Mittwoch, 9. Juli 2014

1. Petrus 3,15-16+21 - Auf-Geklärter Glaube (Predigtskizze)

1. Die Hoffnung des christlichen Glaubens
Davon redet der 1. Petrusbrief. Aber haben wir noch diese Hoffnung? Haben wir uns nicht alle irgendwie in unserer Kirchlichkeit eingerichtet?
Wir müssen auf die Anfrage aus dem 1. Petrusbrief bekennen, dass wir meistens weder unseren eigenen Glauben noch den Grund unserer Hoffnung wirklich klar, als geklärt, und für andere ermutigend aussagen können.
Die Abbröckelungstendenz vom organisierten Christentum wirkt sich immer mehr aus. Viele basteln sich ihre eigene Religion zusammen. Nicht die großen Austrittswellen aus der Kirche sind derzeit das Problem, sondern der schleichende Verfall.

2.  Ursachen unserer Sprachlosigkeit
Zwar wird im Blick auf 2017 kirchlicherseits sehr viel wieder von Reformation geredet. Wir haben sogar eine Reformationsdekade. Aber hat sich in unserer Kirche, in unseren Gemeinden wirklich viel in den letzten jahren verändert?
  • Die Reformation liegt wie ein Gedenkstein zur stillen Betrachtung da, ohne dass wirkliche Impulse davon ausgingen.
  • Wir lieben unsere Rituale, sind an unsere Gottesdienste gewöhnt und oft genug irritiert, wenn Neues daherkommt.
  • Die Bibelkenntnis hat nicht nur bei jungen Leuten, sondern bei vielen Älteren ziemlich niedrige Werte ode rgeht gar gegen Null!.
  • Die Ursache liegt zu einem Teil sicher auch in unserer Unaufgeklärtheit. Denn Aufklärung über die Zusammenhänge der Bibel bedeutet auch, von liebgewordenen Vorstellungen Abschied nehmen zu müssen und zugleich neue Zugänge zum Wort Gottes zu gewinnen. Die historisch-kritische Forschung setzt manchem frommen Denkmuster ein Ende. Manche fürchten geradezu, die Theologie könnte den Glauben kaputt machen, faktisch ist jedoch das Gegenteil der Fall.

3. Der auf-geklärte Glaube
Wir brauchen für uns selbst und für die Menschen, denen wir das Evangelium bringen wollen, einen aufgeklärten Glauben. Es geht nicht darum, zu hohen Fest- und Feiertagen, den Glauben ein bisschen aufzupolieren, vielmehr gilt es das, worauf wir hoffen, deutlich und überzeugend zur Sprache zu bringen.
Um es mit dem Petrusbrief zu sagen: Der Glaube will ins Licht. Noch deutlicher wir müssen sagen, was sich in unserem Leben geändert hat, weil wir an die Auferstehung Jesu und an den Geist von Pfingsten glauben. Und hier sind wir bei der Reformation. Aufgeklärter Glaube ist sozusagen erleuchteter Glaube - beschienen vom Licht der göttlichen Zuwendung und eingebettet in eine Haltung intellektueller Redlichkeit. Aufgeklärter Glaube muss sich nicht selbst rechtfertigen, sondern ist von Gott her gerechtfertigt (Doppelbdeutung beachten!).

4. Reformation: Aktualisierter Glaube
Ein solch geklärter Glaube lässt sich nämlich nur schwer manipulieren, sondern die so Glaubenden übersetzten das damals ergangene Wort in die heutige Existenz. Sie nehmen ernst, dass sich Gott unter menschlichen Bedingungen sehen lässt in Jesus von Nazareth. Das ist ein geschichtlicher Ausdruck von Gottes Menschlichkeit. Denn Jesu Menschlichkeit ist das Zeichen dafür, dass Gott uns nahe ist. Ein solcher Glaube ist von Freiheit geprägt.
So könnte Reformation heute bedeuten, dass wir um der Tragfähigkeit unserer Hoffnung willen, unseren Glauben so reformieren, dass er sich sprachmächtig, erleuchtend und existenzverändernd erweist.

5. Die Taufkirche Luthers in Eisleben
Dafür gibt es ein schönes Beispiel. In Luthers Taufkirche St. Petri und Pauli in Eisleben hat man das Zentrum Taufe eingerichtet. Die schöne gotische Kirche hat vor dem Altar einen Taufbrunnen bekommen. Die Wellenbewegung des dort sprudelnden klaren Wassers setzt sich auf dem Fußboden mit weiterlaufenden Kreisen fort. Die Taufe wird so zu einem sichtbaren und lebendigen Symbol des Neubeginns, wenn der Täufling "auf-geklärt" wieder aus dem Wasser steigt. Der Petrusbrief nennt das den "Bund eines guten Gewissens".

6.  Auf-geklärter Glaube ist unbequemer Glaube
Er ist es deshalb, weil einem das Denken nicht abgenommen wird und weil statt der Rezitation vergegenwärtigende Interpretation gefordert ist. Das kann durchaus ärgerlich sein. Beginnen wir also mit der Aufklärung unseres eigenen Glaubens. Dazu gehört erstens, dass wir ein genaues Gespür für die Differenzen und auch Widesprüchlichkeiten in den biblischen Texten  lernen. Dazu gehört zweitens zu fragen, welche Zielrichtung die biblischen Verfasser uns vorgegeben haben. Mit einem einfachen Bekenntnis zu Jesus Christus, zur Dreieinigkeit oder zur Liebe Gottes ist es nicht getan. Und drittens will der Glaube in die Tat umgesetzt werden, also durch Tun sichtbar und geklärt werden.

7. Den Glauben tun
Das heißt, der aufgeklärte Glaube weiß sich gerechtfertigt, befreit zu neuem Handeln. Wir lieben unsere Rituale, sind an unsere Gottesdienste gewöhnt und oft genug irritiert, wenn Neues daherkommt.
Auf das wewsntliche hin befreiter Glaube aber nimmt Stellung, er ist Partei, bewusst und kompetent.
  • bei der Frage nach dem Sinn des Lebens
  • beim friedfertigen Kampf gegen Ausbeutung, Diskrimierung, Verfolgung, Ausländerfeindlichkeit. (aktuell auch: Die Festungsmentalität europäischer Flüchtlingspolitik)
  • Der befreite udn geklärte Glaube, in Luthers Worten der von Gerechtfertigte, wie Luther sagen würde, geht gegen die Unfreiheit vor und stellt das Unrecht ins Licht (der Öffentlichkeit).
  • Dazu nimmt sich der aufgeklärte Glaube auch Zeit und hört genau zu.
  • Der aufgeklärt-gerechtfertigte Glaube weiß, dass vom himmlischen Frieden nur geredet werden kann, wenn das Engagement für den irdischen Frieden da ist. Jesus Christus macht uns deutlich, dass es das Göttliche nicht ohne das Menschliche gibt!
Das rechte Tun ist das Ergebnis, dass unsere Hoffnung auf einen Gott  gründet, der das Leben liebt und mit Jesus Christus die Humanität, die Menschlichkeit jeglicher Herrschaft eingefordert hat. Da haben die Hierachien keine, aber die Herrschaft der Menschlickeit, also auch die Demokratie als Herrschaft des Volkes, große Chancen. Wie schön, dass die Kirche inzwischen einigermaßen gelernt hat, dass die Demokratie etwas mit der Menschlichkeit Gottes zu tun hat.





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