
Jona, Aaron und Salomo; und Wir haben David eine Schrift gegeben.
(Sure 4,163)
(Sure 4,163)
(11) O Leute des
Buches, übertreibt euren Glauben nicht und sagt von Gott nichts als die
Wahrheit. Wahrhaftig, der Messias, Jesus,
Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes und Sein Wort, das Er Maria gebracht
hat, und das ist von Seinem Geist. Darum glaubt an Gott und Seine Gesandten,
und sagt nicht: "Drei." Lasst (davon) ab – (das) ist besser für euch.
Gott ist nur ein einziger Gott. Es liegt Seiner Herrlichkeit fern, Ihm ein Kind
zuzuschreiben. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist; und Gott
genügt als Sachwalter. (Sure 4,171)
Sure 5 – Al-Ma’ida (Medina), „der Tisch“: Jesus brachte Rechtleitung,
Evangelium, Ermahnung, Heilung, Wunder, Bestätigung der Tora. Jesus ist kein
Gott und Maria keine Göttin
(12)
Und
Wir ließen ihnen Jesus, den Sohn der
Maria, nachfolgen – als Bestätigung dessen, was vor ihm in der Tora stand; und
Wir gaben ihm das Evangelium, worin Rechtleitung und Licht war. Es ist die
Bestätigung dessen, was vor ihm in der Tora war und als Rechtleitung und
Ermahnung für die Gottesfürchtigen gesagt wurde. (Sure 5,46)
(13)
Verflucht
wurden die Ungläubigen unter den Kindern Israels durch Mund Davids und durch Jesus,
den Sohn der Maria. Dies geschah, weil sie ungehorsam waren und (gegen die
Gebote) verstießen. (Sure 5,78)
(14) Wenn Gott sagen wird: "O Jesus, Sohn der Maria, gedenke Meiner nach Deiner Gnade
für dich und für deine Mutter. Erinnere dich, wie Ich dich stärkte mit heilige
Eingebung – du sprachst zu den Menschen sowohl in der Wiege als auch im
Mannesalter; und wie Ich dich die Schrift und die Weisheit lehrte und die Tora
und das Evangelium; und wie du mit Meiner Erlaubnis aus Ton formtest, was wie Vögel aussah. Du hauchtest ihnen
dann (Atem) ein, und so wurden sie mit Meiner Erlaubnis zu (wirklichen) Vögeln;
und wie du mit Meiner Erlaubnis die Blinden und die Aussätzigen heiltest; und
wie du mit Meiner Erlaubnis die Toten erwecktest; und wie Ich die Kinder
Israels von dir zurückhielt, als du ihnen deutliche Zeichen gabst und die
Ungläubigen unter ihnen sagten: „Das ist nichts als offenkundige Zauberei.“
(Sure 5,110)
(15) Als die Jünger
sagten: "O Jesus, Sohn der Maria,
ist dein Herr imstande, uns einen Tisch (mit Speisen) vom Himmel
herabzusenden?", da sagte er: "Fürchtet Gott, wenn ihr Gläubige seid.“
(Sure 5,112)
(Sure 5,112)
(16) Da sagte Jesus, der Sohn der Maria: "O Gott, unser
Herr, sende uns einen Tisch (mit Speisen) vom Himmel herab, dass er ein Fest
für uns sei, für den Ersten von uns und für den Letzten von uns, und ein
Zeichen von Dir; und versorge uns; denn Du bist der beste Versorger." (Sure 5,114)
(17) Und wenn Gott
sprechen wird: "O Jesus, Sohn der
Maria, du hast zu den Menschen gesagt: „Nehmt mich und meine Mutter als zwei
Götter neben Gott?“ da wird er antworten: "Gepriesen seist Du. Nie könnte
ich das sagen, wozu ich kein Recht hatte. Hätte ich das gesagt, würdest Du es
sicherlich wissen. Du weißt, was in meiner Seele ist, aber ich weiß nicht, was
Du in Dir hegst. Du allein bist der Allwissende des Verborgenen. (Sure 5,116)
Sure 6 – Al-An’am (Mekka), „das Vieh“: Die Gerechten der Bibel
(18) Und (Wir führten) Zacharias, Johannes, Jesus und Elia; sie alle gehörten zu den
Rechtschaffenen.
(Sure 6,85)
(Sure 6,85)
Sure 19 – Maryam /
Maria (Mekka):
Jungfrauengeburt; Jesus wurde das Evangelium gegeben
(19) Er (Jesus) sagte: "Ich bin ein Diener Gottes; Er
hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. (Sure 19,30)
(20)
Das
ist Jesus, der Sohn der Maria – das ist
ein Wort der Wahrheit, über das sie uneins sind.
(Sure 19,34)
(Sure 19,34)
Sure 33 – Al-Ahzab (Medina), „die Parteien“: Gottes Bund mit Noah,
Abraham, Moses und Jesus
(21)
Dann
schlossen Wir mit den Propheten den Bund, ebenso mit dir und mit Noah, mit
Abraham und Moses und mit Jesus, dem Sohn
der Maria. Und Wir legten ihnen mit diesem Bundesschluss eine schwere
Verantwortung auf.
(Sure 33,47)
(Sure 33,47)
Sure 42 – Al-Shura (Mekka), „die Beratung“:
Die eine Religion für Noah, Abraham, Moses und Jesus, zugleich Zeichen der Erwählung
Die eine Religion für Noah, Abraham, Moses und Jesus, zugleich Zeichen der Erwählung
(22)
Er
hat für euch die Religion Glauben angeordnet, die Er Noah anbefahl. Wir haben sie auch dir offenbart, ebenso wie
Abraham, Moses und Jesus. Das bedeutet,
in der Einhaltung der Religion treu zu bleiben und euch deswegen nicht zu
spalten. Hart ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Gott erwählt
dazu, wen Er will, und leitet dazu den an, der sich bekehrt. (Sure 42,13)
Sure 43 – Al-Zukhruf (Mekka), „der Prunk“: Zur Eschatologie des Korans
Jesus ist Vorzeichen des Endgerichts und zugleich, ethischer Aufruf
Jesus ist Vorzeichen des Endgerichts und zugleich, ethischer Aufruf
(23)
Denn wahrhaftig, er (Jesus) ist ein Erkennungszeichen
für die Stunde (des Gerichts). Zweifelt nicht daran, sondern folgt Mir. Das ist
ein gerader Weg. (Sure 43,61)
(24)
Und
als Jesus mit klaren Beweisen kam, sagte
er: "Wahrlich, ich bin mit der Weisheit zu euch gekommen, und um euch
etwas von dem zu verdeutlichen, worüber ihr uneinig seid. So fürchtet Gott und
gehorcht mir. (Sure 43,63)
Sure 57 – Al Hadid (Medina), „das Eisen“:
Wer dem Evangelium Jesu folgt, hat Gottes Wohlgefallen, (zölibatäres) Mönchtum ist nicht nötig.
Wer dem Evangelium Jesu folgt, hat Gottes Wohlgefallen, (zölibatäres) Mönchtum ist nicht nötig.
(25)
Dann
haben Wir Unsere Gesandten mit deutlichen Zeichen gesandt ... Und Wir ließen
(ihnen) Jesus, den Sohn der Maria, nachfolgen.
Wir gaben ihm das Evangelium. Und in die Herzen derer, die ihm nachfolgten,
legten Wir Güte und Barmherzigkeit. Doch das Mönchtum, das sie erfanden, um
Gott wohlzugefallen – das haben wir ihnen nicht vorgeschrieben; sie kümmerten
sich jedoch darum nicht in der rechten Weise. Dennoch gaben Wir denen von
ihnen, die gläubig waren, ihren Lohn, aber viele von ihnen waren Frevler. (Sure
57,27)
Sure 61 – Al–Saff (Medina), „die Reihe“: Jesus bestätigt die Tora
(26)
Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria:
"O ihr Kinder Israels, ich bin als Gottes Gesandter bei euch, ich bestätige
das, was als Tora vor mir gewesen ist: Ich verkündige euch einen Gesandten, der
nach mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein." Und als er ihnen Beweise
vorlegte, sagten sie: "Das ist offenkundige Zauberei.“ (Sure 61,6)
(27)
O
ihr, die ihr glaubt, seid Gottes Helfer so wie Jesus,
der Sohn der Maria, der zu den Jüngern sagte: "Wer sind meine Helfer (auf
dem Weg) zu Gott?" Die Jünger sagten: "Wir sind Gottes Helfer."
So glaubte ein Teil der Kinder Israels, während ein anderer Teil ungläubig
blieb. Da verliehen Wir denen, die glaubten, Stärke gegen ihre Feinde, und sie bekamen
die Oberhand. (Sure 61,14)
3. Folgerungen: Jesus, seine Ehrentitel und die Einzigkeit Gottes
Nach einer Reihe von
Aussagen des Korans verträgt sich also der Glaube an die Einheit und Einzigkeit
Gottes nicht mit dem Gedanken einer göttlichen Wesenheit Jesu. Aber Jesus
erfüllt das Gesetz des Mose und bahnt den Weg für das neue Wort Gottes, das
durch Mohammed verkündet wird. Von daher spielen Überlegungen zur Gottessohnschaft oder gar zur Trinität für den eigenen muslimischen
Glauben keine Rolle, ja wirken sich hindernd aus.
Der Koran geht von
der realen Existenz Jesu aus, er
sieht ihn als Propheten und Gesandten und gleichzeitig als den Messias Israels. Der Titel »Messias«
taucht achtmal im Koran auf. Jesus ist ebenfalls das Evangelium, das Wort Gottes, weil er es gebracht hat.
Es gibt nach diesem
Verständnis eine Kontinuität von Jesus zu Mohammed, denn nach dem Johannes-Evangelium,
weist Jesus auf den Parakleten (=
Beistand, Tröster) hin, der nach ihm kommen wird, ein deutlicher Hinweis für
den Muslim auf den letzten Propheten, nämlich Mohammed
Vgl. R. Kirste: Die
Bibel interreligiös gelesen. 2006, S. 124–125 zu Joh 16,7–8 unter Bezugnahme
auf 14,6: Jesus als der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Jesus erfüllt das Gesetz des Mose. Seine Bedeutung als
Gesandter ist bleibend und für den Glauben an Gott unerlässlich.
Der Muslim hält die
Überlieferung vom Kreuzestod Jesu
für eine Legende, denn Gott lässt die Seinen nicht im Stich. Im Koran finden
sich erstaunlich viele Aussagen zum Leben und Wirken Jesu, die seine Geburt von
der Jungfrau Maria, seine Auferstehung und Himmelfahrt umgreifen, aber es
bleibt gegen die christliche Trinitätslehre gesagt: Gott ist einer und nicht
drei
(vgl. Sure 4,171).
(vgl. Sure 4,171).
Jesus ist in
Wirklichkeit nicht getötet und gekreuzigt worden. Es erschien vielmehr ein
anderer, der ihm ähnlich war und den sie mit Jesus verwechselten (Simon von
Kyrene?). Nach einer anderen Deutung der entscheidenden Sure 4,157 hat Gott
Jesus ohne Tod zu sich in den Himmel erhoben.
Folglich hat Jesus
weder sich noch seine Mutter zu Göttern
erklärt (vgl. Sure 5,116)
Nach dem Fortgang Jesu wurden die Glaubenden uneins; das hat auch zum
Unglauben geführt, wie Sure 19,37 betont.
4. Details: Typiken
der Jesusbilder
Mikel de Epalza – Jesus zwischen Juden,
Christen und Muslimen. Interreligiöses Zusammenleben auf der Iberischen
Halbinsel (6.–17. Jahrhundert). Frankfurt/M.: Lembeck 2002
Überarbeitet 2012 und als PDF-Datei zum
Download: hier
Rezension des Titels: hier |
Fragen
zum Dialogverständnis:
- Welche Stellung hat Jesus im Koran im Blick auf die Einzigkeit Gottes?
- Wie wird der Glaubenssatz: »Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria« durch den Islam aufgenommen?
Für Muslime gehört es zu den
Selbstverständlichkeiten des Glaubens, Jesus Christus zu verehren. Darum fügen
viele seinem Namen die Worte hinzu „der Friede Gottes sei auf ihm", so wie
sie es auch tun, wenn sie von Mohammed sprechen. Halten wir fest: Jesus spielt
im Koran als Vorläufer Mohammeds und Bringer des Evangeliums für Christen eine
große Rolle.
Gott ließ Jesus mit
einem besonderen Schöpfungswort geboren werden: „Es sei!". Damit brauchte
er keinen Vater. Gleich nach seiner Geburt konnte er sprechen und sagte schon
als Säugling über sich selbst: „Ich bin ein Diener Gottes. Er hat mir das Buch
(des Evangeliums) gegeben, mich zum Propheten gemacht und mir Segen verliehen,
wo ich auch sein werde. Er befahl mir das Gebet und die Armenhilfe" (Sure
5,110).
So gehört Jesus als der selbst „Rechtgeleitete“,
der diese Rechtleitung als Evangelium predigte, in die Reihe von Adam, Noah,
Abraham, Joseph, Mose, David und Mohammed. Aber Jesus steht als Mensch mit
allen Propheten bewusst auf der Seite der Geschöpfe. Denn man darf Gott
niemandem und nichts beigesellen, schließlich ist Er der Größte.
In der theologischen
Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen, ist ein strittiger Punkt,
dass die Christen faktisch die Einzigartigkeit Gottes durch die Sohnschaft Jesu
in eine Zweiheit aufspalten würden. Deshalb heißt es auch, dass das
ursprüngliche Evangelium, also das Neue Testament durch die Tradition
verfälscht wurde. Daraus folgt konkret:
- Jesus wurde nicht gekreuzigt, sein Verschwinden bleibt letztlich ein Geheimnis
- An Jesu Stelle wurde jemand, der ihm ähnelte gekreuzigt (Simon von Kyrene?)
- Jesus ist nicht gestorben, sondern Gott hat ihn in den Himmel erhöht (Himmelfahrt).
- Am Ende der Zeiten wird Jesus zur Erde zurückkehren und gegen den falschen Messias kämpfen
- Jesus wird die Christen ermahnen, Muslime zu werden (im originalen Sinn des Wortes = Hingabe an den einen Gott).
- Erst nach dem letzten Kampf wird Jesus sterben und in Medina begraben werden.
- Bei der allgemeinen Totenerweckung wird Jesus auferstehen, beim Jüngsten Gericht präsent sein und Mohammed als den Propheten nach ihm bezeugen
Reinhard
Kirste
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