Donnerstag, 29. August 2019

Handel, Innovation, Wohlstand, Globalisierung - Europa vor dem Brexit - Bericht von einer internationalen Konferenz an der Bournemouth University, (UK) --- aktualisiert ---

Eckhard Freyer / Carola Wondrack: 
Brexit, Globaler Handel / Innovationen  und  Wohlstand 
Brexit, Global Trade / Innovations and Wealth

Als Begründer der  Arnoldshain Seminare [1] und der International Society for Comparative Economic Studies (ISCES)  lud  Prof. Dr. Ulrich Peter Ritter, Universität Frankfurt/M. (gest. 2017) die Mitglieder kontinuierlich zu den Konferenzen ein – zuletzt 2017 nach Wien --- Details: hier
Video-Bericht (9 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=-mBaPbxlt9Y&feature=share

Das für 2018 geplante Treffen wurde wegen des Brexit und im Blick auf die Universitäten auf  2019 verschoben.  Die Mitglieder kamen zum 16. mal vom 19.-21.  Juni  zur Bournemouth University (UK), um im Rahmen der ARNOLDSHAIN CONFERENCE-Seminare zu wichtigen Themen mit innovativen Ideen zu besprechen. 
Als  Mitglieder der International Society for Comparative Economic Studies (ISCES) waren Roland Eisen, Eckhard Freyer und Carola Wondrack  wieder dabei.
Der  Hauptorganisator, Alexander Elsas des Arnoldshain Seminar XVI  „New Developments in International Trade and Innovation in a Changing World“,[3] ist leider am 8. August 2019 verstorben. 




Alexander Elsas und Eckhard Freyer

Das nächste Treffen, Arnoldshain Seminar XVII, findet 2020
auf Einladung der Universität Jaume I in Valencia, Spanien statt.

Eine Reform des Bildungssystems der Hochschulen im Sinne Ritters und der Fachkollegen geht über die zum Teil realitätsfernen Inhalte heutiger Hochschulen hinaus, denn diese belohnen das Auswendiglernen und nicht das Verstehen. Insbesondere der Umgang mit den neuen Medien, einschließlich der Nutzung von Datenbanken, Internet und Expertensystemen, muss im 21. Jahrhundert vermehrt Eingang in das Studium finden. Darüber hinaus stehen die Hochschulen vor weiteren Herausforderungen. Sie stehen nämlich im Spannungsfeld von Forschung und Lehre, wobei der erste Bereich für Professoren meist wissenschaftliche Lorbeeren bedeutet, der zweite dagegen Mühen und Arbeit. Immer lauter fordern verschiedene Teile der Gesellschaft, dass sich Forschung und Lehre verstärkt an der Praxis orientieren sollen. Die Hochschulprofessoren stehen vor der Aufgabe, den Elfenbeinturm zu verlassen und die Bedürfnisse der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wahrzunehmen. 
Bildung für die Welt von morgen und Lernen stellen eine lebenslange Herausforderung dar. Doch die meisten Unternehmen setzen nach wie vor auf »fertige« Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt, die gleichzeitig die Qualitäten eines Olympiasiegers haben sollten: Doppelstudium, Praxis und Auslandserfahrung, mindestens drei Fremdsprachen und das alles möglichst im Alter von 24 Jahren.

2.   Brexit und Hintergründe[4]: 
Am 23.06. 2016 votierten 51,89% der Wähler für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU). Man meinte, mit dem Brexit entfiele die Verpflichtung des Vereinigten Königreichs als drittgrößter Nettozahler, zur Finanzierung des EU-Haushalts beizutragen[5]. Dagegen haben Experten 2016 errechnet, dass ein EU-Austritt bis 2020 „ein Loch von 40 Milliarden Pfund“ in die britische Staatskasse reißen könnte[6].
Die britische Regierung muss wohl bei einem No-Deal-Brexit mit einem Kollaps der Häfen rechnen; es gäbe eine harte Zollgrenze zu Irland und steigende Sozialkosten. Sie erwartet letztlich chaotische Zustände wenn es zu dieser Situation kommt.
Kuriosum am Rande: Das britische Finanzministerium ließ eine 50-Pence-Münze mit dem ursprünglich geplanten Austrittsdatum – dem 29. März 2019 – prägen[7]:
Details: >>> hier
Auf dem EU-Gipfel am 10.04.2019 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs eine weitere Verschiebung des Brexit bis zum 31.10. 2019 einstimmig beschlossen[8].  Doch am Brexit könnte nicht nur das Vereinigte Königreich zerbrechen, sondern vielleicht sogar die  britische Demokratie: Der Brexit spaltet die Insel[9]. Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon bezeichnet die Regierung des neuen britischen Premierministers Boris Johnson als gefährlich. Für Schottland gebe es aber eine Alternative sagt sie: die Unabhängigkeit. Der britische Premierminister will jedoch sein Vorhaben, das Land am 31. Oktober aus der EU herauszuführen, durchsetzen und droht damit den anderen 27 EU-Staaten.
Im Brexit-Panel mit Diskussion der namhaften Experten Brendan Vickers, Nicholas Perdikis, Christopher Hartwell konnten dank des ausgezeichneten Moderators Prof. Dr. Roland Eisen überzeugende Visionen präsentiert werden. Die lokale Organisatorin, Professorin Sangeeta Khorana, Bournemouth University, The Business School, Executive Business Centre erwies sich dazu als ausgewiesene Expertin[10].

Besonders für britische Universitäten ist ungewiss, wie stark die EU ihren finanziellen Beitrag zur Unterstützung der Forschungsaktivitäten reduziert, wenn das Land nicht mehr EU-Mitglied ist, und ob der nationale Staatshaushalt dann die entsprechenden Lücken füllt. Die EU finanzierte 2015 16 % der Forschung. Ausgerechnet im 30. Jubiläumsjahr des europäischen Vorzeigeprogramms Erasmus ist die Zukunft dieses und anderer Förderprogramme in „Forschungskooperation“ und „Ausbau der Hochschulkapazitäten“  künftig von massiven Kürzungen betroffen. 
Vgl.: Philip D. Altbach / Hans de Wit: Ein Ungeist breitet sich aus (DUZ-Magazin, 17.04.2017)

Die Teilnahme an den Programmen  Bologna-Prozess, Europäischer Qualifikationsrahmen etc. ist allerdings auch nach einem Brexit möglich.

Das britische Pfund bleibt wegen der Sorge über die Folgen eines ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU weiterhin auf Talfahrt.
Es werden nur noch 1,0724 Euro für 1 GBP gezahlt. Dies ist der niedrigste Kurs seit dem Herbst 2009 und 1,0200 Euro für 1 GBP aus dem Krisenjahr 2008. Der Brexit lastet auf dem Verbrauchervertrauen in Großbritannien; und das Klima in der Weltwirtschaft hat sich wegen der Handelskonflikte eingetrübt. Die beiden größten Volkswirtschaften, USA und China, agieren gegenseitig mit steigenden Zöllen. Nach der Abwertung des chinesischen Yuan droht auch noch ein Währungskrieg.  Der 178 Jahre alte Tourismus-Pionier Thomas Cook[11] als britischer Traditionskonzern steht vor dem Aus [12], und weitere Problembereiche warten auf Lösung.

3. EU und Mercosur und  Einigung für die größte Freihandelszone der Welt.
Aufgrund der zahlreichen Teilnehmer aus Lateinamerika wurde das beim G20-Gipfel in Osaka 2019 präsentierte Abkommen besonders in den Blick genommen. Es sieht vor, Zölle und andere Handelsbarrieren zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay abzubauen. Die Verhandlungen dafür begannen vor fast 20 Jahren, übrigens auch der Anlass, um mit den Arnoldshain-Seminaren zu beginnen.
Hier liegt auch der Grund, dass mit dem Inkrafttretens des Abkommens die neue Freihandelszone rund 780 Millionen Konsument*innen und eine Wirtschaftskraft von jährlich 19 Billionen Euro umfasst. Europäische Unternehmen könnten jährlich vier Milliarden Euro an Abgaben sparen. Umwelt- und Verbraucherschützer*innen fürchten, dass in Europa gültige Standards zugunsten der Mercosur-Staaten abgesenkt werden könnten. Die Südamerikaner setzten auch eine stärkere Öffnung des europäischen Marktes für ihre landwirtschaftlichen Produkte durch, insbesondere Rindfleisch. 

Behandelt wurden diese Probleme in der Session 2 am 19.06. zu:  Money, Finance and Inflation unter der Moderation von Prof. Eckhard Freyer. Aus der Sicht Argentiniens referierte Prof. Ángel Enrique Neder, Kath. Universität Córdoba (Argentinien): Argentina and its monetary policy rule. 
Dazu kam als Experte  Prof. Pedro Esteban Moncarz mit dem Thema:  Trade integration strategies and welfare. A comparative study of six selected Latin-American countries. 
Die Inflationserfahrungen dort zeigte Prof. Fernando Zarzosa Valdivia (Universidad Nacional, Córdoba, Argentinien) auf: Inflation Dynamics in the ABC (Argentina, Brazil and Chile) countries. Besonders  der Beitrag von Prof. Ernesto Rezk (National-Universität Córdoba, Argentinien): "Should one Expect a Happy Ending of Mercosur-European Union Negotiations on Free Trade: the Role Played – or the Threaten Posed - by Tax and Spending Issues“ erbrachte weitsichtige Perspektiven[13]:

"The EU is negotiating a trade agreement with the four founding Mercosur states - Argentina, Brazil, Paraguay and Uruguay - as part of a broader Association Agreement between the two regions. The EU is Mercosur's number one trade and investment partner. EU exports to Mercosur: €45bn in goods in 2018 and €23bn in services in 2017.
The EU is the biggest foreign investor in Mercosur with a stock of €381 billion, while Mercosur’s investment stock in the EU amounts to €52 billion in 2017. While the relationship is very substantial both exporters and potential investors face barriers in Mercosur markets. The goals of the new EU-Mercosur trade deal are


  • to remove these barriers and help EU firms  to export more;
  • Strengthen worker’s rights and ensure environmental protection, encourage companies to act responsibly, and uphold high food safety standards and
  • Protect quality EU food and drink products labelled as Geographical Indications from imitations. The future agreement will represent a win-win for both the EU and Mercosur, creating opportunities for growth and jobs for both sides.[14]
    Details: >>> hier
4. Innovationen  und  Wohlstand / Innovations and Wealth
Innovationen haben einen für die Menschheit wunderbaren Vorteil: Sie vergrößern die Handlungsspielräume. Doch nicht alle Menschen profitieren von ihnen gleichermaßen. Wer etwas Neues und Besseres gefunden hat, kann früher als alle anderen daraus Nutzen ziehen. 
Der Vorsitzende, Prof. Dr.  Celestino Suárez Buguet, Universität Castellón/Valencia (Spanien), moderierte vorbildlich zu diesen wichtigen Themen mit innovativen Ideen.  Dabei konnten Aspekte des Projektes “Ethical Focuses of Digitization and Perspectives” von Alexander Elsas, Eckhard Freyer und Carolin Wondrack eingebracht werden:
„Change from Rhenish Capitalism to the Digital Market Economy“.
Doch nur wenn es gelingt, in den Wohlstandsgesellschaften[15] ein Bewusstsein zu erzeugen, dass es bei der Lösung globaler Probleme nicht nur um Moral oder die Wahrung und Mehrung eigenen oder fremden Wohlstands geht, sondern um die eigenen grundsätzlichen Überlebensinteressen[16], besteht Aussicht auf Erfolg.

Carolin Wondrak und Alexander Elsas


Rezensionen und Texte zum Thema

1)  Handbook on the European Union (EU)
     and International Trade

     Edited by Sangeeta Khorana
     and María García.

     B
usiness School, Faculty of Management,
      Bournemouth University
      Department of Politics,
      Languages & International Studies:
      University of Bath (UK).
      Cheltenham (UK): Elgar  Publ. 2017,  432 pp.


Dieses Handbuch behandelt alle Grundlagen - mit ausgezeichneten Kapiteln über die Rolle der EU-Institutionen zum Beispiel - und vieles mehr. Die EU-Handelspolitik war noch nie so komplex und umstritten. Diese Sammlung packt die Themen auf klare und präzise Weise an. Es ist ein Buch für alle, die versuchen, den EU-Handel zu verstehen. Die rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Gründe für die Handelspolitik spiegeln sich in der Aufnahme und Umsetzung der Handelsbeziehungen der EU mit dem Rest der Welt wieder. Dieses umfassende Zusammenstellung bietet den Lesern einen multidisziplinären Überblick über die wichtigsten Perspektiven, Akteure und Herausforderungen in den heutigen Handelsbeziehungen der EU. Die Veränderungen in der institutionellen Dynamik, der Brexit, die Politisierung des Handels, konkurrierende außenpolitische Agenden und die Anpassung an Handelsmustern im Zusammenhang von Wertschöpfungsketten sowie die digitale und wissensbasierte Wirtschaft verändern die Handelspolitik der Europäischen Union. Die Autoren befassen sich mit dem Rahmen dieser Herausforderungen. Es geht um die Ziele, Prozesse und die Wirksamkeit der handelspolitischen Entscheidungsfindung im Kontext der Handelsbeziehungen der EU mit entwickelten, sich entwickelnden und aufstrebenden Staaten der Weltwirtschaft. 
Insgesamt bietet dieses Handbuch Studierenden und Praktikern eine leicht zugängliche Einführung in die politischen Prozesse, die Handelspolitik der EU betreffen. Politische Entscheidungsträger, insbesondere außerhalb der EU, werden durch diese Lektüre ebenfalls wichtige Kenntnisse über die Handelspolitik der Europäischen Union erlangen.
Das Buch enthält Beiträge von:
 J. Adriaensen, L. Choukrounel, P. De Lombaerde, F. De Ville, M. Eagleton-Pierce, J. Eckhardt, M. Filadoro Alikhanoff, C. Gammage, M.J. Garcia, T. Heron, W.A. Kerr, S. Khorana, L. Kühnhardt, D. Martens, P. Murray-Evans, L. Nilsson, J. Orbie, L. Perdikis, N. Perdikis, G. Rósen, G. Siles-Brügge, A. Smith, M. Smith, N.R. Smith, M. Shu,
L. van der Putte, S. Velluti, W.G. Voss.
Mehr Infos: >>> https://www.e-elgar.com/shop/handbook-on-the-eu-and-international-trade
   
2)  Brendan Vickers / Sangeeta Khorana:
     Navigating Uncertainty:
     Towards a Post-Brexit Trade and Development Agenda.

     Cheltenham (UK):  Elgar Publ. 2018, 184 pp.


"Extreme Unsicherheit" ist ein Brexit-Schlagwort, das sich voll und ganz auf die künftigen Handelsbeziehungen Großbritanniens zu Entwicklungsländern - zu denen viele Commonwealth-Staaten gehören - sowie zu den übrigen EU-Mitgliedern bezieht. Diese Zusammenstellung von Aufsätzen bietet aktuelle und sachkundige Kommentare dazu, wie ein neues Abkommen zustande kommt. Die britische Handelspolitik gegenüber der EU und den Entwicklungsländern müsste von den dort dargestellten Überlegungen entworfen und umgesetzt werden. Die Aufsätze entflechten komplexe Themen und bieten einen Kontext für die aktuelle Debatte sowie einen Rahmen, in dem die laufenden Verhandlungen bewertet und diskutiert werden können. 

Die Sammlung basiert auf einem Workshop, der Anfang 2017 im Commonwealth-Sekretariat in London stattfand. Es handelte sich um das vom Wirtschafts- und Sozialforschungsrat finanzierten Projekts „Governance und wirtschaftliche Integration durch Freihandelsabkommen“.



3.) Unsere gemeinsame digitale Zukunft - Hauptgutachten des WBGU

Hg.: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung
-
Globale Umweltveränderungen

Berlin 2019, 486 S., Statistiken, Schautafeln, Abb., Glossar
(Redaktionssschluss: 12.04.2019)

Facebook

Die Digitalisierung geht mit immer weiter steigenden Energie- und Ressourcenverbräuchen sowie globalen Produktions- und Konsummustern einher, die die Ökosysteme noch massiver belasten. Die technischen Innovationsschübe übersetzen sich nicht automatisch in Nachhaltigkeitstransformationen, sondern müssen eng mit Nachhaltigkeitsleitbildern und -politiken gekoppelt werden.

----------------------------------------------------------------------------

ANMERKUNGEN


[1]   Die Aroldshain-Seminare [https://www.facbook.com/arnoldshainseminar/] begannen in der dortigen Evangelische AkademieTagungsstätte „Martin Niemöller-Haus“: 1957 erlangten die dort aufgestellten acht Arnoldshainer Abendmahlsthesen Berühmtheit. Denn es wurde versucht, die Voraussetzungen für eine Abendmahlsgemeinschaft zwischen den lutherischenunierten und reformierten Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland herzustellen (siehe: Arnoldshainer Konferenz). 2012 wurde die Akademie mit der Evangelischen Stadtakademie  Frankfurt/m. (am Römer) zur Evangelischen Akademie Frankfurt fusioniert.

[2]  Mit dem Zerfall des Ostblocks und dem damit verbundenen Ende des Kalten Krieges, mit der Entwicklung von Computer- und Kommunikationstechnik, mit der weltweiten Liberalisierung von Handel und Finanzen hat der Eintritt in das globale Zeitalter längst begonnen.
Vgl.
Ludger Kühnhardt /Tilman Mayer (Hg.):
Bonner Enzyklopädie der Globalität. Band 1 und 2.
Wiesbaden: Springer 2017, 1627 S. 99,99 Euro, eBook 79,99 Euro --- ISBN 978-3-658-13819-6

[3]  Links: https://www.facebook.com/arnoldshainseminar/
--- 
https://drive.google.com/drive/folders/10z8uYQyYeO5joITgLkrdFi42xh4fOYJM Die Ökonomie der Globalisierung ändert sich rapide. Grund dafür sind technische, klimatische und finanzielle Umwälzungen. Selbst in Schwellenländern steigen die Energie-, Transport- und Arbeitskosten ständig.
Vgl.
Amartya Sen  (Wirtschaftsnobelpreisträger, Harvard University): "Entwicklung bedeutet für mich materiellen Wohlstand ebenso wie Zugang zu Bildung, medizinischer Grundversorgung ebenso wie das Recht auf freie Religionsausübung, zur politischen Einflussnahme ebenso wie Schutz vor Polizeiwillkür."
Vgl. dazu: "Bericht über die menschliche Entwicklung", Vereinten Nationen diverse Jahrgänge;
Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of The Wealth of Nations. New York 1937,
deutsch: Der Wohlstand der Nationen. München 1974.
Max Weber: Protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. Bodenheim 1993

[5]  Wir leben in einer Welt des billigen Geldes: Schulden machen wird belohnt, Sparen wird bestraft. Das hinterlässt Verwüstungen in den Bilanzen von Staaten, Unternehmen und Bürgern. Vgl. Dirk Bezemer u. a.: The Shift in Bank Credit Allocation: New Data and New Findings.
DNB Working Paper 559, 2017.

[6]  Die Bank of England prophezeit die heftigste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, sollte es tatsächlich zu einem ungeordneten Brexit kommen. Drastische Reaktionen an den Märkten: Immobilien, Finanzen, Arbeit  würden Großbritannien weit zurückwerfen. Sollte das ausgehandelte Abkommen mit der EU nicht in Kraft treten können, dürfte die britische Wirtschaft innerhalb eines Jahres um acht Prozent schrumpfen -
BoE Official Website in einer Analyse verschiedener Brexit-Szenarien.

[7]   Daniele Tori, Özlem Onaran, The Effects of Financialization on Investment: Evidence From Firm-Level Data for the UK, Cambridge Journal of Economics 2018

[8]  Das ausgehandelte Brexit-Paket umfasst einen knapp 600 Seiten starken Austrittsvertrag. Darin sind die Bedingungen der Trennung festgeschrieben - etwa die Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und Schlusszahlungen des Vereinigten Königreichs an die EU von schätzungsweise rund 45 Milliarden Euro. Vorgesehen ist außerdem eine Übergangsfrist bis Ende 2020; diese könnte noch bis Ende 2022 verlängert werden. In dieser Zeit soll sich für die Wirtschaft und die Bürger beider Seiten praktisch nichts ändern.

[9]  London hat in den vergangenen Jahrzehnten Reiche und Superreiche aus aller Welt angelockt, mitsamt ihrem Geld. Niedrige Steuern, ein stabiler Staat mit verlässlichem Rechtssystem, Zugang zu Europa und ein ein wenig alter imperialer Glanz - das wirkte. Weil das britische Pfund aber immer weniger wert ist, schwinden auch die Vermögen. Und dann sinken auch noch die Preise für die oft sündhaft teuren Londoner Immobilien, erstmals seit der Finanzkrise.   80 Prozent der Wirtschaftsleistung stammen aus dem Dienstleistungsbereich, allein der Finanzsektor macht 6,5 Prozent aus. Die Londoner City ist noch immer der wichtigste Finanzplatz Europas: Banken, Fonds und Versicherungen haben dort ihren Sitz oder zumindest wichtige Dependancen. 
Der Standort aber dürfte unter den politischen Unsicherheiten um einen, womöglich harten Brexit und der Schwäche des Pfund besonders leiden. 

[10]  „Handbook on the EU and International Trade“ und: „Brendan Vickers/Sangeeta Khorana: Navigating Uncertainty: Towards a Post-Brexit Trade and Development Agenda, Elgar Publ. 2018“ - Besprechung s.o. https://theconversation.com/is-brexit-an-opportunity-to-revive-the-eu-india-trade-deal-113780
S. Khorana: Is Brexit business uncertainty leading to an investment chill? Financial director. Availablefrom and details >>> here 

[11]  Zu den Zuschüssen des chinesischen Großaktionärs Fosun will sich der  Reiseveranstalter  Finanzspritzen über 150 Millionen Pfund besorgen.

[12]  Das Vereinigte Königreich ist der wichtigste Standort für Fernsehen und On-Demand-Services in Europa. Bislang gilt: Wer in einem EU-Land eine Sendelizenz hatte, durfte in allen 28 Mitgliedsländer senden. Wenn Großbritannien ohne Deal aus der EU austritt, verlieren dort lizenzierte Medien dieses Recht. 

[13]  World Trade Organization (WTO), WTO Statistics Database.
Website: 
https://data.wto.org/

[14]  UN Conference on Trade and Development (UNCTAD),
Trade and Development Report 2018.
Power, Platforms and the Free Trade Delusion, 2018 und World Trade Organization (WTO), WTO Statistics Database, data.wto.org; UN Department of Social and Economic Affairs, Population Division, World Population Prospects:
The 2017 Revision, population.un.org/wpp;
World Bank, World Development Indicators, data.worldbank.org

[15]  Vgl. The Rise and Fall of American Technological Leadership: The Postwar Era in Historical Perspective, Richard R. Nelson and Gavin Wright, Journal of Economic Literature, Vol. 30, No. 4 (Dec., 1992), pp. 1931-1964 Published by: American Economic AssociationArticle Stable
URL: 
https://www.jstor.org/stable/2727970?seq=1#page_scan_tab_contents

[16]  Mit Big Data versucht China derzeit alle möglichen Probleme zu lösen – und verrät damit einen gefährlichen Glauben an die befreiende Kraft von Technik. Eine öffentliche Debatte darüber, wie die vermuteten Fortschritte die Bürger in die Falle allgegenwärtiger Überwachung stolpern lassen könnten, fehlt dagegen völlig. Hand in Hand mit Unternehmen wie Alibaba befördert die chinesische Regierung die Vorstellung, dass Technik der Garant von Wohlstand und Fairness ist. 
Die »Internet‑Plus«-Strategie, die Ministerpräsident Li Keqiang im März 2015 vorstellte, hat als Ziel die Digitalisierung und Innovationen zu fördern, um die stockende Wirtschaft neu zu beleben. Diese Strategie ist eng an staatliche Überwachung gekoppelt – und das ist der Preis, den China für seine digitale Revolution unter Führung und Aufsicht der Kommunistischen Partei zahlt und den viele Menschen nicht sehen. Mit ihrem Technologie-Versprechen kann die Regierung womöglich Ticket-Schwarzhändlern und Marathon-Betrügern das Handwerk legen. Aber zugleich könnte es ihr gelingen, sich eine der fettesten politischen Beuten aller Zeiten zu sichern: die Rechtfertigung für ein Massenüberwachungssystem, das drakonischer ist als alles, was die Welt je gesehen hat.

CC


Der mit den Erniedrigten solidarische Gott - zu einem Beitrag von Juan José Tamayo

Juan José Tamayo Acosta:
Un Dios subalterno
y activista de los derechos humanos

Ein subalterner und höchst aktiver Gott der Menschenrechte


--- Beitrag aus Amerindia, 18. August 2019

--- 
Mehr zum Internetportal Amerindia >>>
--- Vgl. auch: Focus Lateinamerika >>>

El texto español  al fin / der spanische Originaltext am Schluss !

Der spanische Theologe Juan José Tamayo Acosta (geb. 1946)
setzt sich in einem Beitrag für das lateinamerikanische
Internetportal Amerindia mit der Problematik auseinander,
dass Gott für politische Machtansprüche benutzt wird.
Das hat zur Folge, dass Menschen an den Rand gedrängt
und unterdrückt wurden und werden. 

Unter besonderem Bezug auf den renommierten portugiesischen Sozialwissenschaftler Boaventurade Sousa Santos (geb. 1940) und einigen weiteren lateinamerikanischer Befreiungstheologen plädiert Tamayo für einen Gott, der auf der Seite der Marginalisierten steht, die durch den Kolonialismus, Kapitalismus und Rassismus erniedrigt wurden. Es ist ein kraftvoll demütiger = subalterner Gott, der sich für ihr Menschsein einsetzt. Ein solches Gottesbild ist nicht durch Allmacht und Vorherbestimmung geprägt, sondern von dem Gedanken der Gerechtigkeit für alle. Der mit den Erniedrigten leidende und solidarische Gott ist zugleich derjenige, der für alle Gerechtigkeit und Menschenwürde einfordert. 

Tamayo bezieht sich auf den renommierten brasilianischen Sozialwissenschaftler Boaventura de Sousa Santos, der das Paradigma von den Erkenntnisweisen des Südens (Epistemologien des Südens) formuliert hat. Sousa zeigt in seinen jüngsten Veröffentlichungen eine besondere Sensibilität für die Rolle der Religionen und für die politisch fortschrittlichen, pluralistisch und befreiungstheologisch orientierten Konzepten, die für unterdrückte Völker und Gruppen eine besondere Wichtigkeit haben. Im Rahmen des World Theology and Liberation Forum in Porto Alegre (Brasilien) vom 21. bis 25. Januar 2005 erreichte seine Arbeit einen beeindruckenden Höhepunkt: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre! (1).Boaventura stellt fest, dass wir in einer Zeit leben, in der skandalöse soziale Ungerechtigkeiten und ungerechtes menschliches Leid nicht die notwendige moralische Empörung und den politischen Willen hervorrufen, um dagegen anzugehen und um eine gerechtere und egalitäre Gesellschaft aufzubauen. Darum sind besonders die Religionen herausgefordert, ihre ethischen Überzeugungen gesellschaftlich geltend zu machen; denn sie haben das Potenzial dazu, befreiende Theologen zu entwickeln. In der Spiritualität sowohl der großen Weltreligionen wie in den religiösen Traditionen der indigenen Völker liegt eine Kraft, die sich auch gesellschaftlich und politisch realisieren und umsetzen kann und will. Hier wird die Vision einer möglichen Welt mit spirituellem Tiefgang sichtbar, die bisherige Hegemonien in Frage stellt und emanzipatorische Praktiken entwickelt. 


Boaventura de Sousa Santos stellt in seinen Analysen fest, dass solche religionspluralistischen, feministischen und befreiungstheologisch orientierten Konzepte die Menschenrechte in besonderer Weise in den Mittelpunkt stellen. Religionen lassen sich von daher nicht mehr für machtpolitische Interessen instrumentalisieren, sondern treten selbst kritisch gegen Marginalisierung und Ausgrenzung auf. Tamayo sind in Boaventuras Arbeit gewissermaßen eine Übersetzungsübung, durch die eine kulturelle Transformation eingeleitet wird.
Der hermeneutische Schlüssel dafür ist die Metapher: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre ! Durch dieses Bild lässt sich weiterführend eine Konzeption von Menschenrechten gegen Hegemonien ableiten, die sich mit einer emanzipatorischen Praxis verbinden lässt. Ein solches Gottesverständnis, das sich mit den Unterdrückten und Marginalisierten solidarisch zeigt, bezeichnet  keinen allmächtigen, allgegenwärtigen, gewalttätigen Gott, sondern den Gott der Erniedrigten. Er ist ein subalterner Gott, der mit den Ausgebeuteten leidet und sich mit ihnen solidarisiert. 
Ein solches Verständnis von Gott als dem Heiligen, der sich "mit den gekreuzigten Völkern" solidarisiert, wie 
IgnacioEllacuría (1930-1989) sagt, stößt frontal auf den Gott, auf den männliche Attribute übertragen werden: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit, Vorsehung, Theodizee, Gewalt.
Boaventuras Gottesverständnis ist mit demjenigen von 
José Saramago (1922-2010) verwandt:
„Gott ist die große Stille des Universums und der Mensch der Schrei, der dieser Stille Bedeutung gibt“(2).
Dieses Bild von Gott als „der große Stille des Universums“ lädt ein - so sagt Tamayo - nicht mehr über Gott zu sprechen und vielmehr im Schrei der leidenden Menschen die Stimme Gottes wahrzunehmen.
Darum gilt es achtsam zu sein: Wenn viel über Gott geredet wird, wird im Grunde nichts gesagt.
Der österreichische Systematiker, 
Gottfried Bachl (geb. 1932) meint: „In einer Welt, in der das Wort ohne Aufhören viel Vergnügen bereitet und wo sich alles darauf reduziert, ist Gott in der Schwatzhaftigkeit seiner Zeugen umgekommen“(3).

Indem sich Tamayo besonders auf die "Definitionen" Gottes von Sousa Santos und Saramago  einlässt, sieht er sich in einer Linie auch mit einer apophatischen Theologie, einer "theologia negativa", die alle Begrifflichkeit sprengt und darum lieber schweigt.  Tamayo sieht darin vorbildhaft, wie Dionysios Areopagita (Pseudo-Dionysios), Meister Eckhart und andere Mystiker sich vorsichtig dem Heiligen annäherten. So verweist Tamayo am Schluss noch auf die Begine Marguerite Porète, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und auf Teresa von Ávila – der Häresie verdächtigte Reformatorin. Und schließlich erinnert er noch an Johannes vom Kreuz mit seiner über alle Zeiten hinausragenden mystischen Poesie. Er wurde  >gewaltsam aus seinem Häuschen neben dem Kloster der Menschwerdung entführt ... Das führte dazu, dass er in Toledo neun Monate inhaftiert war< (4)."

Der Autor:
Juan José Tamayo Acosta ist Direktor des Lehrstuhls für Theologie und Wissenschaft der Religionen "Ignacio Ellacuría" der Carlos III Universität Madrid.Autor von : Teologás de Sur. El giro decolonizador. Madrid: Trotta 2017                                                                                             [Theologien des Südens. Die Abkehr vom Kolonialismus]

Anmerkungen

 1. Boaventura de Sousa Santos: Si Dios fuese un activista de los derechos humanos        
     [Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre]  Madrid: Trotta 2014.
   
      --- 
Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis >>>
     --- Bericht in der spanischen Zeitung EMG - Euromundo Global, 22.10.2014 >>>
 2. Tamayo übernimmt hier die Definition des Journalisten Juan Arias im Interview mit Saramago
     in:
 José Saramago: El amor posible. Barcelona: Planeta 1998, S. 128   
     [Die Liebe macht es möglich] 

 3.
Mehr zu Gottfried Bachl >>>
     Vgl. auch die Bachl-Lectures (2013) >>>   
     Tamayo bezieht sich hier auf Hans Waldenfels: 
Dios, futuro de la vida

     Salamanca: Sígueme, , 1976, p. 71 [Kursivschreibung im Text von Tamayo]
   
     [Original: Gott. Auf der Suche nach dem Lebensgrund. Leipzig: Benno 1995]

 4. San Juan de la Cruz: 
Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz
     
     Salamanca: Sígueme 2002, p. 12.


El texto original

El prestigioso científico social Boaventura de Sousa Santos, creador del paradigma de las Epistemologías del Sur, muestra en sus publicaciones más recientes una especial sensibilidad, siempre en positivo y constructivamente, hacia el papel de las religiones y de las teologías políticas progresistas y pluralistas en los procesos de liberación de los pueblos y colectivos humanos sometidos al asedio del colonialismo, del patriarcado, del capitalismo mundial, de los fundamentalismos y del racismo epistemológico. 

Es ese un campo en el que ha hecho aportaciones relevantes, como demostró en el Foro Mundial de Teología y Liberación, celebrado en Porto Alegre (Brasil) de 21 a 25 de enero de 2005, donde inició un diálogo fecundo entre la teoría crítica de los derechos humanos y la teología en perspectiva liberadora, que llegó a su zenit con su obra 
Si Dios fuera activista de los derechos humanos (1).
Boaventura constata que vivimos en un tiempo en que las escandalosas injusticias sociales y los sufrimientos humanos injustos no generan la debida indignación moral y la voluntad política para combatirlos y para construir una sociedad más justa e igualitaria. En estas circunstancias, no podemos desperdiciar ninguna de las experiencias sociales de carácter emancipatorio que puedan contribuir a dicha construcción.   

Como participante activo en el Foro Social Mundial desde los inicios, observa que muchos activistas en la lucha por la justicia socio-económica, ecológica, étnica, sexual y decolonial apoyan su activismo y sus reivindicaciones en creencias religiosas o espiritualidades cristianas, judías, islámicas, hindúes, budistas, indígenas, etc. Es la emergencia de nuevas subjetividades que compaginan la militancia alterglobalizadora con referencias trascendentes o espirituales y, lejos de alejarlas de las luchas materiales e históricas por otro mundo posible, las comprometen con más radicalidad y profundidad. 

Todas las religiones, reconoce, tienen un potencial para desarrollar teologías políticas liberadoras, que son capaces de integrarse en las luchas contra-hegemónicas por los derechos humanos y contra la globalización neoliberal, y que pueden ser una fuente de energía radical en dichas luchas. 

Hace un análisis riguroso –tanto por su contenido y profundidad, como por su amplitud de conocimientos- de tales teologías políticas: cristiana, judía, musulmana, palestina, etc., teologías feministas, teologías interculturales e interreligiosas que fundamentan teóricamente la relación entre la experiencia religiosa y el compromiso contra-hegemónico, y remiten a prácticas emancipatorias. A su vez, identifica los principales desafíos que estas teologías plantean a los derechos humanos. 

Estos discursos religiosos no se atienen a la concepción ilustrada de la religión, que sitúa a esta en la esfera privada, en el ámbito de la conciencia y la recluye en los lugares de culto, sino que defiende su presencia en la esfera pública, pero no por la vía de la alianza con el poder, sino ubicada en los espacios de marginación y exclusión, vinculada a los movimientos sociales, respetuosa, al tiempo que crítica, con el proceso de secularización, y sin pretensión alguna de confesionalizar la sociedad, la política, la cultura, etc. 

En definitiva, lo que hace Boaventura es un ejercicio de traducción intercultural de las dos políticas normativas que pretenden operar globalmente: la de los derechos humanos y la de las teologías políticas liberadoras, buscando zonas de contacto de las que puedan surgir energías nuevas o renovadas para llevar a cabo una transformación social, política, económica y cultural radical. 

Si Dios fuese un activista de los derechos humanos 
es ciertamente un condicional metafórico al que de Sousa Santos da una respuesta metafórica: “Si Dios fuera un activista de los derechos humanos, Él o Ella estarían  definitivamente en busca de una concepción contra-hegemónica de los derechos humanos y de una práctica coherente con ella. Al hacerlo, más tarde o más temprano este Dios se confrontaría con el Dios invocado por los opresores y no encontraría ninguna afinidad con Este o Esta. En otras palabras, Él o Ella llegarían a la conclusión de que el Dios de los subalternos no puede dejar de ser un Dios subalterno”.   
Esta definición de Dios como “subalterno” está en plena concordancia con la imagen de Dios de la tradición judía, cristiana y musulmana como el Dios que opta por las personas y los colectivos empobrecidos, el Dios de la esperanza, de las y los pobres, el Dios al que el profeta judío Jeremías da el nombre de “Justicia”. 

La definición de Dios como ser subalterno de Santos, que se solidariza con las personas subalternizadas (y “con los pueblos crucificados”, en expresión de Ignacio Ellacuría) choca frontalmente con el Dios de la teodicea, a quien se le aplican atributos  varoniles en grado de excelencia: omnipoten-cia, omnipresen-cia, omniscien-cia, providen-cia, violen-cia. 
Obsérvese que los cinco atributos terminan en –cia. ¿No será que el Dios de la teodicea, el Dios de los amigos de Job, el Dios “motor inmóvil” de Aristóteles, el Dios de Tomás de Aquino, está en connivencia con la organización estadounidense que controla la vida de todos los seres humanos del planeta y trabaja a su servicio? Un Dios con estos atributos solo puede llegar a acuerdos con los poderosos de la tierra, no con las personas subalternizadas.
La definición de Dios de Boaventura me parece muy certera, como también lo es la de José Saramago: “Dios es el gran silencio del universo, y el ser humano el grito que dan sentido a ese silencio”(2). Esta imagen de Dios “el gran silencio del universo” invita a dejar de hablar de Dios y a escuchar el grito de las personas sufrientes de la historia. Una de las razones del ateísmo moderno es la locuacidad inane de no pocos creyentes en Dios. Como afirma Gottfried Bachtl, “en un mundo que encuentra un gran placer en la palabra sin fin y todo lo reduce a eso, 
Dios ha perecido en la locuacidad de sus testigos”(3).
Las definiciones de Dios de Sousa Santos y de Saramago son de las que más me gustan y con las que me identifico. Para un teólogo dogmático resultarán insuficientes. Para un teólogo crítico y heterodoxo, son las que mejor sintonizan con el Dios del éxodo, de los profetas de Israel/Palestina, de Jesús de Nazaret, de la teología apofática del Pseudo-Dionisio y del Maestro Eckhardt, de las místicas y los místicos como la beguina Margarita Porete, quemada en la hoguera, la reformadora Teresa de Jesús, sospechosa de herejía, y Juan de la Cruz, cumbre de la poesía mística de todos los tiempos, que fue “sacado violentamente de su casita junto al monasterio de la encarnación…, conducido a Toledo [y] encarcelado [durante] nueve meses”(4).


Juan José Tamayo Acosta es director de la Cátedra de Teología y ciencias de las Religiones
“Ignacio Ellacuría”, de la Universidad Carlos III de Madrid. Autor de Teologías del Sur. El giro desconolizador (Trotta, Madrid, 2017).

NOTAS
 1.   Boaventura de Sousa Santos, Si Dios fuese un activista de los derechos humanos, Trotta, Madrid, 2014.
 2.  Tomo la definición de la entrevista de Juan Arias a Saramago en
      José Saramago. El amor posible,

        Barcelona: Planeta, Barcelona, 1998, 128. 
 3.   Tomo la cita de H. Waldenfelds, Dios, futuro de la vida, Sígueme, Salamanca, 1976, 71. Subrayado mío.

 4.   San Juan de la Cruz: Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz. Salamanca: Sígueme 2002, 12

                                                      CC